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Was ist Östriol? Östriol ist ein Hormon, das zu den sog. Östrogenen gehört. Die Östrogene
sind die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone (neben den Gestagenen). Östriol ist
allerdings ein nur schwach wirksames Östrogen, ja eigentlich ein Abfallprodukt des
Östrogenstoffwechsels. Außerhalb der Schwangerschaft spielt das Östriol keine wichtige
Rolle.
Soweit man das bis jetzt weiß. Es gibt Wissenschaftler, die dem Östriol sehr wohl
eine Rolle außerhalb der Schwangerschaft zutrauen. Schlüssige Ergebnisse gibt es aber
noch nicht.
Die Östrogene Östradiol und
Östriol |
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Östriol (= Estriol, = E3)
Östriol ist normalerweise ein kaum mehr wirksames Abbauprodukt des Östradiols und Östrons ohne Bedeutung. In der Schwangerschaft steigt
seine Konzentration und damit seine Bedeutung stark an.
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Östradiol
(= Estradiol, = E2)
Östradiol, das wirksamste und damit wichtigste Östrogen der Frau. Stammt
überwiegend aus den Eierstöcken (Ovarien).
Die Abkürzung E2 erinnert an die 2 OH Gruppen). |
Wer produziert
Östriol?
- Außerhalb der Schwangerschaft
Östradiol entsteht aus der Umwandlung von anderen Östrogenen (bes. Östradiol und Östron) an verschiedenen Stellen des Körpers (z.B im
Fettgewebe). Es ist also gewissermaßen ein Abfall- oder Abbauprodukt der anderen
Östrogene. Die Konzentration im Blut ist außerhalb der Schwangerschaft niedrig, seine
Wirkung gering.
- In der Schwangerschaft
Die Plazenta (der Mutterkuchen) produziert relativ große Östriolmengen. Daher ist der
Östriolspiegel im Blut in der Schwangerschaft viel höher.
Die Stoffe, aus denen die Plazenta Östriol macht, kommen übrigens vom Feten (Kind).
Genaueres über die sog. fetoplazentare Einheit siehe weiter unten.
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Warum bestimmt
man Östriol im Blut?
- Bestandteil des in der Schwangerschaft durchgeführten Triple-Tests
Beim Triple-Test bestimmt man die Hormone HCG, Alpha-1-Fetoprotein und Östriol frühestens nach Ende der 15
Schwangerschaftswoche. Die Ergebnisse des Triple-Tests können Hinweise auf das Vorliegen
von bestimmten Missbildungen oder von Schäden des Erbguts liefern. Besonders für die
Erkennung der häufigen Trisomie 21, dem Down-Syndrom, ist das Östriol wichtig. Ist
der Triple-Test auffällig, kann man Spezialuntersuchungen anschließen.
- Schwangerschaftsüberwachung
Der Östriolspiegel im Blut der Schwangeren kann bestimmt werden, um die regelrechte
Entwicklung des Kindes bzw. der Schwangerschaft zu überwachen. In dieser Anwendung hat
die Östriolbestimmung allerdings an Bedeutung verloren, da es dafür inzwischen bessere
Methoden gibt.
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Warum sagt der
Östriolspiegel im Blut der Schwangeren etwas über das Kind? - Die fetoplazentare Einheit Die Bedeutung des Östriolspiegels in der Schwangerschaft liegt darin, dass
das Östriol im Blut der Schwangeren nicht von der Schwangeren selbst sondern praktisch
nur vom Feten (dem Kind) und der Plazenta (dem Mutterkuchen) stammt. Fetus und Plazenta
arbeiten bei der Bildung des Östriols zusammen. Dies nennt man auch die fetoplazentare
Einheit.
Aus diesem Grund kann ein zu niedriger Östriolspiegel im Blut ein Hinweis sein, dass mit
dem Kind oder der Plazenta etwas nicht in Ordnung ist.
Östriolproduktion
durch die fetoplazentare Einheit |
Vereinfachtes
aber zugegeben immer noch komplexes Schema. Wenn man aber die komplizierten Namen
ignoriert, wird es einfacher: Über verschiedene Zwischenprodukte produzieren Mutterkuchen
(Plazenta) und Kind (Fetus) gemeinsam Östriol, das ins Blut der Mutter gelangt.
Betrachten sie die einzelnen Schritte oder die Übersicht ("1-9"). |
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L: Leber, N: Nebenniere, DHEA:
Dehydroepiandrosteron, DHEA-S: DHEA-Sulfat, 16a-OH-DHEA-S: 16a-Hydroxy-DHEA-S,
PRE.: Pregnenolon.
