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Phosphat (bzw. "Phosphor") - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl

Info - Referenzbereich - Erhöhungen - Verminderungen - Phosphat im Harn
 

NAME:
Der Name Phosphor leitet sich vom griechischen Wort für Licht (phos) und tragen (pherein) ab. Phosphor heißt also Lichtträger weil er schwach, aber im Dunkeln gut sichtbar leuchtet. Phosphate sind die Salze der Phosphorsäure. 
   
INFO:
Was ist Phosphor?
Chemisch gesehen ist Phosphor ein nichtmetallisches Element. Im Körper kommt Phosphor aber nur in bestimmten Verbindungen, den sog. Phosphaten vor. Wenn man von Phosphor im Blut oder Harn spricht, meint man damit den Phosphor in diesen Verbindungen. Dies ist zwar chemisch nicht korrekt aber im klinischen Sprachgebrauch üblich. Der Phosphor-Gehalt des Blutes oder Harns sollte korrekter als "Phosphat" oder "anorganisches Phosphat" bezeichnet werden.

Wofür ist Phosphat wichtig?
Es gibt kaum Bereiche, in denen Phosphat nicht benötigt wird. Man braucht es für die Energiegewinnung und Energiespeicherung ebenso wie für die Zellteilung. Allein dadurch wird Phosphat praktisch überall benötigt. Phosphate sind aber auch Bausteine von Zellmembranen und Knochen. Ein Mangel oder Überschuss von Phosphat hat daher verschiedenste Folgen. 

Mit der Glykolyse gewinnt die Zelle aus Zucker Energie Nur ein Beispiel der Stoffwechselvorgänge, bei denen Phosphat mitwirkt. Aber ein wichtiges Beispiel. Die Energiegewinnung durch Verarbeitung des Blutzuckers, die sog. Glykolyse

Wie kommen wir zu Phosphat?
Wir nehmen es über die Nahrung auf. Für Erwachsene wird eine Aufnahme von etwa 800 mg Phosphor täglich empfohlen (das wäre in etwa 1 Liter Milch, 90 Gramm Emmentaler oder 500 Gramm Rind- oder Schweinefleisch, 400 Gramm Forelle, 600 Gramm Roggenbrot, 200 Gramm Erd- oder Walnüsse). Die durchschnittliche Ernährung enthält ausreichend Phosphor.

Wie scheiden wir Phosphat aus?
Wir scheiden es über die Niere im Harn und über den Darm im Stuhl aus.

Wo ist Phosphat im Körper?
Das Phosphat befindet sich größtenteils im Knochen, daneben aber sowohl in den Zellen als auch in den Körperflüssigkeiten.

Wie wird die Phosphatkonzentration im Blut reguliert?

  • Wenn wir zu wenig Phosphor im Blut haben, wird weniger Phosphor über die Niere ausgeschieden.
  • Wenn wir zu viel Phosphor im Blut haben haben, wird mehr Phosphor über die Niere ausgeschieden

Wer reguliert die Konzentration im Blut?
Der wesentliche Faktor ist die Niere selbst. Sie scheidet bei höheren Phosphatkonzentrationen im Blut mehr Phosphat aus und bei niedrigen weniger.
Daneben hat noch das Parathormon und - deutlich weniger - der Vitamin D Abkömmling Calcitriol Einfluss. Da diese Stoffe ihrerseits ganz wesentlich vom Calciumspiegel reguliert werden, hat der Calciumspiegel indirekt großen Einfluss auf den Phosphatspiegel.

Halsregion mit Schilddrüse und den 4 Nebenschilddrüsen Hinter der Schilddrüse (violett) befinden sich die 4 kleinen Nebenschilddrüsen (hellgelb). In den Nebenschilddrüsen wird das Parathormon hergestellt.
  • Das Parathormon wird in den Nebenschilddrüsen hergestellt und kann schon nach wenigen Minuten auf eine falsch hohe oder falsch niedrige Calciumkonzentration reagieren.
    Haben wir zuwenig Calcium, wird vermehrt Parathormon ausgeschüttet und umgekehrt.
    Parathormon führt zur vermehrten Ausscheidung von Phosphat über die Nieren.
    => Parathormon vermindert den Phosphatspiegel im Blut.

     
  • Calcitriol macht unser Körper aus aufgenommenen Vitamin D, kann es aber auch komplett selbst herstellen. Calcitriol erhöht die Phosphataufnahme aus der Nahrung und vermindert die Ausscheidung im Harn. Calcitriol erhöht also das zur Verfügung stehende Phosphat. Der Effekt ist aber nur schwach.
        

