Was ist kardiales Troponin?
Kardiales Troponin (im Klinikjargon meist nur als Troponin bezeichnet) ist ein Eiweiß,
das im Herzmuskel vorkommt. Werden Herzmuskelzellen geschädigt, tritt Troponin ins Blut
über, wo man es messen kann. Das Auftreten von kardialen Troponinen (Troponin T
oder Troponin I) im Blut zeigt also einen Herzmuskelschaden an.
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Troponine in der Muskelzelle
In den Muskelzellen, also auch im Herzmuskel befinden sich dünne längliche
Eiweißstoffe. Eine dieser Fasern ist hier dargestellt, das sog. Aktin. Auf ihm befinden
sich die verschiedenen Troponine. |
Warum bestimmt man Troponin im Blut?
- Erkennung und Verlaufsbeobachtung eines Herzinfarkts
- Erfolgskontrolle der Herzinfarktbehandlung
- Erkennung kleinerer Schädigungen des Herzmuskels
- Abschätzung des Risikos und des wahrscheinlichen Krankheitsverlaufs
von Patienten mit Angina Pectoris (Herzenge)
Einschub Begriffsbestimmungen
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Was ist ein Herzinfarkt?
Es kommt zum Absterben von Herzgewebe aufgrund von Blutmangel (=Sauerstoffmangel)
meist wegen einer Verstopfung eines Herzkranzgefäßes.
Dies ist beim Patienten nicht direkt nachweisbar. Man kann aber Zeichen definieren,
die dafür sprechen, dass ein Infarkt eingetreten ist. Schon relativ lange Zeit gibt es
dafür die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO):
- typische Beschwerden,
- typisches EKG (Elektrokardiogramm) und
- das vermehrte Auftreten bestimmter Stoffe im Blut, die aus den
abgestorbenen Herzmuskelzellen frei geworden sind.
Findet man 2 von diesen 3 Zeichen, entspricht dies der
WHO-Definition eines Herzinfarktes.
Eine neue, europäisch-amerikanische Definition des
Herzinfarktes aus dem Jahr 2000 legt noch mehr Bedeutung auf die Laborwerte, z.B. auf das
Troponin: Zwar sind weiter die Beschwerden des Patienten und das EKG wichtige Kriterien,
ein typischer Anstieg und Abfall des Troponins oder eines gleichwertigen Laborwertes muss
aber auch dabei sein, um die Definition Infarkt zu erfüllen.
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Herzkranzgefäße (Koronargefäße)
Rot eingezeichnet die relativ dünne rechte und linke Kranzarterie, über die das Herz mit
Blut und damit mit Sauerstoff versorgt wird. Verengungen oder Verschlüsse dieser Gefäße
führen zur Angina pectoris und zum Herzinfarkt. |
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Was ist eine Angina pectoris (AP,
Herzenge, Stenokardie)?
Unter Angina pectoris versteht man die Zeichen einer Unterversorgung des Herzens
mit Blut bzw. Sauerstoff. Dabei kommt es zu Beschwerden, die denen bei
Herzinfarkt sehr ähnlich sind: Schmerzen im Brustbereich, ausstrahlend in die linke
Schulter-Arm-Hand- oder auch Halsregion. Meist auch ein gürtelförmiges Engegefühl,
Todesangst.
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Was ist eine stabile Angina pectoris?
Bei stabiler Angina pectoris treten die Beschwerden nur bei stärkerer körperlicher
Belastung auf. Man kann sich das vereinfacht so vorstellen: Die Herzkranzgefäße sind
über einen längeren Zeitraum immer enger geworden. In Ruhe kommt aber noch genug Blut
(=Sauerstoff) zum Herzen. Bei Anstrengungen, für die das Herz mehr Sauerstoff brauchen
würde, kommt aber zu wenig Sauerstoff zum Herzen.
Was ist eine instabile Angina
pectoris?
Als instabil wird die Angina pectoris bezeichnet,
- wenn sie in Ruhe auftritt,
- wenn sie ohne Vorgeschichte bei leichten körperlichen
Belastungen auftritt (d.h., ohne dass vorher bei stärkeren Belastungen eine Angina
pectoris aufgetreten wäre),
- wenn eine bekannte, stabile Angina pectoris sich rasch und
deutlich verschlimmert.
