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Wozu brauchen wir die Alkalischen
Phosphatasen?
In den Zellen des Körpers werden die alkalischen Phosphatasen zur Durchführung
verschiedener biochemischer Reaktionen benötigt.Warum bestimmt man die Aktivität der Alkalischen Phosphatasen in
der Blutflüssigkeit?
Bei bestimmten Erkrankungen gelangen vermehrt Alkalische Phosphatasen ins Blut. Man misst
daher deren Aktivität in der Blutflüssigkeit (Serum), um diese Erkrankungen zu erkennen
oder zu beobachten.
Woher kommen die alkalischen
Phosphatasen im Blut?
Vorwiegend aus der Leber (zu ca. 50%) und dem Knochen (zu ca. 50%). Bei einem Viertel der
Menschen stammen ca. 10% aus dem Dünndarm. Bei Schwangeren kommt ein Teil der Alkalischen
Phosphatase aus dem Mutterkuchen (Plazenta).
Wieso spricht man oft von
"der" Alkalischen Phosphatase (AP)?
Man spricht vereinfachend von "der" Alkalischen Phosphatase, wenn man die
Gesamtaktivität aller im Blut befindlichen Alkalischen Phosphatasen meint. Genauer
müsste man dies also "Gesamt-AP" nennen.
Wann bestimmt man die AP?
Vor allem bei Verdacht auf Lebererkrankungen oder Erkrankungen des ableitenden
Gallengangsystems und bei Verdacht auf Knochenerkrankungen.
Und zur Beobachtung des Verlaufs dieser Erkrankungen.
Was sind AP-Isoenzyme?
Unter AP-Isoenzymen versteht man im Gegensatz zur Gesamt-AP die einzelnen Alkalischen
Phosphatasen, also die Leber-AP, die Knochen-AP, die Dünndarm-AP und die Plazenta-AP. Je
nach Methode lassen sich noch einige andere Untergruppen unterscheiden.
Wann bestimmt man AP-Isoenzyme?
Meist reicht die Bestimmung der Gesamt-AP aus, für spezielle Fragestellungen oder
Situationen muss man einzelne AP-Isoenzyme bestimmen. Das kann eine unklare Gesamt-AP
Erhöhung sein, bei der man wissen möchte, ob sie von der Leber oder vom Knochen
verursacht wurde. Oder man möchte die Knochen-AP bei bekannter Lebererkrankung
abschätzen. Auch wenn man den Verlauf der AP bei einer Erkrankung kontrollieren möchte,
gelingt dies exakter durch Bestimmung des interessierenden AP-Isoenzyms. |
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1. Erhöhungen als Ausdruck
normaler Lebensvorgänge
- bei Kindern in der Wachstumsphase (AP aus dem Knochen), besonders bei
Wachstumsschüben,
- bei Schwangeren ab der 14.Schwangerschaftswoche (AP aus dem
Mutterkuchen),
- bei manchen Personen nach der Nahrungsaufnahme (AP aus dem
Dünndarm).
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2. Lebererkrankungen,
Gallenwegserkrankungen (häufigste Ursache)
- Gallengangsverschlüsse außerhalb der Leber
Hier findet man sehr hohe Anstiege (bis zu 12-fach). Bei plötzlichem Verschluss Anstieg
nach etwa 24h. Nach Beseitigung des Hindernisses Normalisierung innerhalb von etwa 10
Tagen.
Ursachen:
- Gallensteine in den Gallengängen
- Tumor der Bauchspeicheldrüse
- Papillenstenose (Verengung der
Mündungsstelle des Gallenganges in den Zwölffingerdarm)
- Gallenblasentumor, Gallengangstumor
- Entzündungen der Gallengänge (inkl. Primär sklerosierende Cholangitis)
- vergrößerte Lymphknoten
- chronische (lang anhaltende) Entzündungen der
Bauchspeicheldrüse
- AIDS-Cholangiopathie: Infektionen der
Gallengänge
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Galle wird in der Leber produziert und über den
Gallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben. Kommt es aus irgendeinem Grund zum
Rückstau, steigt die AP im Blut an. |
- Störungen der Ausscheidung der Galle innerhalb der Leber
Zeigen meist einen niedrigeren Anstieg der AP (etwa 3 bis 5-fach) als die Verschlüsse
außerhalb der Leber.
