Laborbefunde
bei Hepatitis C - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med.
Wolfgang Hübl
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Bezeichnungen - Kurzinfo - Referenzbereiche - HCV Antikörper - HCV-PCR
Quantitative PCR - HCV-Genotyp -
Western-Blot - ALT(GPT) - Leberbiopsie
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Die Hepatitis C Leberentzündung ist eine
häufige, durch das Hepatitis C Virus (HCV) verursachte und durch Blut übertragene
Erkrankung mit manchmal jahrzehntelangem Verlauf, die vom Patienten oft nicht bemerkt
wird. Zur Diagnose ist der Nachweis von Antikörpern (HCV-Antikörper) bzw. der
Virusnachweis (HCV-PCR) von entscheidender Bedeutung. |
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- Hepatitis C: Hepar griechisch für Leber, die Endung
-itis steht für Entzündungen - Hepatitis heißt also Leberentzündung. Die Erkrankung
wurde nach der Hepatitis A und B als dritte eingereiht und ihr daher der Buchstabe C
zugeordnet. Sie wurde auch erst nach der Hepatitis A und B exakt definiert und lange Zeit
zu den Non-A-Non-B-Hepatitis-Formen gezählt. Die Hepatitis C verursachte auch die meisten
Fälle von Posttransfusionshepatitis (= durch Bluttransfusion verursachte Hepatitis).
- Gelbsucht: Bei Erkrankungen der Leber oder des
Gallengangsystems kann es zu einer Erhöhung des Bilirubins
im Blut kommen, was zu einer Gelbfärbung der weißen Lederhaut des Auges führt: die
Gelbsucht. Da nicht selten eine Virushepatitis dafür die Ursache ist, wird der Ausdruck
"Gelbsucht" manchmal auch für akute Hepatitis verwendet.
- Anti-HCV: Antikörper gegen Hepatitis C
Viren. Anti-HCV IgM oder IgG sind Untergruppen von Antikörpern gegen
Hepatitis C.
Die Bestimmung dieser Untergruppen hat aber bei Hepatitis C keine besondere
Bedeutung gewonnen.
- Hepatitis C - PCR: Nachweis der Viren (diese sind
sog. RNA-Viren) durch eine molekularbiologische Technik, die Polymerase Chain Reaction.
- HCV-RNA: Hepatitis C Virus RNA, also die RNA
(Ribonukleinsäure) des Hepatitis C-Virus. Diese wird bei der PCR-Untersuchung von Blut-
oder sonstigen Proben vermehrt und ist dann nachweisbar.
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Unter dem Schlagwort "Hepatitis" versteht man im
klinischen Sprachgebrauch die Virus-verursachten Entzündungen der Leber, im engeren Sinn
die Hepatitis A, B, C und die in den deutschsprachigen Ländern selteneren Formen D und E.
Erreger der Hepatitis C ist das Hepatitis C Virus (HCV).
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Modell des Hepatitis C Virus. Im Inneren befindet sich die Virus
RNA, also die Erbinformation des Virus (HCV-RNA). Diese wird bei der PCR zum Nachweis des Virus benützt. Die Größe: im
Vergleich zu einer Leberzelle ist ein Virus etwa so groß wie ein Fußball im Vergleich zu
einem Fußballfeld. |
Die Infektion mit Hepatitis C erfolgt durch Blut oder Blutprodukte (enger körperlicher
Kontakt bei Zahnfleischbluten oder Regelblutung, Blutverschleppung bei Akupunktur,
Piercing, medizinischen Eingriffen; Bluttransfusion). Das Risiko bei Blutprodukten konnte
durch Einführung der PCR-Testung der Blutprodukte ganz wesentlich vermindert werden.
Das Typische der Hepatitis C Infektion:
- Die akute Infektion verläuft meist unbemerkt.
- Unabhängig davon kommt es aber bei 4 von 5 Erkrankten zu einer
Dauerinfektion, der chronischen Hepatitis C, die letztlich zu Leberzirrhose und/oder
Leberkarzinom führen kann.
