Was ist die GGT?
Die GGT ist ein Enzym, also ein Biokatalysator, das bestimmte Vorgänge im Stoffwechsel
der Zellen ermöglicht.
Im Stoffwechsel muss oft eine Substanz in eine andere umgewandelt werden oder eine
Molekül-Gruppe auf ein anderes Molekül übertragen werden. Und dazu ist meist ein
bestimmtes Enzym notwendig. Die GGT hilft, Glutamyl-Reste von einem Stoff (z.B. von
Glutathion) auf einen anderen (z.B eine Aminosäure) zu übertragen, also zu
transferieren. Davon leitet sich ihr Name ab. Für die Bedeutung in der Labormedizin ist
das aber nicht so wichtig.
In welchen Organen kommt die GGT vor?
Die GGT kommt in sehr vielen Organen vor (hohe Aktivitäten findet man z.B. in der
Niere oder Bauchspeicheldrüse). Die GGT, die man im Blut messen kann, stammt aber praktisch
nur aus der Leber. Und in der Leber sind es vor allem die Zellen, die die kleinen
Gallengänge auskleiden, auf denen man besonders viel GGT Aktivität findet.
Warum bestimmt man die GGT im Blut?
Normalerweise findet man nur eine geringe Aktivität dieses Enzyms im Blut. Bei bestimmten
Erkrankungen steigt diese aber an. Man bestimmt die GGT bei:
- Verdacht auf Erkrankungen der Leber
- Verdacht auf Erkrankungen der Gallenwege
- Unterscheidung verschiedener Lebererkrankungen
- Unterscheidung verschiedener Erkrankungen der Gallenwege
- Verdacht auf Alkoholismus
- Kontrolle des Alkoholismus
"Leberwerte"
Im Klinikjargon wird oft der Ausdruck "Leberwerte" verwendet. Er ist nicht genau
definiert, man kann verschiedene Laborwerte darunter verstehen. AST
und ALT (=GOT und GPT) werden immer dabei sein. Aber auch die GGT wird bei
"Leberwerten" selten fehlen.
Was sagt die GGT im Blut aus?
- Normale GGT
Einen besonders hohen Aussagewert hat eine normale GGT. Ist die GGT nämlich normal,
bedeutet das mit 99%er Sicherheit, dass keine Leber oder Gallenwegserkrankung vorliegt.
Das heißt, dass der normale GGT-Wert eine Erkrankung der Leber oder Gallenwege fast
ausschließt. Auch Leber-Metastasen (Absiedelungen eines Krebses) sind bei normaler GGT
fast ausgeschlossen.
- Erhöhte GGT
Ist der Wert erhöht, ist die Aussage nicht ganz so einfach:
- Ist die GGT erhöht und sind andere Leberwerte (z.B. AST, ALT, Cholinesterase)
ebenfalls abnorm: In diesem Fall wird eine Erkrankung der Leber oder Gallenwege vorliegen.
- Sehr starke Erhöhungen (10 bis 30-fach) sprechen für Galle-Stauung
wegen Abflusshindernissen in den Gallenwegen.
- Isolierte Erhöhung der GGT (isoliert heißt: andere Leberwerte sind
normal): Hier kann aber muss keine Lebererkrankung vorliegen.
Kommt vor bei langdauernder Medikamenteneinnahme (z.B. bei Krampfleiden/Epilepsie),
Alkoholmissbrauch, Fettleber (z.B. wegen Fettsucht, Zuckerkrankheit, Alkoholismus,
Medikamenten), Krebs in der Leber oder bei lange bestehendem Blutstau in der Leber wegen
Schwäche des rechten Herzteils. Ferner findet man isolierte Erhöhungen bei Herzinfarkt
(AST auch erhöht), Hirntumoren und Hirnblutungen und bei vielen anderen Erkrankungen ohne
dass man die Ursache wirklich wüsste.
Leicht erhöhte GGT findet man z.B. bei der Mehrzahl der Spitalspatienten. Bei vielen kann
man keine bestimmte Ursache finden.
Zusammengefasst eignet sich die GGT also sehr gut zum Ausschluss
aber kaum zum Nachweis einer bestimmten Erkrankung.
Näheres siehe im Abschnitt ERHÖHUNG.
Die GGT hilft,
eine Galle-Stauung (=Cholestase) zu erkennen
In der Leber wird die Galle produziert. Sie fließt in kleinen, dann in größeren
Gallengängen in der Leber, danach außerhalb der Leber zur Gallenblase und zum
Zwölffingerdarm. Bei verschiedenen Erkrankungen erfolgt eine Stauung der Galle, weil ihr
Transport in der Leber oder nach der Leber behindert ist. Es ist wichtig, diese
Galle-Stauung, die sog. Cholestase zu erkennen.
