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Androstendion bei der Frau
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    

IN FÜNF SÄTZEN

Produktionsorte des Andtostendions
Chemische Formel des Androstendions
  • Das Androstendion des Blutes stammt bei Frauen aus der Nebennierenrinde und den Eierstöcken (Ovarien).
      
  • Androstendion hat eine vermännlichende Wirkung, auch weil es im Körper zu Testosteron umgebaut wird.
     
  • Man bestimmt Androstendion im Blut bei Zeichen der Vermännlichung, polyzystischem Ovar (Hohlräume in den Eierstöcken), Störungen der Eierstockfunktion (z.B. Zyklusstörungen) und bei unerfülltem Kinderwunsch.
     
  • Zu hohe Androstendionspiegel kommen vor
    • bei Fettleibigkeit,
    • Adrenogenitalem Syndrom (erbliche Störung der Hormonproduktion in der Nebenniere), als
    • Folge einer vermehrten Prolaktinproduktion (Hyperprolaktinämie) oder anderer Hormonstörungen, 
    • viel seltener als Folge einer Hormonproduktion durch einen Tumor.
       
  • Zu niedrige Androstendionspiegel kommen vor
    • bei Versagen der Eierstöcke,
    • bei Versagen der Nebennieren oder
    • bei Medikamenteneinnahme (z.B. "Kortisonpräparate").
   
NAME:
Der Name leitet sich vom griechischen Wort "andros" (=Mann). Der Wortteil Der Teil "-dion" ist eine Anspielung auf die chemische Struktur des Androstendions.
Chemische Formel des Androstendions Stoffe, bei denen ein Sauerstoffatom über eine sog. Doppelbindung an ein Kohlenstoffatom gebunden sind, werden in der systematischen Chemie auch Ketone genannt. Da das Androstendion zwei solche Gruppen hat, hat es die Endung "-dion".
   
ALLGEMEINE INFO:
Was ist Androstendion?
Androstendion ist ein Geschlechtshormon, das vermännlichende Wirkungen hat (siehe unten). Es gehört zu den Androgenen.

 

Wo wird Androstendion bei der Frau produziert?
Androstendion wird zu etwa 50% in den Eierstöcken und zu 50% in den Nebennieren (genauer in der Rinde) gebildet.

Produktionsorte des Androstendions Nebenniere

Oben: Schema einer Nebenniere. Die Rinde ist dunkler, das Mark heller eingezeichnet.
Links: In den Eierstöcken und in der Nebenniere (genauer gesagt der Rinde) wird das Androstendion produziert.

 

Welche Wirkungen hat Androstendion?
Allgemein gesagt hat Androstendion "vermännlichende" (=androgene) Wirkungen. Androstendion selbst ist zwar nur schwach androgen wirksam, ein großer Teil des Testosterons der Frau entsteht aber aus Androstendion. Und Testosteron ist stark androgen wirksam.
Zeichen der Vermännlichung sind stärkere Körperbehaarung, männlicher Behaarungstyp (bis zum Bauchnabel), geringere Dichte des Haupthaares, beginnende Glatzenbildung, Akne, gesteigerte Produktion der Talgdrüsen und bei schwereren Fällen von Vermännlichung tiefere Stimmlage, Vergrößerung der Klitoris (des Kitzlers) und Vermehrung der Muskelmasse. Auch Zyklusstörungen und Hohlraumbildung in den Eierstöcken können durch den Überschuss vermännlichender Hormone verursacht sein.

 

Warum bestimmt man Androstendion im Blut?

  • Zeichen der Vermännlichung (Androgenisierung)
    Bezüglich der Symptome siehe Abschnitt "Wirkungen des Androstendions".
     
  • Störungen der Funktion der Eierstöcke
    (z.B. bei Zyklusunregelmäßigkeiten, fehlendem Eisprung)
     
  • Hohlraumbildungen (Zysten) im Ovar
     
  • Sterilität bzw. unerfüllter Kinderwunsch
  • Verdacht auf Adrenogenitales Syndrom
   
REFERENZ-
BEREICHE:
Frauen Bereich Einheit Bereich Einheit
vor der Menopause 0,47 – 2,68   µg/l 1,6 - 9,4 nmol/l
Nach der Menopause unter 1,0 µg/l unter 3,5 nmol/l

Umrechnungsfaktor: nmol/l = 3,49 ´  µg/l.

