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Testosteron - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Testes lateinisch für Hoden.
   
KURZINFO:
Was ist Testosteron?
Testosteron ist das bedeutendste der männlichen Geschlechtshormone.

Wo wird Testosteron hergestellt?
In den Hoden befinden sich die sog. Leydigschen Zwischenzellen. Diese stellen Testosteron her.

Wie wird die Testosteronbildung gesteuert?
Praktisch jeder Stoff im Körper unterliegt einer strengen Regulation. So auch das Testosteron. Diese beginnt beim Testosteron schon im Gehirn, genauer gesagt in einem Teil des Zwischenhirns, dem Hypothalamus. Wenn wenig Testosteron im Blut ist, schüttet dieser das Hormon GnRH aus. Es gibt aber auch viele andere Einflüsse (z.B. optische Reize), die die GnRH-Ausschüttung des Hypothalamus beeinflussen können.

Lage von Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse

Das GnRH wieder treibt bestimmte Zellen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) dazu an, die Hormone LH (früher auch ICSH genannt) und FSH zu produzieren. Die Hirnanhangsdrüse lässt sich übrigens leichter antreiben, wenn wenig Testosteron im Blut ist. Das LH ist es dann, das die Leydigschen Zwischenzellen im Hoden zur Testosteronproduktion anregt. Das FSH hilft bei der Produktion der Samenzellen des Mannes.

Ist der Testosteronspiegel den ganzen Tag gleich?
Nein, am Morgen sind die Spiegel am höchsten. Außerdem gibt der Hypothalamus das GnRH in Schüben ab, die sich auch auf den Testosteronspiegel durchschlagen. Um genauere Werte zu erhalten sollte man daher morgens im Abstand von ca. 30 Minuten mehrmals Blut abnehmen und die Proben dann mischen.

Im Alter nimmt die Testosteronproduktion ab
In der Pubertät beginnt sie steil anzusteigen. Nach einem Maximum um 20-30 sinkt sie langsam ab.

Testosteronproduktion in verschiedenen Lebensaltern

 

Was bewirkt Testosteron?
Zusammengefasst verursacht Testosteron die Charakteristika des männlichen Geschlechts. Schon vor der Geburt aber auch in der Pubertät bewirkt Testosteron die normale Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane.
Beim Erwachsenen beeinflusst Testosteron: die Haarverteilung (bis zum Nabel oder höher, auf der Brust, im Gesicht), die Glatzenbildung (Erbliche Neigung plus Testosteron führen zur Glatze), die Stimme (tiefere Stimme des Mannes), die Hautdicke (Haut des Mannes ist dicker), die Muskelbildung (Testosteron fördert Muskelaufbau), den Stoffwechsel (wird gesteigert), die roten Blutkörperchen (steigert deren Zahl) und natürlich den Geschlechtstrieb.
Testosteron senkt den Spiegel des "guten" Cholesterins (HDL-Cholesterin), fördert daher wahrscheinlich die Atherosklerose ("Arterienverkalkung").

Haben Frauen auch Testosteron im Blut?
Ja, aber viel weniger. Es kommt aus den Eierstöcken und aus der Nebennierenrinde.
Die Nebennieren sind Drüsen die an den oberen Nierenpolen sitzen (gelborange in der Abbildung rechts).

Anatomie der Nebennieren (gelborange)

Warum bestimmt man Testosteron im Blut?
Zeichen der Vermännlichung bei der Frau, Verdacht auf Unfruchtbarkeit der Frau wegen zu hoher Spiegel männlicher Hormone, Ausbleiben der Regelblutung, Verdacht auf Testosteron-produzierende Tumoren oder deren Verlaufskontrolle, Verdacht auf Unterfunktion des Hodens (Hypogonadismus), vorzeitige Pubertät, Verdacht auf bestimmte Störung der Erbinformation (Chromosomen oder Gene).

Doping mit Testosteron
Testosteroneinnahme fördert die Muskelbildung, hat aber viele Nachteile. Es nützt nur, wenn man zusätzlich intensiv trainiert. Es hat eine Reihe von Nebenwirkungen: Bei der Frau Vermännlichung und Sterilität. Beim Mann erhöhter Geschlechtstrieb, verminderte Samenzellzahl und ev. nicht wieder rückgängig zu machende Schädigung des Hodens. Bei beiden Geschlechtern: Belastung des Herzens, erhöhter Blutdruck, Risiko für Arterienverkalkung, Entstehung bösartiger Tumoren (besonders der Leber).

   
REFERENZ-
BEREICH:
  Bereich Einheit Bereich Einheit
Männer 3 - 10 µg/l 10 - 35 nmol/l
Frauen 0.06 - 0.8 µg/l 0.2 - 2.8 nmol/l
Knaben vor
der Pubertät
0.3 - 1.2 µg/l 1 - 4.2 nmol/l
Detaillierte, altersabhängige
Referenzbereiche im Blut und Ejakulat
   
ERHÖHUNG:
Allgemeines: Zu viel Testosteron bewirkt bei der Frau eine Vermännlichung mit männlicher Behaarung (Hirsutismus), tiefer Stimme, Ausbleiben der Regel (Amenorrhoe).
Beim Mann sind die Zeichen erhöhten Testosterons naturgemäß schwer zu erkennen.

