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C-Peptid - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
Name - Info - Referenzbereiche - Erhöhung - Verminderung
 
IN ZWEI SÄTZEN:
Das C-Peptid, ein Stoff von unbekannter Funktion, wird immer gleichzeitig mit dem Insulin von der Bauchspeicheldrüse ins Blut abgegeben. Die C-Peptid-Bestimmung im Blut kann helfen, verschiedene Formen der Zuckerkrankheit zu unterscheiden, die richtige Behandlung bei Zuckerkrankheit zu wählen und die Ursache einer Hypoglykämie (=Unterzucker) zu finden.
   
NAME:
Peptide sind Moleküle die aus Ketten von Aminosäuren bestehen, also gewissermaßen "kurze Eiweißstoffe". Das C steht für "connecting" also deutsch "verbindend". Erklärung siehe INFO.
   
INFO:
Was ist das C-Peptid?
Die sog. Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse stellen das Insulin her. Dabei bilden sie zuerst eine Vorstufe des Insulins, das Proinsulin. Dieses wird dann in das Insulin und eben das C-Peptid gespalten. Beide werden dann ins Blut ausgeschüttet.
Das C-Peptid (Connecting-Peptide) wird deswegen "Verbindungs-"Peptid genannt, weil es im Proinsulin die beiden Ketten des späteren Insulins verbindet. Die untenstehende Abbildung macht dies klarer.
 

Die Ausschüttung von Insulin, C-Peptid und Proinsulin

Die Sekretion (Ausschüttung) von Insulin aus den beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse Insulin wird in den  Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (genauer gesagt, in den sog. beta-Zellen) gebildet. Die bilden aber zuerst einmal eine Vorstufe von Insulin, das Proinsulin.
Dieses wird in Insulin (rot) und das C-Peptid (grau) gespalten.
Wann immer ein Molekül Insulin ausgeschüttet wird, gelangt auch ein Molekül C-Peptid ins Blut.
Aber auch Proinsulin selbst wird (in geringen Mengen) ans Blut abgegeben.

C-Peptid wird immer dann ins Blut ausgeschüttet, wenn auch Insulin ausgeschüttet wird. 
Bezüglich der Regulation der C-Peptid Ausschüttung siehe daher Abschnitt Regulation der Insulinausschüttung auf der Insulin-Seite.

 

Welche Funktion hat das C-Peptid im Blut
Noch konnte man keine finden.

 

Warum bestimmt man C-Peptid im Blut?
Die Bestimmung von C-Peptid ist eine Spezialuntersuchung, die relativ selten durchgeführt wird. Zur Diagnose der Zuckerkrankheit ist sie im Allgemeinen nicht nötig.
Das C-Peptid wird oft im Rahmen von klinischen Tests untersucht, wo man dem Patienten eine Substanz (z.B. Zucker oder ein Hormon) verabreicht, oder ihn längere Zeit hungern lässt und dann überprüft, wie der C-Peptidspiegel darauf reagiert.

Man misst C-Peptid im Blut:

  • Bei der Hypoglykämie (Unterzucker),
    • um die Ursache des niedrigen Blutzuckers zu klären.
  • bei Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus),
    • um zu sehen, wieviel Insulin die Bauchspeicheldrüse noch liefert oder bei Anregung liefern kann.
      Dies hilft entscheiden, ob bei Diabetes Typ 2 eine Insulin-Behandlung sinnvoll ist.
    • um spezielle, seltenere Ursachen des Diabetes zu erkennen

 

Könnte man nicht genauso gut Insulin messen?
Meistens ja, das C-Peptid hat aber verschiedene Vorteile:

  • Insulin wird sehr rasch vorwiegend von der Leber abgebaut. Die Funktion der Leber hat daher Einfluss auf die Insulinspiegel im Blut. Beim C-Peptid ist das nicht der Fall.
  • Der Insulinspiegel sagt nichts darüber aus, ob das Insulin aus der Bauchspeicheldrüse kommt oder als Medikament verabreicht wurde. Das C-Peptid kommt sicher aus der Bauchspeicheldrüse. Findet man hohes Insulin aber keine C-Peptid-Erhöhung wurde Insulin verabreicht.
  • C-Peptid bleibt im Gegensatz zu Insulin länger im Blut, es wird nicht so schnell abgebaut. Eine nur kurzfristig hohe Insulinkonzentration kann man leichter "verpassen", das C-Peptid bleibt länger erhöht.

Darüber hinaus ist die Bestimmung von C-Peptid heute nicht mehr aufwändiger als die von Insulin.