Welche Beschwerden/Probleme verursacht ein Phosphatmangel?
Leichte Verminderungen sind oft ohne Beschwerden. Es kann zu Appetitlosigkeit, Muskelschwäche und Knochenerweichung (Osteomalazie) mit Knochenschmerzen und Schwindel kommen. Stärkere Verminderung können zur Auflösung von roten Blutkörperchen (Hämolyse), Auflösung von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) aber auch zu Bewusstlosigkeit und zum Tod führen.

Welche Beschwerden verursacht ein Phosphatüberschuss?
Auch der Phosphatüberschuss kann ohne Beschwerden bestehen. Es kann aber auch zu Weichteilverkalkungen und zum Nierenversagen kommen.

Wann sollte man Phosphat bestimmen?
Wenn Beschwerden oder Probleme vorliegen, wie sie für Phosphatmangel oder Phosphatüberschuss gerade beschrieben wurden.
Daneben bei Knochenkrankheiten, Nierenerkrankungen, Nierensteinen, Erkrankungen der Nebenschilddrüse, Vitamin D Mangel, Verdauungsstörungen, Alkoholismus und bei Patienten auf Intensivstationen.

   
REFERENZ-
BEREICH:
  Bereich Einheit Bereich Einheit
Blutflüssigkeit 0.8 - 1.6 mmol/l 2.5 - 4.9 mg/dl
24h-
Sammelharn
15 - 60* mmol/24h 460 - 1850* mg/24h

*Abhängig von der Nahrungsaufnahme.

Detaillierte, altersabhängige Referenzbereiche
im Blut und anderen Körperflüssigkeiten

   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG:
(Hyperphosphatämie)

 

1. Zu große Aufnahme (eher selten)
  • Phosphat-haltige Anti-Magensäure-Mittel
    (Antazida; z.B. Phosphalugel®)
  • Phosphathaltige Einläufe (Darmspülungen)
  • Zu große Zufuhr bei künstlicher Ernährung

Eine zu große Menge aufgenommenes Phosphat wird normalerweise über die Niere ausgeschieden. Erhöhungen daher vor allem bei gleichzeitiger Nierenschwäche oder gleichzeitiger Vitamin D Gabe.

 

2. Zu geringe Ausscheidung
  • Länger andauerndes (chronisches) Nierenversagen
    Bei höhergradiger Nierenschädigung ist die Ausscheidung des Phosphats eingeschränkt - es kommt zum Anstieg der Phosphatkonzentration im Blut. Gleichzeitig ist Calcium vermindert.
  • Akutes Nierenversagen
    Besonders hohe Werte, wenn das Nierenversagen durch Zellzerfall ausgelöst wurde (z.B. Tumorzellzerfall bei Chemotherapie), bei dem ja aus den Zellen zusätzliches Phosphat in großer Menge freie wird.
  • Verminderte Wirkung des Parathormons der Nebenschilddrüsen
    Entfernung der Nebenschilddrüsen (bei Schilddrüsenoperationen nicht ganz selten), seltener wenn das Parathormon nicht wirkt (Erbkrankheiten) noch seltener bei Erbkrankheiten, bei denen die Nebenschilddrüsen nicht vorhanden sind.
    Außerdem kann bei vielen Zuständen mit erhöhtem Calcium im Blut die Ausschüttung des Parathormons vermindert sein und der Phosphatspiegel dadurch erhöht: Schilddrüsenüberfunktion, Milch-Alkali-Syndrom. Näheres im Abschnitt Calcium.

 

3. Phosphat wird aus zerstörten Zellen oder Knochen frei
  • Tumorlysesyndrom (Tumorauflösung)
    Wenn bei der Behandlung eines Tumors bzw. einer Leukämie (Chemotherapie) die Zellen massenweise zerstört werden, wird viel Phosphat frei und kann den Spiegel im Blut erhöhen. Ebenfalls erhöht ist Harnsäure und Kalium, vermindert ist Calcium.
  • Andere Lyse-Syndrome
    Rhabdomyolyse (Auflösung der Muskulatur wegen Medikamenten, Alkohol, Heroin, Narkose, erblicher Neigung).
    Crush-Syndrom: Bezeichnung für Schädigungen nach Muskelauflösung bes. wegen Zerquetschung bei Verletzungen (bes.Verschüttungen).
  • Absiedelungen bösartiger Tumoren (Metastasen) im Knochen können zu erhöhten Phosphatspiegeln führen.

