Was ist Chlorid?
Chemisch gesehen sind Chloride Salze der Salzsäure (HCl). Am bekanntesten ist das
Natriumchlorid (NaCl), das normale Koch- bzw. Speisesalz ("Salz"). Gibt man Salz
ins Wasser, löst es sich auf und im Wasser befinden sich dann geladene Teilchen: positiv
geladene Natrium-Teilchen und negativ geladene Chlorid-Teilchen. Diese geladenen Teilchen
nennt man Ionen, Chlorid-Ionen. Und genau diese Chlorid-Ionen meint man,
wenn man vom Chlorid in der Blutflüssigkeit spricht. Im klinischen Sprachgebrauch spricht
man trotzdem der Einfachheit halber immer von "Chlorid" und nicht von
Chlorid-Ionen, auch wenn dies chemisch nicht ganz korrekt ist.
Wofür ist Chlorid im
Körper wichtig?
Chlorid ist das wichtigste negativ geladene Teilchen (Anion) der
Flüssigkeit außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum: Raum zwischen den Zellen,
Blutflüssigkeit, Lymphflüssigkeit). Chlorid bildet so das Gegengewicht zum
Natrium, dem wichtigsten positiv geladenen Teilchen des Extrazellulärraums.
Veränderungen des Chlorids in der Blutflüssigkeit erfolgen daher oft gemeinsam mit
Veränderungen des Natriums.
Als Gegengewicht zum Natrium hat Chlorid natürlich Bedeutung für die Regulation
des Wasserhaushaltes des Menschen, das elektrische Potential
der Zellen und damit für die Nervenleitung, den Herzrhythmus und die
Muskelarbeit.
Auch für den Säure-Basenhaushalt des Körpers ist Chlorid wichtig und hilft mit, dass
unser Körper weder zu wenig noch zu viel Säure hat.
Das elektrische Gleichgewicht in der
Flüssigkeit außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum) muss aufrecht erhalten
werden
Wie oben erwähnt ist Chlorid das wichtigste negative Gegengewicht zu den positiv
geladenen Teilchen. Es ist aber nicht das einzige, es gibt noch eine Reihe anderer negativ
geladener Teilchen. In der Summe müssen diese den positiv geladenen Teilchen entsprechen.
Die Chlorid-Ionen helfen dabei:
- Wenn die Summe der negativ geladenen Teilchen aus irgendeinem Grund
zu niedrig werden würde, springt oft das Chlorid ein: die Chlorid-Konzentration steigt
und das Gleichgewicht ist wieder hergestellt.
- Das funktioniert auch umgekehrt: Haben wir aus irgendeinem Grund zu
viele negativ geladene Teilchen, dann sinkt die Chlorid-Konzentration. Die Summe der
negativen Teilchen stimmt wieder.
Die sogenannten Bicarbonat-Ionen (HCO3-),
negativ geladene Teilchen, sind dafür ein gutes Beispiel: Haben wir von diesen
Bicarbonat-Ionen zu wenig, dann steigt die Konzentration der Chlorid-Ionen, haben wir zu
viel, sinkt sie. Siehe auch Abschnitt Anionenlücke.
Natürlich ist es nicht ganz so einfach, wie hier beschrieben. Das obige Modell
hilft aber zu verstehen, warum in bestimmten Situationen zu viel oder zu wenig Chlorid im
Blut ist.
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Ionen (geladene Teilchen) in der Blutflüssigkeit
Natrium ist das dominierende positiv geladene Ion, Chlorid und Bicarbonat sind die
mengenmäßig wichtigsten negativen Ionen (=Anionen). Genaueres im Abschnitt Anionenlücke. |
Wie kommen wir zu Chlorid?
Chlorid wird über die Nahrung aufgenommen. Eine durchschnittliche Ernährung enthält
ausreichend Natriumchlorid (130 bis 260 mmol = 7.6 - 15.2 Gramm). Es gibt
daher kaum Probleme, genug Chlorid aufzunehmen.
Wo ist das Chlorid im Körper?
Etwa 90% der Chlorids befindet sich außerhalb der Zellen im sog. Extrazellulärraum (Raum
zwischen den Zellen, Blutflüssigkeit, Lymphflüssigkeit). Im Magensaft ist besonders viel
Chlorid ("Magensäure" ist ja chemisch Salzsäure, HCl).
Nur etwa 10% des Chlorids ist in den Zellen, davon ist wiederum ein Drittel im Knochen
eingebaut.
Wie scheiden wir Chlorid wieder aus?
Chlorid wird vor allem über die Nieren im Harn ausgeschieden, nur ein kleiner Teil im
Stuhl über den Darm und im Schweiß. |