Cholesterin
- Übersicht
Univ.Prof.Dr.med.
Wolfgang Hübl |
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Cholesterin bestimmt man meist nicht um eine
bestimmte Erkrankung nachzuweisen, sondern um herauszufinden, wie groß das Risiko für
Gefäßerkrankungen ist und ob eine Einnahme von Cholesterin-senkenden Medikamenten
notwendig oder sinnvoll ist. Es ist vor allem das LDL-Cholesterin, das ein Risiko
darstellt, während das HDL-Cholesterin einen Schutzfaktor darstellt. Ursachen eines
erhöhten Cholesterins sind meist erbliche Veranlagung, Lebensgewohnheiten sowie andere
Erkrankungen. |
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Das Cholesterin des Blutes kommt aus der Nahrung und aus der Leber
(die Leber stellt Cholesterin selbst her). Die Cholesterinbestimmung hat eine
Sonderstellung unter den Laboruntersuchungen: meist wird sie nicht durchgeführt, um eine
Erkrankung nachzuweisen sondern um das Arterioskleroserisiko
("Verkalkungsrisiko"; exakte Bezeichnung eigentlich Atherosklerose) eines
Menschen einzuschätzen. Insbesondere für das Risiko von Erkrankungen der
Herzkranzgefäße (Angina Pectoris, Herzinfarkt) aber auch für den Gehirnschlag
(Schlaganfall, Apoplexie), Nierenschädigungen und Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen
hat der Cholesterinwert Bedeutung. Wie wurde der
"Normal"bereich für Cholesterin ermittelt?
Der Normalbereich oder besser der Zielbereich für Cholesterin wurde nach
Studienergebnissen festgelegt, die zeigten ab welchem Cholesterinwert man mit
Gefäßschädigungen rechnen muss bzw. ab welchem Wert man weiterführende Untersuchungen
veranlassen sollte.
Was ist das "gute" bzw. "böse"
Cholesterin?
In Studien zeigte sich, dass besonders das LDL-Cholesterin für die Gefäßschädigungen
verantwortlich ist, während das HDL-Cholesterin sogar einen gewissen Schutzfaktor vor
Arterienverkalkung darstellt.
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So werden Lipide
("Fette") im Blut transportiert
Modell eines Lipoproteins
Im Inneren die unlöslichen Lipide (="Fette", Triglyzeride und Cholesterinester)
umhüllt von einer Schicht von Apolipoproteinen, Phospholipiden und nicht-verestertem
Cholesterin. Auf diese Weise können die im Wasser schlecht löslichen Lipide m Blut
transportiert werden. |
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Laborwert |
Ziel-Bereich |
Einheit |
Kommentar |
Cholesterin
(gesamt) |
unter 200 |
mg/dl |
unter 200 nur geringes, unter
160 mg/dl nur äußerst geringes Risiko |
LDL-Cholesterin |
unter 155 |
mg/dl |
Nach neueren US Richtlinien Ziel
unter 130 mg/dl, besonders nach Infarkten noch tiefere Werte wünschenswert. |
HDL-Cholesterin |
mindestens 35 |
mg/dl |
Nach neueren US Richtlinien
mindestens 40 mg/dl.
Besonders Werte über 60 wirken schützend vor Arterienverkalkung |
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ERHÖHUNG
(=Hyper-
cholesterinämie): |
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Häufige Ursachen einer
Cholesterinerhöhung Polygene
Hypercholesterinämie
Die häufigste Art von Cholesterinerhöhungen. Unter diesem Begriff werden alle
Cholesterinerhöhungen über 200 mg/dl (dabei ist das LDL-Cholesterin erhöht)
zusammengefasst, bei denen man keine bestimmte Ursache findet.
Eigentlich weiß man fast gar nicht, wie es dazu kommt. Man nimmt an, dass es eine über
viele Erbmerkmale vererbte (also polygene; poly=viel; Gen=Erbmerkmal) Eigenschaft eines
Menschen ist, die dazu führt, dass z.B. bereits übliche Ernährungsgewohnheiten oder die
Verminderung der weiblichen Geschlechtshormone nach dem Wechsel der Frau zu überhöhten
Cholesterinspiegeln führen können.
Häufigkeit: sehr häufig (über 80% aller Hypercholesterinämien)
Diagnose: Ausschluss anderer Ursachen der Hypercholesterinämie
Behandlung: Je nach Ausmaß Ernährung, Lebensgewohnheiten, Medikamente
Cholesterinerhöhung als Folge anderer Krankheiten, der
Lebensgewohnheiten oder wegen Medikamenteneinnahme
- Schilddrüsenunterfunktion (=Hypothyreose)
- Zuckerkrankheit
- Fettsucht (besonders beim Mann), zu viel Alkohol
- Niereneiweißverlustsyndrom (nephrotisches Syndrom)
- Chronisches Nierenversagen mit Hämodialyse oder
Peritonealdialyse
- Vermehrung der Antikörper im Blut (Hypergammaglobulinämie)
- Magersucht (Anorexie)
- Nebennierenhormonüberschuss (Cushing-Syndrom,
Glukokortikoidbehandlung)
- Akromegalie (Hirnanhangsdrüsen-Wachstumshormonvermehrung)
- Gallestauung (Cholesterinerhöhung durch Vermehrung des abnormen
Lipoproteins X)
- Lebererkrankungen
- Insbesondere die Primär Biliäre Cirrhose
(Lebererkrankung: Gallestauung durch autoimmunbedingte Entzündung der kleinen
Gallengänge in der Leber) kann extrem hohe Cholesterinwerte aufweisen (bis
2000 mg/dl)
- Lupus Erythematodes
- akute intermittierende Porphyrie (seltene Erbkrankheit).