Die instabile Angina pectoris ist viel gefährlicher, sie
gilt als Vorstufe des Herzinfarkts. Das liegt daran, dass die Ursache der instabilen
Angina pectoris, nicht die allmähliche, sondern eine plötzliche Verengung der
Herzkranzgefäße ist. Und diese Verengung hat oft ganz ähnliche Ursachen wie ein
Herzinfarkt (Blutpfropfen, Blutgerinnsel). Nur wird das Herzkranzgefäß nicht
verschlossen, sondern nur verengt. Eine solche Verengung kann aber natürlich in einen
Verschluss übergehen. |
Braucht man die Troponinbestimmung, um
einen Herzinfarkt zu erkennen?
In vielen Fällen kann der Arzt durch Beurteilung der Beschwerden des Patienten und des
EKG einen Infarkt erkennen. In manchen Fällen von Herzinfarkt ist das EKG aber nur wenig
verändert. Besonders die instabile Angina pectoris ist nicht leicht von solchen Infarkten
zu unterscheiden. Da werden dann die Laborwerte, wie das Troponin oder die CK-MB, sehr
wichtig, um den Infarkt zu erkennen.
Abgesehen von diesen Überlegungen ist der Nachweis des Anstiegs eines Herzmarkers
(z.B. Troponin) im Blut nach neueren Richtlinien eine Voraussetzung für die Diagnose
eines Herzinfarkts.
Gibt es einen Infarkt ohne
Troponinerhöhung?
Ein konstant normaler Troponinspiegel schließt einen Herzinfarkt praktisch aus.
Kann Troponin auch bei der Angina
pectoris erhöht sein?
Ja. Erhöhtes Troponin wurde bei instabiler Angina pectoris beschreiben. Neuere
Richtlinien würden aber manche solcher Fälle nicht mehr als instabile Angina pectoris
einordnen sondern als speziellen Herzinfarkt-Typ. Eben weil das Troponin erhöht ist. In
bestimmten Fällen wird es immer schwierig sein, eine Einteilung zu treffen. Man hat daher
versucht eine "Infarkt"-Grenze für das Troponin im Blut festzulegen. Liegt ein
Wert über der Grenze, spricht das für einen Herzinfarkt, liegt er darunter, spricht es
dagegen.
Jede Grenze ist natürlich irgendwie willkürlich.
Wichtig ist, dass man erkannt hat, dass Fälle von Angina pectoris mit erhöhtem Troponin
ein erhöhtes Risiko haben und von bestimmten Behandlungen profitieren.
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Patienten mit Herzinfarkt und
instabiler Angina pectoris: je höher der Troponin I Spiegel desto höher war die
Sterberate. |
Wo liegt die Entscheidungsgrenze für
einen Herzinfarkt?
Die US-Amerikanischen und Europäischen wissenschaftlichen Gesellschaften (NACB, ESC, ACC)
haben folgende Empfehlungen abgegeben:
- Für einen Infarkt spricht ein Wert, der über der 99.
Perzentile einer gesunden Referenzgruppe liegt.
Falls sie sich unter Perzentile nichts vorstellen können: die 99. Perzentile ist
der Wert, über dem nur 1% aller Werte liegt. Hat man z.B. bei 1000 Gesunden Troponin
gemessen, liegen 10 Gesunde über der 99. Perzentile.
Die Höhe der 99. Perzentile hängt auch vom verwendetem Test ab und sollte
idealerweise in jedem Labor bestimmt werden.
- Ein Troponinspiegel, der zwar über der 97.5 Perzentile aber noch
unter der Herzinfarkt-Grenze liegt, gilt als erhöht und soll laut Empfehlungen als
"Herzmuskelschaden" aufgefasst werden.
Wie oft muss man einen Troponinspiegel
über dieser Schwelle im Blut nachweisen?
Hier sagen die Richtlinien: mindestens bei einer Messung innerhalb von
24h nach dem auslösenden klinischen Ereignis.
Wie oft soll man Troponin bei
Infarktverdacht messen?