 

URSACHEN EINER ERHÖHUNG

1. Die normalen Zellen des Hodens produzieren zu viel Testosteron

Das liegt meistens an einer übermäßigen Anfeuerung der Zellen des Hodens durch die Hormone LH oder HCG:

  • Tumoren der Hirnanhangsdrüse können LH produzieren
  • Erkrankungen im Bereich des Hypothalamus (Entzündungen, Tumoren) können zu einer erhöhten LH Produktion der Hirnanhangsdrüse führen.
  • Manche Tumoren können HCG produzieren

Frühzeitige Pubertät (Pubertas Präcox)
Durch eine Fehlsteuerung oder durch Entzündungen, Tumoren oder andere Raumforderungen im Bereich des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) kann es bei Kindern zu einer frühzeitigen Ausschüttung von LH und FSH und dadurch zu einer echten vorzeitigen Pubertät kommen. Dabei kommt es zu Testosteronspiegeln, die für das Alter zu hoch sind.
 
Die sog. Testikuläre Feminisierung: Durch eine Veränderung der Erbinformation (Mutation) kann bei manchen Männern das Testosteron nicht auf die Zellen wirken. Die Zellen des Körpers verhalten sich so, als wäre kein Testosteron da. Das hat zur Folge, dass diese genetischen Männer äußerlich wie Frauen aussehen (die Hoden stecken in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal). Diese "Frauen" haben aber einen Testosteronspiegel wie Männer oder darüber. 

 

2. Andere Zellen produzieren zu viel Testosteron

Tumorzellen

  • Da kommen vor allem Tumoren der Eierstöcke, des Nebennierenrinde oder des Hodens in Frage. Diese Tumoren können selbst Testosteron erzeugen.

Eierstöcke beim Polyzystischen Ovarsyndrom (PCO)

  • Ovarien sind die Eierstöcke, polyzystisch heißt die Erkrankung, weil sich in den Eierstöcken viel kleine Hohlräume bilden. Dazu produzieren die Eierstöcke noch zu viele männliche Hormone. Warum das so ist, ist noch nicht endgültig geklärt.

Nebennierenrindenzellen

  • Die Nebennieren sitzen auf den oberen Polen beider Nieren (siehe Abbildung weiter oben). Sie produzieren normalerweise nur sehr wenig Testosteron, sondern andere Hormone. Wenn aber durch bestimmte erbliche Störungen die Produktion dieser anderen Hormone blockiert ist, dann kann die Hormonproduktion in die falsche Richtung laufen, manchmal auch in Richtung Testosteron. Dieses Krankheitsbild gehört zu den sog. Adrenogenitalen Syndromen, kurz AGS.
  • Die Nebennierenrindenzellen können aber auch von Hormonen, die von Tumoren erzeugt werden (ACTH produzierende Tumoren), zur vermehrten Testosteronproduktion angetrieben werden.
   
VERMINDERUNG:
Allgemeines: Fast alle schweren Erkrankungen (Leber, Niere, Herz) sowie Stress, Drogen, Alkoholismus und manche Medikamente können zu einer Verminderung des Testosterons führen
 
1. Die Hoden stellen nicht genug Testosteron her
Männer, die ein X-Chromosom zu viel haben (normal XY, dann XXY), das sog. Klinefelter-Syndrom
Angeborene Fehlanlage der Hoden
Seltene, angeborene Fehler bei der Herstellung des Testosterons
Beidseitige Nicht-Wanderung der Hoden (die Hoden werden im Bauchraum angelegt, sollten aber bis zur Geburt in den Hodensack gewandert sein)
Beidseitige Verletzungen der Hoden
Nach Hodenbestrahlungen
Nach Hodenentzündungen

 

2. Die Hirnanhangsdrüse produziert nicht genug LH
Selten Fehlanlage im Bereich des Zwischenhirns, der Hypothalamus produziert zu wenig GnRH, die Hypophyse folglich zu wenig LH
Verletzungen, Tumoren, Entzündungen oder andere Schädigungen der Hirnanhangsdrüse
Verletzungen, Tumoren, Entzündungen oder andere Schädigungen im Bereich des Zwischenhirns (genauer des Hypothalamus)
Erhöhungen des Hormons Prolaktin (z.B. durch einen Prolaktin-produzierenden Tumor). Prolaktin hemmt die LH -Bildung und Wirkung.
Verminderungen bei Frauen können auf die Pilleneinnahme, eine Schwäche der Nebennierenrinde (Morbus Addison) oder beidseitige Entfernung der Nebenniere zurückzuführen sein.
   

 

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Letzte Änderung 2003-09-09

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