1-9: Übersichtsbild. Bild 1 bis Bild 9: die einzelnen Schritte der
Östriolproduktion. Erklärungen siehe bei den Bildern 1 bis 9. |
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Östriolbestimmung
als Teil des Triple-Tests
- Triple-Test
Der Triple-Test ist eine zwischen dem Ende der 15. und der 18. Schwangerschaftswoche
durchgeführte Messung des AFP, HCG
und Östriols im mütterlichen Blut. Mit dem Triple-Test versucht man, frühzeitig
Hinweise auf Fehlbildungen (bes. die sog. Neuralrohrdefekte) und Erbgutveränderungen
(bes. die Trisomie 21, das sog. Down-Syndrom) zu bekommen. Zeigen sich im Triple-Test
Auffälligkeiten, müssen oft weitere Untersuchungen angeschlossen werden.
Die eventuell angeschlossenen Untersuchungen werden meist eine
Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder auch eine Gewebsentnahme aus dem Mutterkuchen
sein (Chorionzottenbiopsie).
- Voraussetzungen für aussagekräftige Ergebnisse
Zur Beurteilung des Östriolspiegels ist die exakte Bestimmung des Schwangerschaftsalters
unbedingt notwendig, da der Normalwert sich von Woche zu Woche erhöht. Zu diesem Zweck
wird man meist eine Ultraschalluntersuchung durchführen müssen.
Auch das Gewicht, das Alter, die Rasse der Schwangeren und eventuell eine vorhandene
Zuckerkrankheit werden rechnerisch einbezogen. Hierfür sind spezielle
Berechnungsprogramme in Verwendung.
Bei Mehrlingsschwangerschaften ist der Triple-Test nur von geringem Wert, da die
Blutwerte dann die Summe der Leistungen von zwei oder mehreren fetoplazentaren Einheiten
sind.
Nicht zuletzt müssen auch die Labormethoden eine hohe Richtigkeit und Präzision
aufweisen, damit die Werte aussagekräftig sind.
- Erniedrigte Östriolspiegel im Triple-Tests
Erniedrigte Östriolspiegel im Triple-Test findet man z.B. bei der Trisomie 21
(Down-Syndrom = Mongolismus) und bei der Trisomie 18 des Kindes.
Bei der Trisomie 18 ist auch das HCG vermindert, bei der Trisomie 21 ist
das HCG hingegen erhöht.
Der Östriolwert liegt bei Down-Syndrom bei etwa 0.7 MOM. Die Angabe MOM (oder auch MoM)
ist das sog. Multiple of Median (Multiples des Medians). Der Median ist ein Mittelwert
gesunder Schwangerer. 0.7 MOM heißt: das 0.7-fache dieses Wertes.
Über andere Ursachen erniedrigter Östriolwerte siehe unter Verminderung.
- Sicherheit der Aussage
Ein abnormer Triple-Test heißt nicht, dass eine krankhafte Veränderung vorliegen muss,
ein normaler garantiert nicht, dass alles in Ordnung ist. Ein abnormer Test erhöht nur
die Wahrscheinlichkeit, dass etwas nicht stimmt. Der Test ist nur ein Suchtest, nach dem
man entscheidet, ob weitere Untersuchungen sinnvoll und notwendig sind.
So ist einerseits die Wahrscheinlichkeit eine vorhandene Trisomie 21 mit dem
Triple-Test zu erkennen nur etwa 60-70 %, andererseits haben 5% aller Schwangeren mit
abnormem Triple-Test keine Kinder mit Trisomie 21 oder anderen Erbgutveränderungen.
Neuere Studien sprechen dafür, dass man durch Kombination der Ergebnisse des
Triple-Tests mit denen anderer Blutwerte (Inhibin A, Pregnancy-associated plasma
protein A = PAPP-A) und den Ergebnissen einer Ultraschalluntersuchung die
Erkennungsrate für Trisomie 21 noch deutlich erhöhen kann (Cuckle, Prenatal
Diagnosis, 2002).
Bei älteren Schwangeren (>35 Jahre) halten manche den
Triple-Test für nicht notwendig, da man gleich eine Fruchtwasseruntersuchung vornehmen
sollte. Andere meinen, der Triple-Test würde auch bei älteren Schwangeren sinnvoll sein.
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Östriolbestimmung
zur Schwangerschaftsüberwachung In den 60er und 70er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Östriolbestimmungen in Harn und Blut zur
Überprüfung des Wohlergehens des Feten (Kindes) häufig eingesetzt. Da die Aussage der
Testergebnisse aber relativ unzuverlässig ist und andere Techniken an Bedeutung gewannen
(Ultraschall, Kardiotokographie) hat die Östriolbestimmung in dieser Anwendung an
Bedeutung verloren.
