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Chromatographische Techniken in der Labormedizin Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl |
Zusammenfassung
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Einleitung
Woher kommt der Name Chromatographie? Die erste Beschreibung der Technik geht auf den russischen Botaniker
Tswjett zurück, der um 1900 damit verschiedene Farbpigmente von Pflanzen aufgetrennt hat.
Daraus ergab sich der Name (chroma und graphein: Griechisch für Farbe bzw. schreiben,
zeichnen).
Was ist die Chromatographie? Die Chromatographie gehört zu den Verfahren, bei denen Stoffgemische untersucht werden, indem man sie in ihre einzelnen Bestandteile auftrennt. Nach der Trennung kann man erkennen, welche Bestandteile in dem Stoffgemisch vorliegen und in welcher Konzentration. Die Chromatographie gehört damit zu den sog. Separationstechniken (Trenntechniken). Andere Trenntechniken sind z.B. die Elektrophorese oder die Zentrifugation.
Worauf beruht die Trennung bei der Chromatographie? Bei der Chromatographie ist die Grundlage der Auftrennung die unterschiedliche Verteilung verschiedener Stoffe zwischen zwei Phasen. Dabei ist eine Phase stationär - stationäre Phase (z.B. ein Magnesiumsilicat-Pulver in einer Glassäule). Die andere, die mobile Phase, bewegt sich an den Teilchen der stationären Phase vorbei (z.B. eine durch die Säule fließende Flüssigkeit). Hält sich ein Stoff bevorzugt an/in der stationären Phase auf, wird er nur langsam mit der mobilen Phase mitwandern. Hält er sich vorwiegend in der mobilen Phase auf, wird er rasch mitwandern.
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Prinzip
der Chromatographie
Bevor weitere Erklärungen verwirren könnten, sei der Ablauf einer
chromatographischen Trennung schematisch dargestellt:
Aber warum erfolgte diese Auftrennung, warum waren die roten
so schnell und die blauen so langsam?
So kommen wir zur allgemeinen Definition der Chromatographie zurück: die Trennung beruht auf der unterschiedlichen Verteilung der Stoffe zwischen der stationären und der mobilen Phase. Nicht bei jeder Art von Chromatographie spielen diese 2 Faktoren eine gleich große Rolle. Oft ist die unterschiedliche Bindung der Stoffe an die stationäre Phase der wichtigere Faktor zur Auftrennung, während die Affinität der Stoffe zur mobilen Phase ziemlich ident ist.
Welche Mechanismen sind es, die Stoffe verschieden stark zurückhalten können? Was ermöglicht die Auftrennung? Es gibt unzählige Variationen und Anwendungen der Chromatographie, im Grunde sind es aber nur wenige Mechanismen, die dabei ausgenützt werden: In Wirklichkeit wirken meist verschiedene Mechanismen zusammen. Oft ist ein Mechanismus der dominierende, aber auch andere spielen eine Rolle.
1. Das "Molekül-Sieb" (Gelfiltrations-Chromatographie) Das Wesentliche der Trennung bei der Gelfiltrations-Chromatographie ist eine stationäre Phase aus einem Material mit löchriger, porentragender Oberfläche. Diese Löcher sind wie Fallen. Fließen die zu trennenden Stoffe in der mobilen Phase daran vorbei, werden die großen Teilchen unbehindert durchfließen. Die kleinen aber werden sich in den Löchern immer wieder vorübergehend verfangen. Je kleiner ein Stoff (je kleiner die Molekülgröße) um so langsamer wird er durch die stationäre Phase wandern*.
Die blauen Kugeln sind größer als die Poren der stationären
Phase - sie werden gar nicht aufgehalten. Sie wandern am schnellsten. Stoffe über
einer gewissen Größe werden gleich schnell wandern (man nennt diese Größe die
Ausschlussgrenze). Stationäre Phasen für die Gelfiltration (auch
Size-Exclusion-Chromatography): Materialien mit porösen Partikeln, die im
einfachsten Fall in eine Säule gepackt werden. In Frage kommen z.B. Dextran (Sephadex®),
Agarose (Sepharose®) oder Polyacrylamid (Biogel®).
2. Adsorptionsphänomene (Adsorptions-Chromatographie) Die Adsorption, also Anlagerung eines Stoffes an einen anderen, wird
durch Anziehungskräfte, die zwischen Stoffen bestehen können, verursacht. Diese
Anziehungskräfte führen zu Anlagerungen ohne feste chemische Bindung, eben zur
Adsorption.