 

Wie misst man das C-Peptid?
Einerseits ganz "normal" mit einer Blutabnahme in der Früh nach 12-stündiger Nüchternphase wie die meisten anderen Laborwerte auch. Andererseits gibt es spezielle Tests, bei denen man das C-Peptid nach dreitägigem Fasten misst oder nachdem man die Bauchspeicheldrüse mit Glukose oder Glukagon zur Insulin-Produktion (und damit auch zur C-Peptid-Produktion) angeregt hat.

 

Wie kommt es zu erhöhten C-Peptid- / Insulinspiegeln?
Prinzipiell gibt es für unpassend hohe oder wirklich erhöhte C-Peptid- oder Insulinspiegel folgende Ursachen:

Unpassend hoch (Blutzuckerspiegel ist eher niedrig, Insulin würde nicht benötigt werden):

  • C-Peptid und Insulin werden von einem Tumor produziert (dessen Zellen unterliegen nicht der normalen Steuerung durch den Blutzuckerspiegel).
  • Die C-Peptid- und Insulinausschüttung wurde durch Medikamente angeregt.
  • Sehr selten auch durch bestimmte Antikörper bei Autoimmunerkrankungen, durch die die Insulin-produzierenden Zellen angeregt werden.

Wirklich erhöht:

  • Zuckerkrankheit vom Typ 2 und andere spezielle Formen der Zuckerkrankheit, bei denen Insulin nicht ausreichend auf die Zellen wirken kann. Als Ausgleich wird mehr Insulin (und C-Peptid) ausgeschüttet.
  • Erkrankungen oder Situationen, die den Blutzucker erhöhen. Als Reaktion wird vermehrt Insulin (und C-Peptid) ausgeschüttet.
  • Fettleibigkeit

Genaueres siehe weiter unten unter Erhöhungen.

 

Wie kommt es zu erniedrigten C-Peptid- / Insulinspiegeln?
Prinzipiell gibt es für unpassend niedrige oder wirklich erniedrigte C-Peptid- oder Insulinspiegel folgende Ursachen:

  • Zerstörung der Insulin-produzierenden Zellen (Typ 1 Diabetes, andere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Medikamente, Gifte, Virusinfektionen),
  • Überforderung und Schädigung der Insulin-produzierenden Zellen (Typ 2 Diabetes),
  • seltene Erbschäden der Insulin-produzierenden Zellen
  • ein Tumor produziert ein Hormon, das die Insulinausschüttung hemmt.

Genaueres siehe weiter unten unter Verminderung.

   
REFERENZ-
BEREICHE:
  Bereich Einheit Bereich Einheit
Nach "normalem", 12h Fasten 0.7 - 2.0 µg/l = ng/ml 0.2 - 0.6 nmol/l
Nach 3-tägigem Fasten unter 0.7 µg/l = ng/ml unter 0.2 pmol/l
Unter maximaler Stimulation
durch Glucose oder Glukagon
2.7 - 5.9 µg/l = ng/ml 0.9 - 1.9 pmol/l
   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG bzw. ZU HOHE WERTE IN SPEZIELLEN TESTS:
A. Hohe C-Peptid und Insulinspiegel bei eher niedrigen Blutzuckerspiegeln
 
Insulinom (Insulin-produzierender Tumor)
Insulinome sind meist gutartige kleinere Tumoren in der Bauchspeicheldrüse. Auffällig werden sie durch die Beschwerden des Insulin-bedingt niedrigen Blutzuckerspiegels (Hypoglykämie-Beschwerden, siehe Abschnitt Blutzucker).
Zur Abklärung reicht eine einfache Messung des C-Peptids im Blut meist nicht aus. Man führt einen Hungerversuch durch (maximal 3-tägiges Fasten). Meist zeigt der Insulinom-Patient in der Hungerphase trotz niedriger Blutzuckerspiegel Insulinspiegel von 6 mU/l oder höher und zu hohe C-Peptidspiegel (>= 0.7 µg/l).
 
Missbräuchliche Verwendung von Diabetes-Medikamenten
Fallweise werden auch Medikamente gegen Zuckerkrankheit missbräuchlich verwendet. Diese Medikamente fördern die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse. Die Befunde sind daher von denen des Insulinoms praktisch nicht zu unterscheiden. Auch hier findet man im Hungerversuch trotz niedrigen Blutzuckers hohe Insulinspiegel. Auch das C-Peptid bringt keine Klärung es ist in beiden Fällen hoch. Im Verdachtsfall muss man daher versuchen, die in Frage kommenden Medikamente im Blut nachzuweisen.