Anmerkung: Die Blutabnahme erfolgt am 3. bis 5. Zyklustag, morgens zwischen 8 und 10h. Am frühen Vormittag und in der Mitte des Zyklus sind die Androstendionwerte höhere.
   
ERHÖHUNG:
Welche Ursachen können erhöhte Werte haben?
  • Fettleibigkeit (bzw. Hyperinsulinismus)
    Fettleibigkeit ist die häufigste Ursache einer Vermehrung der Androgene und damit auch des Androstendions. Besonders häufig zeigt sich dabei eine "männliche" Fettverteilung (Bauch-/Lendengegend). Ursache der Androgenvermehrung ist vor allem die bei Fettleibigkeit häufig auftretende Vermehrung des Insulins (Hyperinsulinämie).
    Mechanismus: Als Folge der Fettleibigkeit kommt es zur verminderten Ansprechbarkeit der Gewebe auf Insulin. Die Bauchspeicheldrüse schüttet als Gegenmaßnahme vermehrt Insulin aus (=Hyperinsulinismus). Das führt aus verschiedenen Gründen zur Vermehrung der Androgene (vermännlichende Hormone). Unter anderem stimuliert Insulin die Androgenbildung in den Eierstöcken, fördert die Androgensynthese in der Nebenniere und senkt den Spiegel der Androgen-bindenden Eiweißstoffe im Blut. Und wenn weniger Androgene gebunden sind und mehr frei, dann können sie vermehrt wirken.
    Eine Diagnose des Hyperinsulinismus ist durch  Blutzuckerbestimmungen, Blutzuckerbelastungstests und eventuell durch Insulinbestimmung möglich.
    Anmerkung: Auch bei fettleibigen Frauen müssen die anderen in Frage kommenden Ursachen einer Androgenvermehrung ausgeschlossen werden.
  • Adrenogenitales Syndrom (AGS)
    Das AGS ist eine erbliche Erkrankung, bei der die Hormonproduktion der Nebenniere gestört ist. Als Folge produziert die Nebenniere vermehrt die "falschen" Hormone. Darunter ist auch das Androstendion. Das AGS ist durch Hormonuntersuchungen des Blutes erkennbar.
    Die angeborene, schwere Form des AGS ist sehr selten, eine andere leichtere Form, die erst ab der Pubertät auffällig wird, ist dagegen recht häufig. Näheres siehe im Abschnitt AGS.
     
  • Hormonproduzierende Tumoren (selten)
    Es könnte sich um Tumoren der Eierstöcke oder der Nebennieren handeln. Viel seltener andere Tumoren.
    Bei Androstendion-Werten über 10 µg/l (35 nmol/l) muss ein Tumor ausgeschlossen werden.
    Neben direkt Androstendion-bildenden Tumoren kommen LH-, HCG-, ACTH- oder Prolaktin-produzierende Tumoren in Frage, die indirekt die Androgenproduktion steigern können.
     
  • Hyperprolaktinämie und andere Störungen des Hormonhaushaltes
    Die anhaltende Vermehrung von Prolaktin (Ursachen siehe Abschnitt Prolaktin) verursacht eine Vermehrung der Androgene und damit auch des Androstendions. Auch eine Hypothyreose (=Schilddrüsenunterfunktion) kann eine Androgenvermehrung bewirken.
     
  • Manche Medikamente
    Z.B. Clomifen.
     
  • Schwangerschaft
  • Vom klinischen Bild her findet man erhöhte Spiegel häufig bei Vermännlichungserscheinungen (z.B. männlicher Behaarungstyp, Akne) und bei polyzystischen Ovarien. Das sind aber keine Ursachen sondern Folgen der vermehrten Androgenwirkung.
   
VERMINDERUNG:
Welche Ursachen können verminderte Werte haben?
  • Versagen der Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz)
    Näheres zu den Ursachen siehe Abschnitt FSH/LH.
     
  • Erkrankungen der Nebennierenrinde
    Morbus Addison (Autoimmunkrankheit), beidseitige Entfernung der Nebenniere
     
  • Medikamente
    "Pille", Östrogene, Glukokortikoide ("Kortison"), Antiandrogene
     
   

 

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Letzte Änderung 2005-09-18

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