Was ist eine Hepatitis?
Unter Hepatitis versteht man eine Entzündung der Leber. Die Leber ist dabei oft etwas
vergrößert, es kommt zur Vermehrung der weißen Blutkörperchen in der Leber und je nach
Schwere der Erkrankung gehen auch mehr oder weniger Leberzellen zugrunde.
Im klinischen Sprachgebrauch versteht man unter Hepatitis meist die durch Viren
verursachten Formen (Hepatitis A, B, C, D und E). Eine Hepatitis kann aber auch
andere Ursachen haben: Infektionen durch andere Erreger, Gifteinwirkung (z.B. Alkohol),
Medikamenteneinnahme, Autoimmunerkrankung, Stoffwechselerkrankungen,
Durchblutungsstörungen der Leber.
Was ist die Hepatitis A?
Die Hepatitis A ist eine durch Hepatitis A-Viren (=HAV) verursachte
Leberentzündung. Sie wurde (und wird teilweise heute noch) auch Hepatitis
epidemica genannt, weil immer wieder örtlich und zeitlich begrenzte Ausbrüche
(Epidemien) beobachtet werden.
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Hepatitis A Viren im Elektronenmikroskop
Hepatitis A Viren sind etwa ein Vierzig-tausendstel Millimeter groß (27 nm). |
Man kennt die Erkrankung schon sehr lange, sie wurde
früher auch als epidemische Gelbsucht bezeichnet. Dass sie durch ein Virus verursacht
wird, vermutete man erst im vorigen Jahrhundert. Die Identifikation des Hepatitis A
Virus gelang erst in den 70er Jahren.
Eine der größten Epidemien der letzten Zeit gab es 1988 in Schanghai, wo
innerhalb von 3 Monaten fast 300.000 Menschen wegen des Verzehrs roher Muscheln erkrankten
(M.L Halliday, Journal of Infectious Diseases, 1999).
Wie bekommt man Hepatitis A?
(nach J.A. Cuthbert, Clinical Microbiology Reviews, 2001)
Der erkrankte Mensch scheidet den Erreger im Stuhl aus. Die häufigste Ansteckungsart ist
der persönliche Kontakt mit Erkrankten bei mangelnder Hygiene: faeco-orale
("Stuhl-Mund") Schmierinfektion. Auch über verseuchte
Nahrungsmittel ist eine Ansteckung möglich (schlecht gekochte Meeresfrüchte,
Tiefkühlobst, Salate).
Trinkwasser-verursachte Ausbrüche von Hepatitis A sind in der
westlichen Welt sehr selten. Das Virus kann aber im Abwasser monatelang überleben.
Eine Übertragung auf dem Blutweg ist sehr selten aber möglich
(Blutkonserven, Gerinnungsfaktorkonzentrate, Mehrfachverwendung von Injektionsnadeln bei
Drogenmissbrauch)
Wer erkrankt an Hepatitis A?
Prinzipiell kann natürlich jeder erkranken. Besonders häufig erkranken aber Kinder
zwischen 5 und 14 Jahren. Erhöhtes Risiko haben Personal in Einrichtungen für Kinder,
Kanalarbeiter, Küchenpersonal. Die Erkrankung ist in Ländern mit schlechten hygienischen
Bedingungen weit häufiger. Daher stellen Reisen in solche Länder einen Risikofaktor dar.
Anteil von Personen, die eine
Hepatitis A durchgemacht haben |
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Nicht berücksichtigt sind Unterschiede innerhalb einzelner
Länder. So ist z.B. die Durchseuchung in Norditalien niedrig, in Süditalien hoch. |
Wann bricht die Erkrankung aus?
Die Zeit zwischen Ansteckung und Krankheit
(Inkubationszeit) beträgt 2 bis 6 Wochen.
Welche
Beschwerden und Zeichen hat man bei Hepatitis A?
Vorweg: Etwa 90% aller Fälle von Hepatitis im Kindesalter laufen unbemerkt ab (im
Erwachsenenalter sind dies nur mehr ca. 10%).
- Etwa 2-6 Wochen nach der Ansteckung beginnt die Hepatitis A meist mit
Allgemeinsymptomen: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Fieber,
Muskel/Gelenksschmerzen. Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch kommen
vor.
Manche sehen einen plötzlichen Widerwillen gegen Zigaretten als typisches Zeichen
einer Hepatitis an.
- Gleichzeitig mit diesen Symptomen oder bis zu 2 Wochen danach kommen
Zeichen der Gelbsucht: erst wird der Harn bräunlich, dann wird die Gelbsucht an der Haut
und besonders an der Lederhaut der Augen deutlich.
Eine Hepatitis A kann aber auch ohne Gelbsucht ablaufen.
Wie kann man eine Hepatitis A
nachweisen?
Methode der Wahl für den Nachweis einer gerade ablaufenden Hepatitis A ist die
Bestimmung von Antikörpern gegen das Hepatitis A Virus im Blut, genauer gesagt von
Antikörpern der Klasse IgM (Anti-HAV-IgM). Das ist ein relativ einfacher
Labortest, der verlässliche Resultate bringt. Näheres siehe weiter unten.