 

4. Phosphat wird aus den Zellen in das Blut (und die Gewebsflüsssigkeit) verschoben
  • Übersäuerung des Körpers (Azidose)
    Kommt z.B. vor bei Zuckerkranken (Diabetische Ketoazidose), bei Nierenversagen. Eventuell auch bei Störungen der Atmung.

 

5. Andere Ursachen
  • Akromegalie
    Überproduktion des Wachstumshormons durch die Hirnanhangsdrüse.
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Vitamin D Vergiftung
   
VERMINDERUNG:
(Hypophosphatämie)

 

1. Zu geringe Zufuhr
  • Einseitige Ernährung
    (Alkoholismus, Magersucht, Diäten)
  • Längerdauernde Verdauungsstörungen
  • Künstlich ernährte Patienten
  • Einnahme Phosphat-bindender Medikamente
    (Magensäurehemmstoffe: Aluminiumhydroxid, z.B. in Aludrox®, Maaloxan®, Maalox 70®)

 

2. Zu große Ausscheidung
  • Überproduktion von Parathormon
    Das kann eine eigenständige Produktion sein (meist durch einen gutartigen Nebenschilddrüsentumor) oder aber ein niedriger Calciumspiegel hat die Parathormonproduktion der Nebenschilddrüsen angetrieben (Verdauungsstörungen, Vitamin D Mangel).
  • Produktion von PTHrP durch Tumoren
    Produktion eines Parathormon-ähnlichen Hormons durch Tumoren
  • Seltene, erbliche Erkrankungen der Niere, bei denen zuviel Phosphat ausgeschieden wird
  • Seltene Erbkrankheiten, die in der Niere letztlich zur Ausscheidung von zuviel Phosphat führen können
    Diese seien nur namentlich erwähnt: Fanconi-Syndrom, Galaktosämie, Cystinose, Wilson'sche Erkrankung, Fruktose-Intoleranz, Erbliche Tyrosinämie
  • Erworbene Nierenschäden

 

3. Verschiebung von Phosphat in die Zellen

Unter bestimmten Bedingungen strömt Phosphat in die Zellen hinein. Das kann bei manchen Formen so schnell gehen, dass dadurch lebensbedrohliche Situationen eintritt.

  • Erholung nach Übersäuerung des Körpers
    (z.B. nach der Diabetischen Ketoazidose des Zuckerkranken)
  • Behandlung der Zuckerkrankheit
  • Zuckerinfusionen (besonders nach Fastenperiode oder Operationen)
  • Essen nach Fastenperiode
  • Leistungssportler bei Zucker- bzw. Kohlenhydratzufuhr
  • Bodybuilder (Muskelaufbau braucht Phosphat)
  • Durch die Atmung bedingter Säuremangel des Körpers (=respiratorische Alkalose).
    Bei Hyperventilation (=übermäßige Atmung) wegen Sauerstoffmangels, psychisch, maschinelle Beatmung oder bei Störungen des Atemzentrums im Gehirn. Führt aber nur bei längerer Dauer zum Abfall des Phosphatspiegels.

 

4. Andere mögliche Ursachen
  • Alkoholismus
  • Verbrennungen (einige Tage später)
  • Vitamin D Mangel
  • Bei Behandlung einer Rachitis oder Osteomalazie
    Das sind meist durch Vitamin D- und/oder Sonnenlichtmangel verursachte Erkrankungen mit weichen und daher deformierten  Knochen.
  • Auch bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Nebennierenrindenüberfunktion (Morbus Cushing), Kaliummangel und Magnesiummangel wurden Erniedrigungen des Phosphats beobachtet.
  • Bei der Legionärskrankheit (Legionellen-verursachte Lungenentzündung) in den ersten 3 Tagen (Ursache unklar)

 

   
Phosphat im Harn
 
Eine Anmerkung vorweg: Phosphat kann im Harn "ausfallen", d.h. es ist dann nicht mehr gelöst sondern bildet Salze. Diese verursachen eine Harntrübung und, wenn der Harn stehen gelassen wird, einen sandigen Bodensatz. Trüber Harn oder Harn mit Bodensatz darf nicht ohne weiteres für die Phosphatbestimmung verwendet werden. Die Werte können dann völlig falsch werden.
Um ein Ausfallen von Phosphat zu vermeiden, sollte der Harn schon zum Beginn der 24h-Harn-Sammlung angesäuert werden. Man gibt z.B. in das Harnsammelgefäß etwas Salzsäure. Spätestens muss trüber Harn vor der Phosphatbestimmung angesäuert werden. Erst dann darf man ihn analysieren.
ERHÖHTE AUSSCHEIDUNG VON PHOSPHAT IM HARN:
(HYPERPHOSPHATURIE)

 

Nähere Info zu den einzelnen Ursachen bei der Beschreibung der Blut-Phosphatspiegel weiter oben.

