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GLDH (Glutamatdehydrogenase) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
 
Name - Info - Referenzbereich - Erhöhung
IN ZWEI SÄTZEN:
Die GLDH im Blut ist der Anzeiger eines schwereren Leberschadens, Besonders hohe Werte entstehen bei Vergiftungen oder plötzlichem Sauerstoffmangel in der Leber wegen Blutunterversorgung. Man muss die GLDH im Vergleich mit anderen Leberenzymen (AST, ALT) beurteilen.
   
NAME:
Ihren Namen hat die Glutamatdehydrogenase von ihrer Wirkung im Stoffwechsel: sie hilft Glutamat unter Abspaltung von Wasserstoff (Hydrogenium) letztlich in Oxoglutarat umzuwandeln.
   
INFO:
Was ist die GLDH?
Die GLDH ist ein Enzym, also ein Biokatalysator, das bestimmte Vorgänge im Stoffwechsel der Zellen ermöglicht.
Im Stoffwechsel muss oft eine Substanz in eine andere umgewandelt werden oder eine Molekül-Gruppe auf ein anderes übertragen werden. Und dazu ist meist ein bestimmtes Enzym notwendig.

 

In welchen Organen kommt die GLDH vor?
Die GLDH kommt besonders in der Leber, in geringerer Menge aber auch in vielen anderen Organen vor. Erhöhungen der GLDH im Blut kommen praktisch nur aus der Leber.

 

Warum bestimmt man die GLDH im Blut?
Man bestimmt die GLDH praktisch nur gemeinsam mit anderen Leberenzymen, wie der AST (GOT) und der ALT (GPT) und beurteilt die GLDH Werte im Vergleich zu den AST und ALT Werten.
Während die AST und die ALT teilweise oder ganz aus der Zellflüssigkeit der Leberzelle stammen, kommt die GLDH nur aus den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle. Das hat folgende wichtige Bedeutung: AST und ALT werden schon bei leichteren Leberschäden erhöht sein, während die GLDH im Blut erst ansteigt, wenn die Leberzellen ganz zu Grunde gehen. Erhöhungen der GLDH bedeuten also einen schwereren Leberschaden.

Schema einer Zelle

Schema einer Zelle

Die ALT (GPT) befindet sich ausschließlich, die AST (GOT) teilweise in der Zellflüssigkeit (blauer Hintergrund) der Zelle. Sie treten daher schon bei leichten Zellschäden aus der Zelle aus. Die GLDH dagegen befindet sich nur in den Mitochondrien (orange "Schiffchen"). Die GLDH kommt daher erst ins Blut, wenn die Leberzellen vollständig zerstört sind.

 

Beispiel: Abklärung hoher ALT (GPT)-Werte
Beispiel der Anwendung des GLDH-Wertes: Patienten mit bedrohlich hoher ALT (GPT) von z.B. über 2000 U/l können aber müssen keinen schweren Leberschaden haben.

  • Ist die GLDH in so einem Fall nur mäßig erhöht (etwa 10-fach), dann liegt keine schwere Leberschädigung vor, der Befund könnte durch eine Virushepatitis (durch Viren verursachte Leberentzündung) begründet sein.
  • Ist die GLDH aber stark erhöht (z.B. ein bis zweihundertfache Erhöhung) spricht das für eine schwere Leberschädigung wie bei Vergiftungen oder plötzlicher Durchblutungsstörung der Leber.

Eine Stark erhöhte ALT (GPT) muss keinen schweren Leberschaden bedeuten, eine hohe GLDH schon.

   
  Bereich Einheit
Männer bis 7 U/l
Frauen bis 5 U/l
Referenzbereiche stark methodenabhängig!
   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG:
Erkrankungen der Leber und der Gallenwege
  • Galle-Stauung
    Bei mechanischer Verlegung der größeren Gallengänge außerhalb der Leber (Gallenstein, Tumor, Verengungen anderer Ursache) kommt es zu hohen GLDH Anstiegen (über 25-fach).
  • Leberentzündung (Hepatitis)
    • Akute, durch Viren verursachte Hepatitis (z.B. Hepatitis A, B, C)
      Bei akuter (schnell verlaufender) Hepatitis Anstieg bis etwa 10-fach möglich aber normalerweise immer viel niedriger als Anstieg der AST (GOT) und ALT (GPT). Nur wenn eine Galle-Stauung zur Hepatitis dazukommt (=cholestatische Verlaufsform), sind die Werte etwas höher.
      Sehr hohe GLDH Werte bei akuter Hepatitis sprechen für eine sehr schwere Verlaufsform, die sog. fulminante Hepatitis.
    • Chronische Hepatitis (durch Viren oder als Autoimmunkrankheit)
      GLDH kann normal oder leicht erhöht sein, Stärkere Erhöhung sprechen für schwere Verlaufsformen.
  • Leberzirrhose
    Nur geringe oder gar keine Erhöhung der GLDH.
  • Fettleber
    Verfettung der Leber entsteht bei allgemeiner Fettsucht, Zuckerkrankheit, Alkoholismus oder durch Medikamente. Manchmal auch ohne erkennbare Ursache. Nur geringe oder gar keine Erhöhung der GLDH.
  • Krebs in der Leber
    Mäßige Erhöhungen kommen bei Leberkrebs oder Absiedelungen (Metastasen) vor, die GGT ist aber der weitaus verlässlichere Marker hierfür.
  • Gifte
    Pilzgifte, Tetrachlorkohlenstoff (Lösungsmittel), Halothan (Narkosegas). Sehr starke GLDH Erhöhungen bis auf das Zweihundert-fache und mehr sind möglich.
  • Plötzliche Blutunterversorgung mit Sauerstoffmangel der Leber
    Entsteht z.B. bei Versagen des rechten Herzteils, Verstopfung der Lebervenen oder der Leberarterie. Sehr starke GLDH Erhöhungen bis auf das Zweihundert-fache und mehr sind möglich.

 

   

 

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Letzte Änderung 2005-02-14

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