Harnstoff
    im Blut / BUN - Übersicht 
    Univ.Prof.Dr.med.
    Wolfgang Hübl | 
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    Kurzinfo - Referenzbereich - Erhöhung - Verminderung - Harnstoff/Kreatinin-Quotient  
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        Ein Stoff, der im Harn in hoher Konzentration vorkommt (daher kommt
        zwar der Name, gemessen wird er aber fast ausschließlich im Blut). 
        BUN steht für Blood Urea Nitrogen also
        Blut-Harnstoff-Stickstoff. | 
       
     
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        Eiweißstoffe (Proteine) sind einerseits wichtige
        Nahrungsbestandteile andererseits aber auch Bausteine unseres Körpers. Aus dem Abbau von
        Eiweiß entsteht als wichtiger Bestandteil der Harnstoff.  
           
        Wann bauen wir Eiweiß ab?  
        Ein wenig wird immer abgebaut. Essen wir mehr als wir brauchen wird der Überschuss
        abgebaut. In  Hungerphasen kann auch Körpereiweiß abgebaut und zur Energiegewinnung
        verwendet werden.Wo wird der Harnstoff gebildet? 
        Der Harnstoff wird in der Leber gebildet. 
        Und wie wird er ausgeschieden? 
        Harnstoff wird in Niere über den Harn ausgeschieden. 
        Was ist der Unterschied zwischen Harnstoff und BUN? 
        Praktisch kein Unterschied. Bei der Bestimmung des BUNs wird nicht der Harnstoff sondern
        nur der im Harnstoff enthaltene Stickstoff angegeben. BUN-Werte (in mg/dl) sind daher
        geringer als Harnstoffwerte. Die Bedeutung von Harnstoff und BUN-Werten ist aber ident. 
        
          
            Für Interessierte  
            die chemische Formel 
            von Harnstoff: 
            (in einem Mol Harnstoff ist 
            daher auch 1 Mol Stickstoff, 
            N2) | 
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        | Analyt | 
        Bereich | 
        Einheit | 
        Bereich | 
        Einheit | 
       
      
        | Harnstoff | 
        13 - 54 | 
        mg/dl | 
        2.1 - 8.9 | 
        mmol/l | 
       
      
        | BUN | 
        6 - 25 | 
        mg/dl | 
        2.1 - 8.9 | 
        mmol/l | 
       
      
        Umrechnungen: 
           BUN (mg/dl) x 2.14 = Harnstoff (mg/dl) 
           Harnstoff (mg/dl) x 0.467 = BUN (mg/dl)  | 
       
     
    In Zeiten, in denen Eiweiß in den Körper eingebaut und in
    geringerem Maß abgebaut wird, sind die Harnstoffspiegel etwas niedriger (Kindesalter,
    Schwangerschaft).   | 
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        1. Ursachen liegen
        "vor" der Niere (Prärenale Azotämie) 
         
        Die Ursachen der Harnstofferhöhung liegen nicht in der Niere selbst.
          - Es wird zu viel Eiweiß abgebaut:
 
            Bei schweren Erkrankungen und Unfällen 
            Erhöhte Eiweißverdauung nach Blutungen in den oberen Verdauungstrakt  
            (Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm) 
            Krankheiten mit massiver Zerstörung von roten Blutkörperchen (Hämolysen) 
            Krankheiten bei denen Gewebe des Körpers zerstört wird 
            Therapie mit Glukokortikoiden ("Cortison"; diese Stoffe fördern den
            Eiweißabbau) 
            Übermäßige Eiweißzufuhr in der Nahrung (Bodybuilder) oder in Infusionen (wird von
            manchen auch als exogene, also von außen kommende, Azotämie
            bezeichnet). 
          - Die Niere wird vermindert durchblutet, dadurch wird weniger
            Harnstoff ausgeschieden:
 
            Herzschwäche, Schock, Blutdruckabfall 
            Austrocknung (Durchfall, Erbrechen, Schwitzen, zu geringe Trinkmenge, Verbrennungen) 
         
        In diesen Fällen wird der Harnstoff erhöht sein, das Kreatinin aber im allgemeinen normal sein (wenn nicht
        schon ein ein Nierenversagen vorliegt). Der Harnstoff /
        Kreatinin-Quotient ist daher erhöht. 
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        | 2. Ursachen liegen in der
        Niere (Renale Azotämie) Die
        verschiedensten Nierenerkrankungen können eine Erhöhung des Harnstoffs bewirken.  
        Bei normaler Eiweißzufuhr und guter Kreislauffunktion passiert dies aber erst, wenn die
        Nierenfunktion stark eingeschränkt ist (auf etwa 30% ihrer Leistung). Der Harnstoff
        eignet sich daher nicht zur Diagnose einer verminderten Nierenfunktion. Bei bekanntem
        Nierenversagen kann der Harnstoff aber zur Verlaufsbeobachtung eingesetzt werden. 
        Ein steigender Harnstoffwert bei Nierenversagen kann auch eine Diätsünde des Patienten
        verraten (zu viel eiweißreiche Nahrung). 
        Ist die Niere schuld an der Erhöhung des Harnstoffes, wird
        auch das Kreatinin erhöht sein. Der Harnstoff / Kreatinin-Quotient
        ist daher im allgemeinen nicht erhöht. 
        Es gibt aber Ausnahmen: am Beginn eines akuten (=plötzlichen)
        Nierenversagens kann der Quotient erhöht sein, weil der Harnstoff schneller als das
        Kreatinin ansteigen kann.  
        Bei chronischem (=anhaltendem) Nierenversagen hängt es von der Eiweißzufuhr ab,
        wie der Quotient aussieht. Nimmt der Patient wenig Eiweiß zu sich, ist der Quotient
        normal oder sogar erniedrigt, nimmt er aber viel Eiweiß zu sich, kann der Quotient auch
        erhöht sein.  
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        3. Ursachen liegen
        nach der Niere (Postrenale Azotämie) 
         
