Was sind ASGPR-Antikörper?
ASGPR-Antikörper sind Autoantikörper, die sich gegen bestimmte Strukturen der
Oberfläche der Leberzellen richten. Und zwar gegen die Struktur, die eine Andockstation
(Rezeptor) für Asialoglykoprotein ist.
Eine umfassende Erklärung würde hier zu weit führen, diese Information soll nur
den Namen der Autoantikörper erklären.
Was sind Autoantikörper?
Normale Antikörper sind dazu da, um Viren, Bakterien oder andere Infektionserreger
beseitigen zu helfen. Aus letztlich noch ungeklärten Gründen produzieren unsere
Abwehrzellen aber manchmal Antikörper, die sich gegen uns selbst richten. Man nennt
solche Antikörper Autoantikörper (griechisch autos: selbst).
Krankheiten, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, nennt man Autoimmunkrankheiten.
Man findet Autoantikörper im Blut bei verschiedensten Autoimmunkrankheiten
("Rheuma", Systemischer Lupus Erythematodes, Schilddrüsenentzündungen...).
Manche Autoantikörper sind die Ursache der Erkrankung, bei der man sie findet, manche
sind nur Begleiterscheinung. Bei vielen, so auch bei den ASGPR-Antikörpern, weiß man es
nicht sicher.
Wann werden
ASGPR-Antikörper bestimmt?
Wenn Verdacht auf eine autoimmune Hepatitis oder eine Autoimmunerkrankung
mit Leberbeteiligung besteht.
Ergeben eine Routineuntersuchung oder Beschwerden des Patienten den Verdacht auf
eine chronische (=langandauernde) Lebererkrankung, wird man zuerst nach einer infektiösen
Hepatitis (vor allem Typ B und C) und anderen häufigen Lebererkrankungen fahnden. Ergeben
sich darauf keine Hinweise, wird man verschiedene Autoantikörper, darunter auch die gegen
ASGPR bestimmen.
Man bestimmt normalerweise nicht nur ASGPR-Antikörper
ASGPR-Antikörper werden vorwiegend im Rahmen der Abklärung einer Leberschädigung
gemessen. Dabei sucht man nach Virus-Infektionen der Leber, nach Medikamenteneinnahme und
nach bestimmten Erbkrankheiten. Weiters werden verschiedene Autoantikörper wie SMA, ANA, SLA-LP, LKM, AMA und ev. ANCA, ASGPR sowie LC1 im Blut
bestimmt*.
Bei Verdacht auf autoimmune Hepatitis wird im Blut des Patienten nach den
Autoantikörpern gesucht, die bei der autoimmunen Hepatitis und ähnlichen Erkrankungen
häufig vorkommen. Das hilft bei der Diagnose. Außerdem kann man die autoimmune Hepatitis
mit Unterstützung der Antikörperbefunde in drei Typen einteilen (I, II und III).
* Abkürzungen
der Autoantikörper |
|
ANA |
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- |
|
Antinukleäre Antikörper |
SMA |
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- |
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Smooth muscle
antibodies / Antikörper gegen die glatte Muskulatur |
SLA |
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- |
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Soluble liver
antigen antibodies / Antikörper gegen lösliches Leberantigen
(ident mit LP) |
LKM |
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- |
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Liver kidney
microsomal antibodies - Antikörper gegen Leber- und Nierenmikrosomen |
ASGPR |
|
- |
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Antikörper gegen Asialoglykoprotein
Rezeptor |
ANCA |
|
- |
|
Anti neutrophil
cytoplasmic antibodies / Anti neutrophile
zytoplasmatische Antikörper |
AMA |
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- |
|
Antimitochondriale
Antikörper |
LP |
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- |
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Liver-Pancreas
Antigen Antibodies - Antikörper gegen Leber-Bauchspeicheldrüsen Antigen
(ident mit SLA) |
LC1 |
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- |
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Liver cytosolic
protein antibodies - Leber Zytosolprotein-Antikörper |
Was sagt ein ASGPR Wert aus?
Im Rahmen der Abklärung einer Lebererkrankung hilft die Bestimmung verschiedener
Autoantikörper (zu denen auch ASGPR-Antikörper gehören), die richtige Diagnose zu
stellen:
- ASGPR negativ
Findet man keine ASGPR-Antikörper, ist der ASGPR Befund also negativ, dann macht dies
eine autoimmune Hepaitits etwas unwahrscheinlicher, weil man bei ca. 75 % aller
Fälle von autoimmuner Hepatitis ASGPR-Antikörper nachweisen kann. Man muss aber
natürlich auch die Resultate der anderen Autoantikörper einbeziehen.