Will man die Hepatitis A bereits vor ihrem Ausbruch erkennen
(z.B. bei Kontaktpersonen von Erkrankten) kann ein Virusnachweis im Stuhl durchgeführt
werden (Hepatitis A Antigen-Nachweis = HAAg-Nachweis).
Beispiel des Verlaufs
einer Hepatitis A |
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Nach der Ansteckung passiert für den Patienten
einmal fast 4 Wochen lang nichts. Dennoch beginnt er schon nach etwa 2.5 Wochen Viren im
Stuhl auszuscheiden und damit für andere ansteckend zu werden. Man könnte bereits jetzt
mit Hilfe des HAAg Tests das Virus im Stuhl nachweisen. Kurz vor
Ausbruch der Erkrankung steigen die Antikörper gegen das Virus im Blut an (gesamt-Anti-HAV und Anti-HAV-IgM). Dann
bricht die Erkrankung aus (Gelbsucht, Übelkeit, Schwäche,....). Sie dauert 5 Wochen. Das
Virus im Stuhl ist schon bald nicht mehr vorhanden. Die Anti-HAV-IgM Antikörper bleiben
noch längere Zeit positiv, auch nach Ende der Erkrankung. Schließlich verschwinden sie
aber. Die Anti-HAV-Antikörper werden lebenslang positiv bleiben und vor weiteren
Erkrankungen schützen. |
Welche
anderen Laborbefunde sind bei Hepatitis A auffällig?
- Die "Leberenzyme" GOT (=AST) und GPT
(=ALT) sind erhöht (Spitzenwerte bis weit über 1000 U/l werden beobachtet. Hohe
Werte heißen aber nicht unbedingt schwere Erkrankung).
- Etwas nach den Leberenzymen steigt das Bilirubin an (bleibt aber meist unter 10 mg/dl;
höhere Werte sprechen im Allgemeinen für einen schwereren Verlauf). Im Harn findet man
ebenfalls Bilirubin und das Urobilinogen ist erhöht.
- Auch die Alkalische
Phosphatase und die Gamma-GT können erhöht sein.
- Ein wichtiger Befund ist die Prothrombinzeit (PZ, Thromboplastinzeit), die
bei vielen Lebererkrankungen vermindert ist, weil die Bildung der Gerinnungsfaktoren
gestört ist. Eine deutlich und lange verminderte PZ ist Ausdruck eines schwereren
Leberschadens.
- Auch andere Stoffe, die die Leber herstellt, können
verminderte sein: Albumin, Cholinesterase (wenn Erkrankung länger andauert)
- Bei Hepatitis A findet man typischerweise auch eine
Erhöhung der IgM-Antikörper im Blut.
- Bei der mikroskopischen Untersuchung der Blutzellen fallen wie
bei anderen Virusinfekten sog. aktivierte Lymphozyten
auf.
Wie behandelt man eine Hepatitis A?
Meist keine spezielle Behandlung notwendig. Schonung
(strenge Bettruhe scheint nicht notwendig), Vermeidung fettigen Essens. Die sehr seltenen
schweren Fälle bedürfen aber einer speziellen Behandlung, die bis zur
Lebertransplantation gehen kann.
Wie verläuft die Hepatitis A und
wie ist die Prognose?
Der Verlauf ist meist gutartig, bis auf wenige Ausnahmen heilt die Hepatitis A
innerhalb von 1-12 Wochen vollständig aus. Besonders bei Kindern ist der Verlauf meist
kurz und mild. Selten dauert die Erkrankung länger und nur vereinzelt kommt es zu
tödlichen Verläufen mit Leberversagen.
Kann man Hepatitis A mehr als einmal
bekommen?
Erkranken kann man im Allgemeinen nur einmal im Leben.
Eine neuerliche Infektion ist aber möglich. Diese verläuft meist unbemerkt, weil man
durch die Antikörper im Blut gut geschützt ist.
Wie lange ist eine Hepatitis A
ansteckend?
Der Stuhl von Infizierten ist leider schon 1 bis 2 Wochen vor Beginn der
Erkrankung ansteckend. Bei Beginn der Erkrankung sind nur mehr etwa 50% der Patienten
ansteckend. Bei normalem Krankheitsverlauf ist nach 4 Wochen keine Ansteckungsgefahr mehr
zu erwarten. Dennoch ist die Einhaltung strenger Hygiene weiter empfohlen, weil Ausnahmen
vorkommen.
Wie kann man sich vor Hepatitis A
schützen?
- Hygiene
- Kein Verzehr gefährlicher Lebensmittel in
Risikogebieten
- Aktive Impfung
Bei der aktiven Impfung werden ungefährlich gemachte Viren injiziert. Der Körper bildet
dagegen Antikörper. Dies bietet einen jahrzehntelangen Impfschutz (mindestens 20 Jahre).
- Passive Impfung
Man injiziert Antikörper gegen die Hepatitis A Viren. Dies schützt nur etwa 3
Monate. Die passive Impfung kann auch innerhalb von 10 Tagen nach einer vermuteten
Infektion verabreicht werden.
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