 

Bei den oben genannten Ursachen für eine Erhöhung von Phosphat im Blut kann auch die Phosphatausscheidung im Harn erhöht sein. Ausnahmen sind nur jene Erkrankungen, bei denen der erhöhte Phosphatspiegel im Blut durch eine verminderte Phosphatausscheidung über die Niere verursacht ist.
Erhöhte Ausscheidung findet sich demnach bei:
  • Einnahme Phosphat-haltiger Anti-Magensäure-Mittel
    (Antazida; z.B. Phosphalugel®)
  • Phosphathaltige Einläufe (Darmspülungen)
  • Zu große Zufuhr bei künstlicher Ernährung
  • Tumorlysesyndrom (Tumorauflösung)
  • Andere Lyse-Syndrome der Muskulatur
  • Absiedelungen bösartiger Tumoren (Metastasen) im Knochen
  • Übersäuerung des Körpers (Azidose), außer solchen wegen Nierenversagens

 

Ebenfalls zu einer erhöhten Ausscheidung kommt es bei den Krankheiten mit erniedrigtem Phosphatspiegel im Blut, bei denen eine zu hohe Ausscheidung über die Nieren die Ursache ist:
  • Überproduktion von Parathormon
  • Produktion von PTHrP durch Tumoren
  • Seltene, erbliche Erkrankungen der Niere, bei denen zuviel Phosphat ausgeschieden wird
  • Seltene Erbkrankheiten, die in der Niere letztlich zur Ausscheidung von zuviel Phosphat führen können
  • Erworbene Nierenschäden
  • Nebennierenrindenüberfunktion (Morbus Cushing)

 

ERNIEDRIGTE AUSSCHEIDUNG VON PHOSPHAT IM HARN:
(HYPOPHOSPHATURIE)

 

Nähere Info zu den einzelnen Ursachen bei der Beschreibung der Blut-Phosphatspiegel weiter oben.

 

Bei den oben genannten Ursachen für eine Erniedrigung von Phosphat im Blut kann auch die Phosphatausscheidung im Harn erniedrigt sein. Ausnahmen sind nur jene Erkrankungen, bei denen der erniedrigte Phosphatspiegel im Blut durch eine vermehrte Phosphatausscheidung über die Niere verursacht ist.
Ursachen erniedrigter Ausscheidung sind demnach:
  • Einseitige Ernährung (Alkoholismus, Magersucht, Diäten)
  • Längerdauernde Verdauungsstörungen
  • Künstlich ernährte Patienten
  • Einnahme Phosphat-bindender Medikamente
  • Die meisten Verschiebungen von Phosphat in die Zellen können nur kurzfristig zu einer verminderten Phosphatausscheidung führen:
      Erholung nach Übersäuerung des Körpers
      Behandlung der Zuckerkrankheit
      Zuckerinfusionen (besonders nach Fastenperiode oder Operationen)
      Essen nach Fastenperiode
      Leistungssportler bei Zucker- bzw. Kohlenhydratzufuhr
  • Bodybuilder
  • Durch die Atmung bedingter Säuremangel des Körpers (=respiratorische Alkalose).

 

Ebenfalls zu einer erniedrigten Ausscheidung kommt es bei den Krankheiten mit erhöhtem Phosphatspiegel im Blut, bei denen eine zu geringe Ausscheidung über die Nieren die Ursache ist:
  • Nierenversagen
  • Verminderte Wirkung des Parathormons der Nebenschilddrüsen
   

 

Wichtige Hinweise: Die Website kann Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen nehmen wir gerne an, individuelle Anfragen können leider nicht beantwortet werden. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Die in med4you dargestellten Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch approbierte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med4you kann und darf nicht  zur Diagnosestellung oder zum Durchführen von Behandlungen verwendet werden. Bitte Nutzungsvereinbarungen lesen. Reproduktionen gleich welcher Art, die über die private Nutzung hinausgehen, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Impressum.
 

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Letzte Änderung 2017-09-23

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