Ursachen:
- Leberentzündung (Hepatitis) mit
Gallenausscheidungsstörung
Bei unkomplizierter Hepatitis ist die AP oft nur gering, manchmal sogar gar nicht erhöht.
Der Anstieg der AP auf das 3 bis 5-fache weist auf die Gallen-Ausscheidungsstörung, die Cholestase,
hin.
- Alkoholische Hepatitis (=entzündliche
Leberveränderungen wegen Alkoholwirkung).
- Medikamenten-verursachte Cholestase
Sehr viele Medikamente können eine Cholestase (Gallen-Ausscheidungsstörung) bewirken,
darunter auch die "Pille".
- Primär Biliäre Zirrhose
Entzündung der kleinen Gallenwege; vorwiegend bei Frauen mittleren Alters; wahrscheinlich
autoimmunbedingt - unsere Immun-Abwehr schädigt unser eigenes Gewebe; Diagnose durch
Nachweis spezieller Antikörper (AMA) im Blut.
- Primär
Sklerosierende Cholangitis
Entzündung etwas größerer Gallenwege; vorwiegend jüngere Männer; Ursache unbekannt;
Diagnose Endoskopisch-Radiologisch (ERCP; Schlauch über den Mund bis in den
Zwölffingerdarm, Flüssigkeit wird in die Gallengänge gespritzt; Durchleuchtung:
Verengungen und davor Ausweitungen werden deutlich).
- Schwangerschaft
Meist im letzten Drittel der Schwangerschaft, Normalisierung etwa 2 Wochen nach der
Entbindung.
- Seltene Ursachen:
"Syndrom der verschwindenden Gallengänge" (Vanishing
bile duct syndrome; das umfasst verschiedene Erkrankungen, bei denen man in der Leber - im
Mikroskop - eine Verminderung der Gallengänge sieht (nach Medikamenteneinnahme, bei
Sarkoidose der Leber, Leberabstoßung nach Transplantation), angeborenes Fehlen
der Gallengänge (Gallengangatresie), Mukoviszidose (=Cystische
Fibrose; Verstopfung wegen dickflüssiger Galle), erbliche Cholestase, künstliche
Ernährung, nach Operationen, bei manchen malignen
Tumoren, Sepsis (Blutvergiftung).
- Leberentzündungen
Wenn diese Erkrankungen nicht durch eine Störung der Gallenausscheidung
kompliziert werden, wird die AP nur gering erhöht sein (etwa 2-fach), während die GOT (=AST) und GPT (=ALT) stark
erhöht sein können.
Ursachen:
- Akute (plötzliche) und chronische (lang andauernde) Hepatitis
durch Viren (Hepatitis A, B, C und andere Viren)
- Verschiedene andere Lebererkrankungen
Auch bei diesen findet man meist nur leichte Erhöhungen der AP
- Leberabszesse
- Bösartige Erkrankungen, die die Leber betreffen:
Lebertumoren, Lymphome (Lymphdrüsenkrebs), Lebermetastasen (Tochtergeschwülste)
- Mitbeteiligung der Leber bei autoimmunen
Bindegewebserkrankungen (z.B. systemischer Lupus Erythematodes - SLE)
- Amyloidose der Leber (Ablagerung abnormer Eiweiße
verschiedener Ursache)
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3. Knochenerkrankungen
Ganz gegen den oberflächlichen Eindruck sind Knochen
sehr aktive Teile des Körpers in denen laufend Knochensubstanz an- und abgebaut wird. Die
Knochen-AP im Blut spiegelt vor allem die Knochenneubildung wider. Krankheiten, bei denen
diese vermehrt ist, können zu einer Erhöhung der Knochen-AP und bei stärkerem Ausmaß
auch zu einer Erhöhung der Gesamt-AP führen. Krankheiten, bei denen der Abbau im
Vordergrund steht führen seltener, und wenn, nur zu geringeren Erhöhungen.