Will man Östriol zu diesem Zweck bestimmen, sind
verschiedene Punkte erwähnenswert:
- Ein Verlauf sagt mehr aus als ein Einzelwert: Wegen der weiten
Streuung der Normalbereiche des Östriolspiegels ist ein Einzelwert oft nicht hilfreich.
Ein fehlender Anstieg oder ein Abfall sagt mehr aus. Ein kontinuierliches Beobachten des
Östriolspiegels ist daher wünschenswert.
- Verschiedene Tests liefern unterschiedliche Werte. Für
Verlaufsbeobachtungen muss daher immer dieselbe Methode verwendet werden, auch die
Tageszeit der Blutabnahme und möglichst auch alle anderen Bedingungen müssen konstant
gehalten werden.
- Einzelwerte werden meist ab unter 0.7 oder 0.75 MOM als
vermindert angesehen.
Bezüglich der Erklärung der Einheit MOM siehe unter Triple-Test.
- Ein Abfall um mehr als 30% innerhalb von 3 Tagen muss als
Zeichen einer krankhaften Veränderung angesehen werden.
- Ein Abfall auf unter 0,5 MOM oder um mehr als 50% innerhalb
weniger Tage zeigt eine starke Gefährdung des Kindes an (wenn nicht spezielle Ursachen
für die starke Verminderung vorliegen - siehe unter "Ursachen extrem niedriger Östriolwerte").
Über die Ursachen erniedrigter Östriolwerte siehe unter Verminderung. |
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REFERENZ-
BEREICHE
ÖSTRIOL
(unkonjugiertes): |
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Schwanger-
schaftswoche |
(µg/l) |
(nmol/l) |
Median |
Bereich |
Median |
Bereich |
14 |
0,6 |
0,2 - 3,0 |
2,1 |
0,7 - 10,4 |
15 |
0,8 |
0,2 - 3,5 |
2,8 |
0,7 - 12,1 |
16 |
1,0 |
0,3 - 4,2 |
3,5 |
1,0 - 14,6 |
17 |
1,2 |
0,4 - 5,2 |
4,2 |
1,4 - 18,0 |
18 |
1,4 |
0,4 - 5,8 |
4,9 |
1,4 - 20,1 |
19 |
1,6 |
0,4 - 6,2 |
5,6 |
1,4 - 21,5 |
20 |
2,0 |
0,4 - 6,8 |
6,9 |
1,4 - 23,6 |
22 |
2,5 |
0,4 - 9,1 |
8,7 |
1,4 - 31,6 |
24 |
2,7 |
0,4 - 9,1 |
9,4 |
1,4 - 31,6 |
26 |
4,0 |
1,9 - 9,5 |
13,9 |
6,6 - 33,0 |
28 |
5,0 |
2,2 - 10,1 |
17,4 |
7,6 - 35,0 |
30 |
5,0 |
2,0 - 10,8 |
17,4 |
6,9 - 37,5 |
32 |
5,6 |
2,5 - 11,3 |
19,4 |
8,7 - 39,2 |
34 |
5,8 |
2,2,- 12,7 |
20,1 |
7,6 - 44,1 |
36 |
9,0 |
2,5 - 25,0 |
31,2 |
8,7 - 86,8 |
37 |
10,6 |
3,6 - 25,3 |
36,8 |
12,5 - 87,8 |
38 |
15,1 |
6,6,- 29,7 |
52,4 |
22,9 - 103,1 |
39 |
13,7 |
6,7,- 25,3 |
47,5 |
23,2 - 87,8 |
40 |
14,8 |
7,2 - 22,9 |
51,4 |
25,0 - 79,5 |
41 |
17,4 |
8,8 - 31,5 |
60,4 |
30,5 - 109,3 |
Umrechnungsfaktor: nmol/l = 3.47 x
µg/l |
Normalwerte sind
testabhängig. Referenzbereichsangaben für den Östriol-Enzymimmunoassay der
Firma Equipar (Saronno, Italien). |
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Nicht-Schwangere |
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µg/l |
nmol/l |
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Mittelwert |
Bereich (±2s) |
Mittelwert |
Bereich (±2s) |
Abnahme zwischen
10. u. 14. Zyklustag |
0.91 |
0 - 2.01 |
3.15 |
0 - 6.97 |
Werte für Nicht-Schwangere
von J.V.Wright, Alternative Medicine Reviews, Vol 4, No 4, 1999. |
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