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Glucose in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Der Name Glucose kommt vom griechischen Wort für "süß", glykys.
Liquor (eigentlich "Liquor cerebrospinalis" im Klinikjargon aber meist nur Liquor genannt): Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor: lateinisch für Flüssigkeit, cerebrum: lat. für Gehirn; spinalis: lateinisch für zum Rückenmark gehörig);
   
KURZINFO:
Was ist Glucose?
Glucose (=Traubenzucker) ist chemisch gesehen ein bestimmter Zucker.

 

Wozu brauchen wir Glucose?
Der Zucker im Blut ist der wichtigste Energieträger für unsere Zellen. Sie nehmen Zucker aus dem Blut auf und "verbrennen" ihn, meist zu CO2 und Wasser. Dabei entsteht Energie, die für viele Vorgänge in den Zellen notwendig ist.

 

Woher kommt der die Glucose im Liquor?
Die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ist gewissermaßen abgefiltertes Blut, also ein Filtrat des Blutes. In bestimmten Hohlräumen des Gehirns liegen Adergeflechte mit zottiger Oberfläche, die sog. Plexus choroidei. Da entsteht der Liquor durch Filtration. Die Glucose des Blutes (der Blutzucker) geht so in den Liquor über.

 

Warum bestimmt man Glucose im Liquor?
Bei Verdacht auf Gehirnhautentzündung (Meningitis) bestimmt man die Glucose im Liquor, weil sie bei tuberkulöser Meningitis und bei Meningitis durch andere Bakterien oft vermindert ist, bei einer Virus-verursachten Gehirnhautentzündung meist nicht (Genaueres siehe unter Verminderung).

 

   
REFERENZ-
BEREICH:

Der Liquorwert hängt von Blutzuckerspiegel ab und sollte immer über 50 % des Blutzuckerwertes betragen. Also bei einem Blutzucker von 100 mg/dl mindestens 51 mg/dl.

   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
VERMINDERUNG:
  • Tuberkulöse Gehirnhautentzündung
    Typischer Weise ist bei einer Meningitis im Rahmen einer Tuberkulose die Glucose im Liquor vermindert. Es gibt natürlich auch Fälle mit normaler Glucose.
  • Andere bakterielle Gehirnhautentzündungen
    Auch hier die Einschränkung: Findet man keine niedrigen Glucosespiegel, schließt das aber eine bakterielle Meningitis keineswegs aus. Manche gehen sogar eher selten mit einer verminderten Liquor-Glucose einher (z.B. Borrelien-Meningitis, Leptospiren-Meningitis, Listeriose u.a.). Es sind eher solche Meningitiden, die auch eine starke Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen (Granulozyten, "Eiterkörperchen") zeigen, bei denen der Glucosespiegel erniedrigt ist.
  • Pilz-verursachte Gehirnhautentzündung
  • ausgedehnte bösartige Erkrankungen der Gehirnhäute (Meningealblastomatose).
    Auch bei Befall der Gehirnhäute im Rahmen einer Leukämie (Blutkrebs) wurden niedrige Glucosespiegel beobachtet.
  • Sarkoidose der Gehirnhäute
    Krankheit unbekannter Ursache mit Knötchenbildungen aus Abwehrzellen (Granulome), vergrößerten Lymphknoten meist im Brustbereich und in der Lunge. Kann aber viele Organe befallen.
  • Sehr selten bei  Virus-verursachter Gehirnhautentzündung
    Da ist es vorwiegend die Mumps-Meningitis, die schwere Herpes-Simplex-Meningitis oder die Meningitis durch das Lymphozyten-Choriomeningitis-Virus (LCMV, lymphozytäre Choriomeningitis, LCM), die die Glucose senken. Andere Viren senken den Glucosespiegel im Liquor nur in Ausnahmefällen.
  • Selten bei Schweinebandwurm-Befall (Zystizerkose)
    Befall des Menschen mit den Larven des Schweinebandwurmes.
   

 

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Letzte Änderung 2003-08-30

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