- nach Knochenbrüchen
Anstieg nach einigen Tagen möglich
- Osteomalazie (=erhöhte Weichheit der Knochen wegen
mangelnden Einbaus von Mineralstoffen; leichte Erhöhungen.), Rachitis
(bis 4-fache Erhöhungen).
Ursachen:
- Vitamin D Mangel (Mangelnde Aufnahme, zu wenig
Sonnenlicht, Verdauungsstörungen, Leber oder Nierenschäden, Medikamente; sehr seltene
Erbkrankheiten)
- Spezielle Schädigungen der Niere mit Verlust von Phosphat
oder Übersäuerung (Azidose) des Körpers
- Lang andauerndes (chronisches) Nierenversagen
- Phosphatmangel
- Morbus Paget (=Ostitis deformans; AP kann stark
erhöht sein, bis 25-fach)
Knochenkrankheit unbekannter Ursache, meist Personen über 50; Verdickung,
Verformung und Schmerzen der Knochen; Schädel kann beteiligt sein ("Hut passt nicht
mehr"). Übermäßiger Knochenabbau und Knochenneubildung.
- Akromegalie
Übermäßige Produktion von Wachstumshormon; meist durch einen gutartigen Tumor
der Hirnanhangsdrüse.
Auch bei Behandlungen von Kindern mit Wachstumshormonen (wegen Kleinwuchses) steigt
die AP bei erfolgreicher Behandlung.
- Primärer Hyperparathyreoidismus (manchmal erhöhte
Werte)
Übermäßige Produktion von Parathormon; meist durch einen gutartigen Tumor der
Nebenschilddrüsen.
- Osteoporose (Knochenschwund; manchmal leicht
erhöhte, oft normale Werte)
- Knochentumoren und Tochtergeschwülste (Metastasen)
im Knochen. Erhöhung kann ausgeprägt sein.
Besonders bei Metastasen des Prostatakarzinom und Mammakarzinoms kommt es zu
Erhöhungen. Beim Multiplen Myelom (Blutkrebs der Plasmazellen; vorwiegend in den Knochen)
kommt es meist zu keiner Erhöhung.
- In den ersten 4 Monaten nach Nierentransplantation
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4. AP-produzierende
Tumoren
Manche Tumoren produzieren Alkalische Phosphatase. |
5. Andere Erkrankungen, bei
denen eine erhöhte AP beobachtet wurde
- Rheumatische Erkrankungen
Bei Rheumatoider Arthritis ("Rheuma") und Morbus
Bechterew (Spondylitis ankylosans; tiefsitzende Rückenschmerzen). Besonders in
aktiven Krankheitsphasen.
- Morbus Crohn (=Ileitis terminalis)
Chronisch entzündliche Darmerkankung; Bauchschmerzen, blutige Durchfälle,
Gewichtsverlust, Abszesse.
- Zuckerkrankheit Typ II ("Altersdiabetes")
- Schilddrüsenüberfunktion
- Vorübergehende Erhöhung unbekannter Ursache (Transiente
Hyperphosphatasämie)
Bei Kindern, manchmal auch bei Erwachsenen. Erhöhungen können sehr stark
ausgeprägt sein, dauern etwa 3 Monate, manchmal länger. Knochen-AP und Leber-AP sind
erhöht. Krankheit liegt keine vor! Es scheint eine erbliche Veranlagung vorzuliegen,
solche AP-Erhöhungen zu zeigen.
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