Die verschiedenen Empfehlungen dafür gehen etwas auseinander. Ein Schema sieht eine
Troponinbestimmung bei der Aufnahme des Patienten, eine weitere nach 2-4h, eine
nach 6-9h und eine nach 12-24h vor. Das Schema gilt dem Ausschluss eines
Infarkts: Ist das Troponin bei all diesen Messungen normal, dann ist ein Herzinfarkt
praktisch auszuschließen.
Wird hingegen bei einer Messung ein eindeutig erhöhter Wert gefunden, kann man das
Untersuchungsschema verlassen.
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Verlauf wichtiger "Herzmarker" bei einem
Herzinfarkt. Quelle: National Academy of Clinical Biochemistry.
In dieser Graphik steigt Troponin zur gleichen Zeit an wie CK-MB (Masse). Andere
Studien sehen den Anstieg von CK-MB (Masse) etwa 1 h vor dem des Troponins. |
Der in der Abbildung dargestellte Verlauf ist
nur ein Beispiel. Im Einzelfall kann der Troponinverlauf davon abweichen. So wird der
Anstieg des Troponins zwar meist erst 3-8h nach dem Infarkt erfolgen, in manchen Fällen,
besonders bei großen Infarkten aber auch schon früher. Man kann also durch die
Troponinmessung einen Infarkt vielleicht auch in den ersten Stunden nach dem Infarkt
erkennen, nur ist die Wahrscheinlichkeit geringer. Nach 5-6h ist die Wahrscheinlichkeit
den Infarkt zu erkennen schon viel höher.
Kann man die Infarktgröße mit Hilfe
der Troponinbestimmung abschätzen?
Durch Bestimmung der Troponinspiegel ab dem 3. oder 4. Tag kann man abschätzen, wie viel
Herzmuskelgewebe zerstört worden ist. Nach amerikanischen Empfehlungen sollte die
Bestimmung der Infarktgröße mittels Troponin aber eher wissenschaftlichen Untersuchungen
vorbehalten bleiben und keine Routine-Bestimmung sein, da dabei einige Einflüsse zu
verfälschten Ergebnissen führen können.
Welche Vorteile hat Troponin
gegenüber den anderen "Herzmarkern"?
(Andere Herzmarker sind z.B. CK, CK-MB, Myoglobin)
Troponin ist spezifischer als andere Marker (D.h., dass ein erhöhter
Troponinwert praktisch immer durch einen Herzmuskelschaden verursacht wird) und zumindest
gleich sensitiv wie andere Marker (d.h. man kann einen Herzmuskelschaden
kaum übersehen, er wird fast immer ein erhöhtes Troponin zeigen).
Troponin bleibt nach einem Herzinfarkt länger erhöht als andere Marker
(1-2 Wochen). Das bedeutet, dass man den Infarkt auch dann bemerkt, wenn er schon ein bis
2 Wochen zurückliegt.
Der Troponinwert hat sich auch als guter Anzeiger für die Risikoabschätzung,
die Wahl der Behandlung und die Erfolgskontrolle der
Behandlung erwiesen.
Welche Nachteile hat Troponin?
Der Anstieg des Troponins erfolgt etwas später nach dem Infarktereignis
als der anderer Marker (Myoglobin steigt früher; auch CK-MB Masse kann etwas früher
ansteigen).
Troponin bleibt nach einem Herzinfarkt länger erhöht als andere Marker
(1-2 Wochen). Das führt dazu, dass man einen neuerlichen Infarkt, der einige Tage nach
dem ersten auftritt (sog. Reinfarkt), in manchen Fällen etwas schlechter erkennen
könnte.
Welche Unterschiede bestehen zwischen
Troponin T und Troponin I?
Die Unterschiede sind gering.
Troponin T ist außer bei Herzmuskelschäden auch bei manchen Erkrankungen der
normalen Muskulatur (z.B. bei der erblichen Muskeldystrophie Duchenne) und bei
Nierenversagen fallweise erhöht, was bei Troponin I seltener beschrieben wurde.
Troponin T bleibt nach dem Infarkt länger erhöht (7-14 Tage gegenüber 7-10 Tagen
für Troponin I). |