Da auch die chronische Infektion meist eher unbestimmte Symptome hat
(z.B. Müdigkeit, Gelenksschmerzen) hat die Labordiagnostik entscheidende Bedeutung für
die Diagnose der Erkrankung. |
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Anti HCV Antikörper negativ |
Hepatitis C PCR negativ |
ALT, AST (=Transaminasen) im Referenzbereich |
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HCV
Antikörper, Anti-HCV
Unser Abwehrsystem bildet gegen Krankheitserreger Abwehrstoffe, sog. Antikörper. Findet
man Antikörper gegen einen bestimmten Erreger, ist das meist ein Beweis, dass eine
Infektion mit diesem Erreger stattgefunden hat. Dies gilt auch für die Hepatitis C. Die
Antikörper gegen das Hepatitis C Virus (Anti-HCV) werden normalerweise 2 bis 6
Monate nach der Ansteckung im Blut des Patienten nachweisbar. Die Antikörper können beim
Auftreten der Beschwerden, bei manchen Patienten aber auch erst Wochen später nachweisbar
sein. Insbesondere bei immungeschwächten Patientengruppen (HIV-Patienten, Patienten unter
Nierenwäsche [Dialyse], Patienten nach Transplantationen) kann der Antikörper erst viel
später oder gar nicht nachweisbar sein.
Andererseits gibt es auch bei den neuesten Anti-HCV-Tests falsch positive Resultate, d.h.
das Testresultat zeigt Antikörper an, die gar nicht wirklich vorhanden sind.Interpretation Anti-HCV negativ:
- Macht eine Infektion unwahrscheinlich, schließt sie aber nicht
100%ig aus.
Bei bestimmten Patientengruppen (HIV-Patienten, Patienten unter Nierenwäsche
[Dialyse], Patienten nach Transplantationen) oder bei Bestehen eines Verdachtes sollte ein
PCR-Virusnachweis durchgeführt werden.
Interpretation Anti-HCV positiv:
- Akute Hepatitis C
- Chronische Hepatitis C
- Überstandene, ausgeheilte Hepatitis C
- Falsch positives Resultat
Etwa jeder 15. positive Befund ist falsch positiv! Besonders häufig sind falsch
positive Resultate, wenn andere Erkrankungen vorliegen wie z.B. Rheumatische und
Autoimmungerkrankungen, Zuckerkrankheit, Nierenversagen oder andere Virusinfekte.
Bei jedem positiven Resultat muss daher eine
Bestätigungsuntersuchung (im allgemeinen HCV-PCR, in Sonderfällen Immunoblot; siehe weiter unten) durchgeführt werden.
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HCV-PCR
Bei der Hepatitis C Virus PCR weist man das Virus
selbst nach. Das hat den großen Vorteil, die Infektion viel früher zu erfassen: schon
1-3 Wochen nach der Infektion ist das Virus nachweisbar. Besonders wichtig ist dies für
Bluttransfusionen, man kann so infizierte Spender ausschließen, lange bevor sie einen
positiven HCV-Antikörper-Befund aufweisen.
Der zweite Nachteil des HCV-Antikörperbefundes ist, dass er trotz Ausheilung oder trotz
erfolgreicher Behandlung positiv und bleibt. Mittels HCV-PCR kann hingegen ein
Therapieerfolg oder eine Ausheilung beurteilt werden.
Auch für den Nachweis einer Hepatitis C Infektion des Neugeborenen im ersten
Lebensjahr ist die HCV-PCR wichtig, weil der Antikörper nichts aussagt. Den kann das Kind
auch von der Mutter haben.
Interpretation HCV-PCR negativ:
- In der Fragestellung Infektion ja/nein: Eine Infektion mit
Hepatitis C ist äußerst unwahrscheinlich.
- In der Fragestellung Therapieerfolg ja/nein: ein Negativ-werden der
HCV-PCR zeigt eine erfolgreiche Therapie an.
- In der Fragestellung Ausheilung ja/nein: bei positivem
HCV-Antikörperbefund und chronischer Hepatitis C kann die Viruskonzentration
kurzfristig unter die Nachweisgrenze sinken. Ein einmalig negativer Befund schließt daher
eine chronische Infektion nicht sicher aus. Manche sehen erst eine dreimalig, im
Jahresabstand durchgeführte, negative HCV-PCR Untersuchung als sicheres Zeichen einer
Ausheilung an.
Interpretation HCV-PCR positiv:
- In der Fragestellung Infektion ja/nein: Eine bestehende (akute oder
chronische) Infektion mit Hepatitis C ist praktisch nachgewiesen.
- In der Fragestellung Therapieerfolg ja/nein: ein Positiv-bleiben der
HCV-PCR zeigt eine nicht oder nur teilweise erfolgreiche Therapie an. Anmerkung: da
die HCV-PCR Tests immer empfindlicher werden, werden sie natürlich auch immer öfter
positiv bleiben. Die quantitative PCR (siehe unten) könnte
die bessere Verlaufskontrolle darstellen.
- In der Fragestellung Ausheilung ja/nein: es kann keine Ausheilung
angenommen werden. Es existieren aber Sonderfälle, bei denen sich trotz positiver HCV-PCR
die Leberbefunde normalisieren.