- Medikamente: (Glukokortikoide [Kortison], Amiodaron, Cyclosporin,
Androgene, harntreibende Medikamente, manche Betablocker)
Häufigkeit: insgesamt häufig
Diagnose: Nachweis der Grunderkrankung
Behandlung: Behandlung der Grunderkrankung
Seltenere Ursachen einer
Cholesterinerhöhung
Dabei handelt es sich meist um erblich bedingte oder erblich
mitbedingte Erkrankungen, die mit Diät und/oder Medikamenten zu behandeln sind.
- Familiäre kombinierte Hyperlipidämie
(Hyperlipidämie =Erhöhung der Blut"fette").
- Familiäre Hypercholesterinämie
Seltenere Erbkrankheit, bei der sehr hohe Cholesterinspiegel (bis etwa 1000 mg/dl)
vorkommen. Bei dieser Erkrankung kann es bereits im Kindesalter zu Herzinfarkten kommen.
- Erhöhungen des Lipoproteins Lp(a)
Auch dabei kann das Cholesterin erhöht sein.
- Die sog. familiäre Hyperlipidämie vom Typ III
(=Familiäre Dyslipoproteinämie).
- Vererbte Veränderungen des Apolipoprotein B
- Vermehrungen des HDL-Cholesterins
Seltene "Erkrankung", die vor Arterienverkalkung schützt.
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Verminderungen des
Gesamtcholesterins |
Seltene, erbliche Defekte |
Leberschäden (Zirrhose, schwere Leberentzündung,
Lebervergiftungen [Tetrachlorkohlenstoff, Knollenblätterpilz]). Ein plötzlicher Abfall
des Cholesterins bei Lebererkrankungen, der sog. Cholesterinsturz, ist ein schlechtes
Zeichen. |
Schilddrüsenüberfunktion |
Schwere Infektionskrankheiten, Blutvergiftung |
Mangelernährung (mangelnde Zufuhr,
Verdauungsstörungen) |
Andere schwere Erkrankungen - ein niedriger
Cholesterinspiegel hat nur geringe diagnostische Aussagekraft |
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Verminderungen
des HDL-Cholesterins |
Erblich bedingt: selten fast völliges Fehlen
(Tangier-Krankheit), meist Verminderung des HDL-Cholesterins. Auch beim
sog. Morbus Gaucher ist das HDL-Cholesterin vermindert. |
Lebensgewohnheiten: Bewegungsarmut, Übergewicht,
Zigarettenrauchen vermindern die HDL-Cholesterin-Spiegel. |
Krankheiten: Zuckerkrankheit, Nierenversagen,
Niereneiweißverlustsyndrom (nephrotisches Syndrom) vermindern die
HDL-Cholesterin-Spiegel. |
Zu hohe Triglyzeridspiegel (das sind andere Blutfette)
können zur Verminderung des HDL-Cholesterinspiegels führen |
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Cholesterin dürfte der entscheidende Risikofaktor
für Gefäßerkrankungen sein. Hohes LDL-Cholesterin (bzw. Gesamtcholesterin) und
niedriges HDL-Cholesterin bedeuten ein erhöhtes Risiko, eine Herzgefäßerkrankung
(Herzenge, Herzinfarkt) zu erleiden. |
Das US-amerikanische Nationale Gesundheitsinstitut
(National Institute of Health, NIH) hat ein Berechnungsschema veröffentlicht, mit dem man
sein persönliches Risiko, eine Herzgefäßerkrankung zu bekommen, ausrechnen kann. Dabei
wird deutlich, welche Faktoren ein wie großes Risiko darstellen.
Wir stellen diese Tabellen daher übersetzt zur Verfügung.
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Faktoren, die das Cholesterin senken, bzw. das
HDL-Cholesterin erhöhen können und damit das Risiko einer Gefäßschädigung durch
Arteriosklerose vermindern können:
- Diät mit wenig Cholesterin, wenig gesättigten Fetten und einem
hohen Anteil an mehrfach ungesättigtem Fett
- Nicht rauchen
- Körperliche Aktivität
- Gewichtsabnahme
- Mäßiger Alkoholkonsum ist erlaubt (erhöht HDL-Cholesterin); nicht
wenn Mitursache der Hypercholesterinämie.
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Ziel der Therapie ist es, den LDL-Cholesterinspiegel
unter eine bestimmte Höhe zu bringen. Diese Höhe ist aber von Patient zu Patient
verschieden. Je mehr andere Risikofaktoren (Rauchen, Zuckerkrankheit, Hochdruck,
Herzinfarkte in der Verwandtschaft, ...) man hat, desto niedriger soll der
LDL-Cholesterinspiegel werden. Ihr Arzt muss den für Sie sinnvollen Grenzwert festlegen. |
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