        Wenn der Harnabfluss durch Hindernisse im Nierenbecken, im Harnleiter, in der Harnblase
        oder in der Harnröhre gestört ist (Nierensteine, Verwachsungen, Tumoren, Entzündungen,
        Vergrößerungen der Prostata[=Vorsteherdrüse]) dann kommt es zu einem Harnrückstau und
        zu einer Erhöhung des Harnstoffes im Blut.In diesen
        Fällen ist der Harnstoff und das Kreatinin erhöht. Da die Erhöhung des Harnstoffes aber
        ausgeprägter ist, ist der Harnstoff / Kreatinin-Quotient
        erhöht.  | 
       
      
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        Niedrige Harnstoff-Spiegel haben nur geringe
        diagnostische Bedeutung. Man findet sie bei niedriger Eiweißzufuhr und schweren
        Lebererkrankungen (die Leber produziert ja den Harnstoff). Eine häufige Ursache eines
        erniedrigten Harnstoffs ist Alkoholismus. 
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        Da der Harnstoff durch viele, ganz verschiedene
        Ursachen erhöht sein kann, hat man versucht, diese Ursachen durch Einbeziehung des
        Kreatininwertes zu unterscheiden (Kreatinin ist ein
        anderer Laborwert des Blutes. Es ist bei gestörter Nierenfunktion erhöht. Genauer
        gesagt, ist es bei gestörter Filtrationsleistung der Niere erhöht). 
          
          
            | Referenzbereiche
            des Harnstoff / Kreatinin-Quotienten je nach gewählten Einheiten und Analyten | 
           
          
            Harnstoff/BUN 
            Einheit | 
            Harnstoff 
            mmol/l | 
            Harnstoff 
            mg/dl | 
            BUN 
            mg/dl | 
           
          
            | Einheit Kreatinin | 
            mmol/l | 
            mg/dl | 
            mg/dl | 
           
          
            | Referenzbereich | 
            25 - 40 | 
            20 - 35 | 
            10 - 16 | 
           
         
        
          - Liegt die Ursache der Harnstofferhöhung vor der Niere (prärenale Azotämie), weil der Körper zuviel Eiweiß abbaut, oder
            weil eine Minderdurchblutung der Niere vorliegt, dann ist nur der Harnstoff erhöht. Das
            Verhältnis Harnstoff / Kreatinin (also der Quotient) ist daher erhöht.
 
          - Wenn die Harnstofferhöhung an der Niere liegt (renale
            Azotämie), dann ist nicht nur der Harnstoff sondern auch das Kreatinin erhöht. Das
            Verhältnis Harnstoff / Kreatinin (also der Quotient) ist daher nicht erhöht.
 
            Ausnahmen: 
              - beginnendes akutes Nierenversagen: Harnstoff steigt schneller
                als Kreatinin - Quotient anfangs erhöht.
 
              - Patient mit chronischem Nierenversagen nimmt sehr viel Eiweiß
                zu sich: Quotient erhöht.
 
             
           
          - Liegt die Ursache der der Harnstofferhöhung in einer Blockierung des
            Harnabflusses (postrenale Azotämie), dann ist das Kreatinin
            erhöht, noch viel mehr aber der Harnstoff, und dadurch auch der Quotient.
 
         
        
          
            |   | 
            Harnstoff | 
            Kreatinin | 
            Harnstoff / Kreatinin Quotient | 
           
          
            | Prärenale Azotämie | 
            erhöht | 
            normal | 
            erhöht | 
           
          
            | Renale Azotämie | 
            erhöht | 
            erhöht | 
            normal bis vermindert  
            (je nach Eiweißzufuhr) | 
           
          
            | Postrenale Azotämie | 
            stark erhöht | 
            erhöht | 
            erhöht | 
           
          
            Niedrige Eiweißzufuhr, 
            Leberschäden | 
            erniedrigt | 
            normal | 
            erniedrigt | 
           
         
        Leider gibt es Ausnahmen zu diesem Schema und
        Übergänge zwischen verschiedenen Formen, sodass die Tabelle nur unter Einbeziehung
        anderer Befunde interpretiert werden sollte.  | 
       
     
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