Quantitative
HCV-PCR (Bestimmung der Viral Load)
Man kann mit der PCR nicht nur nachweisen, ob, sondern auch wie viele Viren in der Probe
vorhanden sind. Dieses Verfahren nennt man quantitative PCR. Mit dieser bestimmt man die
sog. Viral Load, also die Virusbelastung. Man versucht sie zum Abschätzen des möglichen
Therapieerfolgs, zur Therapiekontrolle und zum Einschätzen der Infektiosität
(Ansteckungsgefahr) einzusetzen. Zur Diagnose ist die quantitative PCR nicht notwendig.
Viele halten einen einmalige Bestimmung der Viral Load vor Beginn einer Therapie bei
chronischer Hepatitis C für sinnvoll.
HCV-Genotyp-Bestimmung
Man kann mit der PCR auch verschiedene Hepatitis C Virus Typen (sog. Genotypen)
unterscheiden. Viele halten einen einmalige Bestimmung des Genotyps vor Beginn einer
Therapie bei chronischer Hepatitis C für sinnvoll.
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Western-Blots,
Immunoblots
Dies sind Spezialuntersuchungen, die den
HCV-Antikörper mit höherer Spezifität nachweisen. Anders ausgedrückt, gibt es hierbei
nicht so viele falsch positive Resultate wie bei der normalen HCV-Antikörperbestimmung.
Diese Tests hatten vor der Einführung der HCV-PCR größere Bedeutung zum Abklären und
Bestätigen eines positiven Antikörperbefundes. Diese Aufgabe hat heute die HCV-PCR
weitgehend übernommen.
Heute helfen Immunoblots, falsch positive Antikörperbefunde von den Befunden einer
ausgeheilten Hepatitis C unterscheiden. In beiden Fällen ist der
HCV-Antikörperbefund positiv und der HCV-PCR-Befund negativ. Bei einer ausgeheilten
Infektion wird der Immunoblotbefund positiv sein, bei einem falsch positiven
Antikörperbefund wird der Immunoblot hingegen negativ sein.
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Selbstverständlich sind bei Hepatitis C auch andere
Befunde mehr oder weniger ausgeprägt krankhaft verändert (ALT, AST, ev. Bilirubin).
ALT
(Alanin-Aminotransferase)
Besondere Bedeutung kommt der ALT, auch GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) genannt, zu.
Sie ist bei akuten Fällen meist erhöht (höchstens etwa bis zum 20-fachen des oberen
Referenzwertes) und schwankt bei chronischen Formen im leicht bis mittelgradig erhöhten
Bereich bis in den Referenzbereich hinein (kann also zeitweise "normal" sein).
Man hat den Abfall der ALT als Kriterium für den Behandlungserfolg
verwendet: unter Behandlung kann die ALT in den Referenzbereich abfallen (Vollresponse =
volles Ansprechen auf die Therapie), ein Abfall auf 50% des Ausgangswertes wurde als
Teilresponse bezeichnet.
Auch zur Definition der chronischen Hepatitis C wurden die
Transaminasen früher herangezogen (länger als 6 Monate dauernde Erhöhung bei
gleichzeitig positivem Anti-HCV Befund). Heute wird die chronische Hepatitis durch die PCR
abgesichert (HCV-Virus bei PCR Untersuchung mindestens 12 Monate lang nachweisbar).
Therapieentscheidung: Patienten mit den Befunden
einer chronischen Hepatitis aber konstant normalen ALT-Werten sollten nicht behandelt
werden.
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Beispiel
eines Befundverlaufs einer abheilenden Hepatitis C |
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Erst 5 Monate nach der Ansteckung kam es zu einer
starken Erhöhung der ALT. Der HCV-PCR
Virusnachweis war bereits wesentlich früher positiv. Das Beispiel zeigt einen Verlauf mit
Ausheilung, die HCV-PCR wird negativ, die ALT geht zurück. Der HCV-Antikörper (Anti-HCV) bleibt aber trotz Ausheilung positiv.
Ein positiver Anti-HCV Befund kann nicht zwischen aktiver und abgeheilter Erkrankung
unterscheiden. |
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Leberbiopsie
Bei der Leberbiopsie wird ein kleiner Zylinder der Leber entnommen, gefärbt und im
Mikroskop untersucht.
Die früher häufige Untersuchung wird heute bei Hepatitis C nur mehr selten und bei
unklaren Fällen oder besonderen Fragestellungen durchgeführt.
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Mikroskopisches Bild normalen
Lebergewebes. |
Durch Hepatitis C stark
verändertes
Lebergewebe: abgestorbene Zellen,
verfettete Zellen, eingeströmte Entzündungszellen. |
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