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Zellzahl in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (=Liquor cerebrospinalis) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Liquor (eigentlich "Liquor cerebrospinalis" im Klinikjargon aber meist nur Liquor genannt): Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor: lateinisch für Flüssigkeit, cerebrum: lat. für Gehirn; spinalis: lateinisch für zum Rückenmark gehörig);
Zellzahl = Anzahl der Zellen pro µl. Genauer gesagt ist damit meist die Zahl der weißen Blutkörperchen gemeint, andere Zellen werden nicht mitgezählt.
   
KURZINFO:
Man gewinnt Liquor meist durch einen Einstich zwischen zwei Lendenwirbeln (Lumbalpunktion). Der Liquor ist normalerweise klar, farblos, eiweißarm und enthält nur sehr wenige Zellen. Die Zählung der Zellen erfolgt meist im Mikroskop, wofür der mit Färbereagenz vermischte Liquor in eine spezielle Zählkammer eingebracht wird (sog. Fuchs-Rosenthal Kammer).
Fuchs-Rosenthal-Zählkammer für die Zählung der Zellen im Liquor Fuchs-Rosenthal Kammer Wird eine kleine, dünne Glasscheibe mit den beiden Metallklammern auf die Mitte der Kammer gepresst, entsteht unter dem eingezeichneten Viereck ein bestimmtes Volumen. Man füllt verdünnten Liquor ein, gibt die Kammer ins Mikroskop und zählt alle weißen Blutkörperchen innerhalb des Vierecks.

Um neben der Zahl auch die Art der Zellen zu erkennen, wird bei der Liquoruntersuchung auch ein Zellpräparat angefertigt, gefärbt und im Mikroskop beurteilt.

   
REFERENZ-
BEREICH:
Bereich Einheit
bis 4 Zellen/µl
bis 12/3 Zellen/µl*

*Von manchen Labors wird die Zellzahl immer noch in "Drittelzellen" angegeben. Das kommt daher, dass bei Verwendung der üblichen Spezialzählkammern ein Volumen von 3 µl Liquor ausgezählt wird. Um von Drittelzellen auf Zellen pro µl umzurechnen: Drittelzellen dividiert durch 3 ergeben Zellzahl pro µl.

   
ERHÖHUNG
(Pleozytose):
Durch Bakterien verursachte, eitrige Gehirnhautentzündung
Dabei findet man sehr hohe Zellzahlen (mehrere tausend Zellen/µl). Die weißen Blutkörperchen gehören dabei fast ausschließlich zu einer bestimmten Untergruppe der weißen Blutkörperchen, den sog. Neutrophilen Granulozyten ("Eiterkörperchen").
Achtung: Eine bakterielle Meningitis muss nicht immer hohe Zellzahlen aufweisen: Während also sehr hohe Zellzahlen für eine bakterielle Meningitis sprechen, schließt eine niedrigere Zellzahl eine bakterielle Meningitis leider nicht sicher aus.
Durch Viren verursachte akute Gehirnhautentzündung
Verursacht geringere Erhöhungen (bis mehrere hundert Zellen/µl). Im Gegensatz zur bakteriellen Gehirnhautentzündung sind die weißen Blutkörperchen dabei zum großen Teil Lymphozyten (Anmerkung: Lymphozyten und Monozyten werden im Klinikjargon zusammen auch oft ungenau als "mononukleäre" Zellen bezeichnet).
Tuberkulöse Gehirnhautentzündung (bis mehrere hundert Zellen/µl, überwiegend mononukleär)
Pilz-verursachte Gehirnhautentzündung (bis mehrere hundert Zellen/µl, überwiegend mononukleär)
Prarasitenerkrankungen (Schweinebandwurmlarvenbefall, Rattenlungenwurm) des Nervensystems (typisch sind hierfür Eosinophile Granulozyten im Liquor)
Guillain-Barré-Entzündung der Rückenmarksnervenwurzeln mit Lähmungen unbekannter Ursache (kann eine geringe Erhöhung der Zellzahl zeigen, überwiegend mononukleär; Im Vordergrund steht bei dieser Erkrankung aber die Erhöhung des Eiweißes im Liquor)
Borrelienerkrankung des Nervensystems (einige hundert Zellen/µl, überwiegend mononukleär)
Herpes-Zoster-Infektionen (Gürtelrose) mit Ganglienbeteiligung (bis 150/µl, überwiegend mononukleär)
Hirnabszess (umschriebene Eiterung im Gehirn) bis einige hundert/µl
Multiple Sklerose (bis 40/µl, überwiegend mononukleär)
Neurosarkoidose (seltenere Erkrankung unbekannter Ursache, überwiegend mononukleär)
 
Neurosyphilis (sehr seltene, bei Nichtbehandlung entstehende Spätform der Syphilis) kann eine überwiegend mononukleäre Zellvermehrung aufweisen
 
Leukämien mit Befall des zentralen Nervensystems (Gehirn oder Rückenmark)
 
Akute Kinderlähmung (Poliomyelitis)
 
Auch durch Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis), Verletzungen, nach epileptischen Anfällen, Tumoren oder vorangegangene Lumbalpunktionen kann die Zellzahl im Liquor (meist eher gering) erhöht sein.
   
NORMALE WERTE:
Morbus Alzheimer
Amyotrophe Lateralsklerose (Degeneration der Nerven mit unvollständigen Lähmungen der Muskeln)
   

 

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Letzte Änderung 2003-03-07

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