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Chlorid in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
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Chlorid: Der Wortstamm "Chlor" leitet sich vom griechischen Wort für "grün" ab. Chlorgas (besteht aus 2 Chlor-Atomen; Cl2) ist grünlich.
Liquor (eigentlich "Liquor cerebrospinalis" im Klinikjargon aber meist nur Liquor genannt): Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor: lateinisch für Flüssigkeit, cerebrum: lat. für Gehirn; spinalis: lateinisch für zum Rückenmark gehörig);
   
KURZINFO:
Was ist Chlorid?
Chemisch gesehen sind Chloride Salze der Salzsäure (HCl). Am bekanntesten ist das Natriumchlorid (NaCl), das normale Koch- bzw. Speisesalz ("Salz"). Gibt man Salz ins Wasser, löst es sich auf und im Wasser befinden sich dann geladene Teilchen: positiv geladene Natrium-Teilchen und negativ geladene Chlorid-Teilchen. Diese geladenen Teilchen nennt man Ionen, Chlorid-Ionen. Und genau diese Chlorid-Ionen meint man, wenn man vom Chlorid im Liquor spricht. Im klinischen Sprachgebrauch spricht man trotzdem der Einfachheit halber immer von "Chlorid" und nicht von Chlorid-Ionen, auch wenn dies chemisch nicht ganz korrekt ist.

 

Wofür ist Chlorid im Körper wichtig?
Chlorid ist das wichtigste negativ geladene Teilchen (Anion) der Flüssigkeit außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum: Raum zwischen den Zellen, Blutflüssigkeit, Lymphflüssigkeit und auch der Liquor). Chlorid bildet so das Gegengewicht zum Natrium, dem wichtigsten positiv geladenen Teilchen des Extrazellulärraums.
Als Gegengewicht zum Natrium hat Chlorid natürlich Bedeutung für die Regulation des Wasserhaushaltes des Menschen, das elektrische Potential der Zellen und damit für die Nervenleitung, den Herzrhythmus und die Muskelarbeit.
Auch für den Säure-Basenhaushalt des Körpers ist Chlorid wichtig und hilft mit, dass unser Körper weder zu wenig noch zu viel Säure hat.

 

Wie kommt Chlorid in den Liquor?
Die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ist gewissermaßen abgefiltertes Blut, also ein Filtrat des Blutes. In bestimmten Hohlräumen des Gehirns liegen Adergeflechte mit zottiger Oberfläche, die sog. Plexus choroidei. Da entsteht der Liquor durch Filtration. Und da das im Blut befindliche Chlorid gut durch diese Filter durchgeht, ist Chlorid im Liquor enthalten. 

 

Im Liquor ist mehr Chlorid als im Blut!
Genauer: die Konzentration, also der Spiegel von Chlorid ist im Liquor höher als im Blut. Das liegt daran, dass Chlorid klein ist und sehr gut durch das Filter geht. Besser als Wasser.

 

Warum bestimmt man Chlorid im Liquor?
Man bestimmt es nur mehr sehr selten, es hat keine besonders hohe Aussagekraft.
Wenn die Filter-Schranke zwischen Blut und Liquor (=Blut-Liquor-Schranke) durchlässiger wird, dann wird die Chloridkonzentration im Liquor sinken. Dann gehen nämlich Wasser und andere Moleküle auch leicht durch und daher sinkt die Chloridkonzentration im Verhältnis zu diesen Stoffen. Man kann also einen Hinweis auf Schrankenstörungen bekommen, die bei manchen Erkrankungen auftreten können. Dafür gibt es aber bessere Marker (Eiweiß bzw. Albumin im Liquor).

   
REFERENZ-
BEREICH:
Einheit mmol/l mEq/l
Bereich 118 - 132 118 - 132

Das Verhältnis Liquor-Chlorid zu Serum
(Blutflüssigkeit)-Chlorid ist ca. 1.2
(der Liquorwert ist also um ca. 20% höher als der
Wert in der Blutflüssigkeit).

Detaillierte, altersabhängige Referenzbereiche
in Blut, Harn, Liquor und anderenKörperflüssigkeiten
   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
VERMINDERUNGEN:
Relative Verminderungen (d.h. Verhältnis Chlorid-Liquor zu Chlorid-Blutflüssigkeit kleiner 1.2) sind beschrieben bei
  • Gehirnhautentzündung (Meningitis; Bakterielle und Tuberkulöse)
  • Abszessen im Gehirn
  • Syphilis
  • Kinderlähmung (akute Erkrankungsphase).

Absolute Verminderungen (d.h. Chloridkonzentration im Liquor kleiner 118 mmol/l) sind natürlich auch bei allen Zuständen mit vermindertem Chlorid-Gehalt der Blutflüssigkeit zu erwarten. Siehe Abschnitt Chlorid.

   

 

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Letzte Änderung 2003-08-30

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