Welche Kräfte zur Adsorption führen, ist nicht einfach zu beschreiben. Natürlich gibt es eine Menge theoretischer Erklärungen, dies würde aber hier zu weit führen. Typische Adsorptionsmittel,die sich als stationäre Phase eignen sind Siliziumoxide (Kieselgur, Kieselgel), Magnesiumsilicat, Magnesiumoxid oder Aluminiumoxid. Anwendungen: Adsorptionsphänomene haben bei vielen, ja theoretisch bei allen chromatographischen Auftrennungen Einfluss auf die Trennung. Von entscheidender Bedeutung sind sie bei der Dünnschichtchromatographie und bei vielen Anwendungen der Gaschromatographie.
3. Verteilungsphänomene (Verteilungs-Chromatographie) Die verteilungschromatographischen Effekte beruhen auf der unterschiedlichen Verteilung von Stoffen in zwei Flüssigkeiten (oder einem Gas und einer Flüssigkeit). Die eine Flüssigkeit ist die stationäre Phase (z.B. der Wassermantel der Zellulosefasern bei der Papier-Chromatographie). Die andere Flüssigkeit ist die mobile Phase (z.B. Butanol). Je nachdem zu welcher Flüssigkeit der Stoff mehr Affinität hat, in welcher er besser löslich ist, desto schneller oder langsamer wird er wandern.
Anwendungen: Verteilungsgleichgewichte spielen praktisch bei allen chromatographischen Verfahren eine Rolle. Besonders typisch bei der Papierchromatographie (siehe weiter unten). Auch in der Gaschromatographie
spielen Verteilungen eine große Rolle. Dabei handelt es sich um Verteilungen zwischen
einem Gas (mobile Phase) und Flüssigkeiten (stationäre Phase). 4. Ionen-Austausch-Chromatographie (Ion-Exchange-Chromatography) Bei der Ionen-Austausch-Chromatographie sind an der stationären Phase Gruppen gebunden, die eine positive oder negative Ladung tragen und daher entgegengesetzt geladene Teilchen binden und damit zurückhalten können. a. Stark vereinfachte Darstellung zum Einstieg
Aus dem einfachen Schema wird noch nicht klar, warum es Ionen-Austausch-Chromatographie heißt. Das Schema ist also zu erweitern:
b. Weniger übersichtliche aber realistischere Darstellung einer Ionen-Austausch-Chromatographie
Es mag an dieser Stelle zu weit führen, ist aber anhand der Abbildung gut zu verstehen: Wie erreicht man, dass die Stoffe der Probe schneller durch die stationäre Phase gehen? Indem man die Konzentration der Kationen der mobilen Phase ("der grauen Kugeln") erhöht. Dann werden die Stoffe in größerem Ausmaß verdrängt. Oder, indem man die Ladung der Stoffe ändert. Das funktioniert bei manchen Stoffen indem man den pH der mobilen Phase verändert. Dies sei deswegen erwähnt, weil diese beiden Punkte die zentralen Faktoren der klassischen Auftrennung von Aminosäuren mittels Kationen-Austausch-Chromatographie sind. Anwendung: am häufigsten wird der Ionen-Austausch-Effekt bei der Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie (HPLC) eingesetzt (siehe weiter unten).
5. Affinitäts-Chromatographie Der Affinitäts-Chromatographie liegt eine ganz spezielle Wechselwirkung zwischen Strukturen der stationären Phase und den Stoffen in der mobilen Phase zu Grunde. Ein Beispiel wäre die Wechselwirkung zwischen Antigenen und Antikörpern, ein anderes die von Hormonen mit ihren Rezeptoren, oder die von Enzymen mit ihrem Substrat.
Wird im Routinelabor selten eingesetzt werden. Für die Analyse von Stoffen wird es oft zu aufwändig sein, will man aber Stoffe isolieren, reinigen und weiter verwenden (präparative Chromatographie), könnte man die Technik einsetzen. Beispiel: Nachweis von Anti-HIV-Antikörpern
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Andere Begriffe Planare und Säulen-Chromatographie
Analytische und präparative Chromatographie In der Labormedizin möchte man meist nur analysieren, ob und in welcher Konzentration ein Stoff vorhanden ist. Dazu dienen analytische Verfahren wie auch die analytische Chromatographie. Will man einen Stoff aber nicht nur analysieren sondern auch zur Weiterverwendung reinigen und gewinnen, muss man die Verfahren etwas abändern. Man spricht dann von präparativer Chromatographie.
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Affinitätschromatographie, Molekülsieb, Gelchromatographie, Gel-Chromatographie, Verteilungschromatographie, Adsorptionschromatographie, Ionenaustausch-Chromatographie, Ionenaustauschchromatographie | |||
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