Was ist Chlorid?
Chemisch gesehen sind Chloride Salze der Salzsäure (HCl). Am bekanntesten ist das
Natriumchlorid (NaCl), das normale Koch- bzw. Speisesalz ("Salz"). Gibt man Salz
ins Wasser, löst es sich auf und im Wasser befinden sich dann geladene Teilchen: positiv
geladene Natrium-Teilchen und negativ geladene Chlorid-Teilchen. Diese geladenen Teilchen
nennt man Ionen, Chlorid-Ionen. Und genau diese Chlorid-Ionen meint man,
wenn man vom Chlorid im Liquor spricht. Im klinischen Sprachgebrauch spricht man trotzdem
der Einfachheit halber immer von "Chlorid" und nicht von Chlorid-Ionen, auch
wenn dies chemisch nicht ganz korrekt ist.
Wofür ist Chlorid im Körper wichtig?
Chlorid ist das wichtigste negativ geladene Teilchen (Anion) der
Flüssigkeit außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum: Raum zwischen den Zellen,
Blutflüssigkeit, Lymphflüssigkeit und auch der Liquor). Chlorid bildet so das Gegengewicht
zum Natrium, dem wichtigsten positiv geladenen Teilchen des Extrazellulärraums.
Als Gegengewicht zum Natrium hat Chlorid natürlich Bedeutung für die Regulation des Wasserhaushaltes
des Menschen, das elektrische Potential der Zellen und damit für
die Nervenleitung, den Herzrhythmus und die Muskelarbeit.
Auch für den Säure-Basenhaushalt des Körpers ist Chlorid wichtig und
hilft mit, dass unser Körper weder zu wenig noch zu viel Säure hat.
Wie kommt Chlorid in den Liquor?
Die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ist gewissermaßen abgefiltertes Blut, also ein
Filtrat des Blutes. In bestimmten Hohlräumen des Gehirns liegen Adergeflechte mit
zottiger Oberfläche, die sog. Plexus choroidei. Da entsteht der Liquor durch Filtration.
Und da das im Blut befindliche Chlorid gut durch diese Filter durchgeht, ist Chlorid im
Liquor enthalten.
Im Liquor ist mehr Chlorid als im
Blut!
Genauer: die Konzentration, also der Spiegel von Chlorid ist im Liquor höher als im Blut.
Das liegt daran, dass Chlorid klein ist und sehr gut durch das Filter geht. Besser als
Wasser.
Warum bestimmt man Chlorid im Liquor?
Man bestimmt es nur mehr sehr selten, es hat keine besonders hohe Aussagekraft.
Wenn die Filter-Schranke zwischen Blut und Liquor (=Blut-Liquor-Schranke) durchlässiger
wird, dann wird die Chloridkonzentration im Liquor sinken. Dann gehen nämlich Wasser und
andere Moleküle auch leicht durch und daher sinkt die Chloridkonzentration im Verhältnis
zu diesen Stoffen. Man kann also einen Hinweis auf Schrankenstörungen bekommen, die bei
manchen Erkrankungen auftreten können. Dafür gibt es aber bessere Marker (Eiweiß bzw. Albumin im Liquor). |