- ASGPR positiv
Findet man ASGPR-Antikörper im Blut des Patienten, dann ist, wenn andere
Lebererkrankungen ausgeschlossen wurden, eine autoimmune Hepatitis wahrscheinlich.
ASGPR-Antikörper treten aber auch bei Virus-verursachter Hepatitis, bei alkoholischer
Hepatitis und bei primär biliärer Zirrhose auf.
Einschub: die autoimmune Hepatitis
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Was ist die autoimmune Hepatitis
(Leberentzündung)?
Eine autoimmune Hepatitis ist eine seltene, häufiger bei Frauen auftretende
Erkrankung, die durch unser eigenes, fehlgesteuertes Immunsystem entsteht, das die Leber
angreift.
Frühere Bezeichnung: autoimmune,
chronisch aktive Hepatitis.Was
verursacht eine autoimmune Hepatitis?
Das ist nicht klar. Es dürfte ein Zusammenspiel von erblicher Anfälligkeit und
äußeren Einflüssen sein (Infekte, Wirkung von Giftstoffen oder Medikamenten).
Welche Zeichen hat die autoimmune Hepatitis?
Je nach Schwere reichen die Beschwerden von Appetitlosigkeit, Müdigkeit,
Krankheitsgefühl bis zu schweren Zeichen der Leberentzündung mit Gelbsucht, schwerer
Übelkeit, Bewusstseinseinschränkung bis zum Koma. Unbehandelt kann die Erkrankung
fallweise rasch zum Tod führen.
Wie diagnostiziert (erkennt) man eine autoimmune
Hepatitis?
Wenn die normalen Laboruntersuchungen den Leberschaden anzeigen und der Verdacht
auf eine autoimmune Hepatitis besteht (Leberenzyme erhöht, Gamma-Globuline erhöht), wird
man zuerst eine infektiöse Hepatitis (Virushepatitis) ausschließen. Auch eine
Medikamenten-verursachte Leberschädigung und Erbkrankheiten wie die Hämochromatose
(Eisenspeicherkrankheit) und die Kupferspeicherkrankheit müssen ausgeschlossen werden
(Ferritin- und Coeruloplasminbestimmung; Kupfer im Harn). Weiters sucht man nach
bestimmten Autoantikörpern im Blut (ANA, SMA, LKM, ANCA, AMA, LC1, SLA-LP, ASGPR). Je
nachdem, ob und welche man findet, wird eine autoimmune Hepatitis wahrscheinlich oder sehr
unwahrscheinlich. Spezielle Untersuchungen (Röntgenuntersuchung des Gallangangsystems und
eine Leberprobenentnahme) können zur Absicherung der Diagnose notwendig sein.
Große Bedeutung für die Diagnose einer autoimmunen Hepatitis hat also einerseits
der Nachweis der Autoantikörper und andererseits der Ausschluss anderer Erkrankungen.
Welche Typen von autoimmuner Hepatitis
unterscheidet man?
Man hat die autoimmune Hepatitis nach den auftretenden Autoantikörpern eingeteilt.
Eine gebräuchliche Einteilung ist folgende:
- Typ I (häufigste Form): ANA und/oder SMA positiv.
Vorkommen vorwiegend bei jungen (jünger als 30 Jahre) und wieder bei älteren (größer
50 Jahre) Frauen. Oft noch andere Autoimmunerkrankungen dabei.
- Typ II: LKM und/oder LC1 positiv; ANA und SMA
negativ.
Meist junge Mädchen/Frauen (Gipfel unter 10 Jahren).
Oft noch andere Autoimmunerkrankungen dabei. Zeigt eher einen ungünstigeren Verlauf
- Typ III: SLA-LP positiv (SMA und AMA können auch
positiv sein).
Meist Frauen, Durchschnittsalter etwa 37a.
Anmerkung: ob, es gerechtfertigt ist, Typ I und III voneinander zu
unterscheiden, ist noch nicht endgültig geklärt.
Wie kann man die autoimmune Hepatitis behandeln?
Mit Medikamenten, die das Immunsystem hemmen (z.B. "Kortison"-Medikamente),
werden sehr gute Ergebnisse erzielt (10 Jahres Überlebensraten von 90 % und mehr).
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