Dabei hilft die GGT. Denn die GGT ist bei Galle-Stauung besonders stark erhöht.
Stärker erhöht als die anderen "Leberenzyme" z.B. die ALT (=GPT). Bei
Lebererkrankungen ohne Galle-Rückstau wird die ALT meist höher als die GGT sein, bei
Galle-Stauung ist die GGT höher.
In Zahlen ausgedrückt: Dividiert man die GGT durch die ALT, erhält man den
GGT/ALT-Quotienten. Bei normalen Lebererkrankungen ist dieser unter 1. Bei Leber- und
Gallenwegserkrankungen mit Galle-Rückstau ist er über 1, manchmal auch deutlich höher.
GGT/ALT-Quotienten über 1 findet man z.B. bei Leberzirrhose, Fettleber (Fettsucht,
Zuckerkrankheit, Alkoholismus, Medikamente), primär biliärer Zirrhose
(Autoimmunerkrankung der Leber bei Frauen mittleren Alters) , Medikamenten-verursachter
Cholestase, alkoholischem Leberschaden, Metastasen in der Leber,
mechanischem Abflusshindernis der Gallenwege (Gallensteine, Tumor) u.a.
|
Galle wird in der Leber produziert und über den
Gallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben. Kommt es aus irgendeinem Grund zum
Rückstau, steigt die GGT im Blut an. Dieser Rückstau kann in der Leber oder außerhalb
der Leber entstehen. |
Die GGT hilft, eine erhöhte
Alkalische Phosphatase abzuklären
Auch die Alkalische Phosphatase (AP) ist bei
Galle-Stauung erhöht. Die AP kann aber auch aus anderen Gründen (Knochenerkrankungen,
normale Schwangerschaft, Kindheit) erhöht sein. Findet man eine erhöhte AP
spricht eine gleichzeitig erhöhte GGT für eine Ursache im Bereich der Leber oder
Gallenwege. Ist die GGT aber normal, muss die erhöhte AP eine andere Ursache
haben.
Die GGT hilft,
Alkoholismus zu erkennen
- Zahlen
Jeder 2. Alkoholiker zeigt eine erhöhte GGT. Jede 3. GGT-Erhöhung eines Erwachsenen ist
durch Alkohol verursacht. Eine skandinavische Studie sagt sogar, dass unter
Männern mittleren Alters 2 von 3 GGT-Erhöhungen durch Alkohol verursacht sind.
Besonders verdächtig ist eine isoliert erhöhte GGT bei normalen oder fast normalen
anderen Leber-Laborwerten.
- GGT-Erhöhung auch ohne Leberschaden
Es muss noch kein Leberschaden vorliegen, die GGT kann auch ohne Leberschaden erhöht
sein. Wenn aber AST und ALT auch erhöht sind, liegt
bereits ein Leberschaden vor.
- Einmaliger Alkoholexzess erhöht GGT nicht
Ein nur einmaliger übermäßiger Alkoholgenuss reicht nicht, um die GGT zu erhöhen. Es
müssen schon mehrmalige Alkoholexzesse über einen mehrtätigen Zeitraum hinweg
vorgefallen sein, damit die GGT erhöht ist. Ausnahme: die Leber ist schon vorgeschädigt, dann kann auch einmalige übermäßige
Alkoholzufuhr die GGT erhöhen.
- Es dauert, bis sich die GGT wieder normalisiert
Bei sehr hohen Werten kann es 2 bis 3 Monate oder länger dauern, bis die GGT wieder
normal wird. Grobe Abschätzung: Ungefähr nach 3 Wochen sinkt die GGT auf die Hälfte
ihres Ausgangswertes. Aber natürlich nur, wenn man keinen Alkohol mehr zu sich nimmt.
Sinkt die GGT trotzdem nicht, besteht der Verdacht auf eine schwerere, ev. bleibende
Schädigung (Alkohol-Hepatitis, Leberzirrhose).
- Das CDT im Vergleich
Im Vergleich zum
CDT
(Carbohydrate-Deficient-Transferrin) ist die GGT ähnlich sensitiv
(d.h. die GGT erkennt ähnlich gut, wenn Alkoholismus vorliegt), aber das CDT ist
viel spezifischer (die GGT ist bei vielen anderen Krankheiten auch
erhöht, das CDT fast nur bei Alkoholismus).
|