 

Neugeborene zuckerkranker Mütter
Zuckerkrankheit der Mutter in der Schwangerschaft führt bei Neugeborenen zu hohen Insulinspiegeln.

 

Bestimmte Autoimmun-Erkrankungen (sehr selten)
Sehr selten gibt es Antikörper, die die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Ausschüttung von Insulin anregen. In diesen Fällen ist neben dem Insulin das C-Peptid ebenfalls zu hoch.

 

B. Hohe C-Peptid- und Insulinspiegel bei hohen oder normalen Blutzuckerspiegeln
 
Zuckerkrankheit (Diabetes)
  • Diabetes mellitus Typ 2 ("Erwachsenendiabetes")
    Patienten mit dieser Art von Zuckerkrankheit können erhöhte C-Peptid- und Insulinspiegel im Blut zeigen. Bei Diabetes Typ 2 reagieren die Gewebe (z.B. Muskel- und Fettgewebe) zu wenig auf Insulin. Die Bauchspeicheldrüse schüttet daher mehr Insulin (und C-Peptid) aus um das auszugleichen.
  • Seltene, spezielle Formen von Zuckerkrankheit
    Verschiedene angeborene Fehler des Erbguts führen dazu, dass die Zellen nicht auf Insulin reagieren. Dass passiert z.B., wenn die Andockstelle für das Insulin auf den Zellen defekt ist. Als Ausgleich wird mehr Insulin (und C-Peptid) ausgeschüttet. Diese Erkrankungen treten oft bereits in der Kindheit auf, manche später. Meist sind schwere Missbildungen damit verbunden.
    Nur namentlich erwähnt seien: die Insulinresistenz Typ A, der Leprechaunismus, das Rabson-Mendenhall-Syndrom und der Lipatrophische Diabetes.
    Auch seltene Autoimmunerkrankungen, bei denen unsere eigene Abwehr Antikörper gegen die Andockstelle des Insulins bildet, können dazu führen, dass das Insulin nicht mehr ausreichend auf die Zellen wirken kann. Man hat dies auch Insulinresistenz Typ B genannt.
Andere Erkrankungen mit erhöhtem Blutzucker und erhöhtem Insulin
Prinzipiell führen viele Krankheiten mit erhöhtem Blutzucker, bei denen die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse noch regelrecht funktioniert, zu erhöhten C-Peptid- und Insulinspiegeln (Beispiele im Abschnitt Blutzucker-Erhöhungen). Der erhöhte Insulinspiegel ist dabei als normale Antwort auf den hohen Blutzucker aufzufassen.

 

Fettleibigkeit
Auch bei Fettleibigkeit kann man erhöhte C-Peptid- und Insulinwerte finden.
   
VERMINDERUNG bzw. ZU NIEDRIGE WERTE IN SPEZIELLEN TESTS:
Zuckerkrankheit Typ 1 und 2 (Diabetes mellitus Typ 1 und 2)
  • Diabetes mellitus Typ 1 ("Juveniler Diabetes")
    Bei dieser Erkrankung sind die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört, es wird kein oder nur mehr sehr wenig Insulin gebildet.
  • Diabetes mellitus Typ 2 ("Erwachsenendiabetes")
    Bei dieser Erkrankung kommen zwar erhöhte C-Peptid- und Insulinspiegel vor, trotzdem zeigen spezielle Tests, dass die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse weniger Insulin liefern als bei Gesunden.
    Beispiel: Glukagon-Stimulationstest. Man regt mittels des Hormons Glukagon die Insulinausschüttung an. Der Gesunde reagiert mit einer starken Steigerung der C-Peptid- und Insulinausschüttung. Der Typ 2 Diabetiker zeigt oft geringere Anstiege.
    Der Glukagon-Test wird bei Typ 2 Diabetikern verwendet, um abzuklären ob man mit Insulin behandeln sollte.

 

Seltene Formen der Zuckerkrankheit
  • Erbschäden der Insulin-produzierenden Zellen
    Verschiedene Erbschäden können die Insulinproduktion stören. Entweder ist die Produktion selbst gestört oder der Erbschaden bewirkt, dass die Zellen gar nicht "merken", dass der Blutzucker hoch ist. Diese Erkrankungen treten meist bis zum 25 Lebensjahr auf, die Patienten sind nicht übergewichtig. Ansonsten ähnelt die Krankheit aber eher einem Diabetes Typ 2, also einem Erwachsenendiabetes (man kommt in der Behandlung meist ohne Insulin aus). Daher werden Erkrankungen dieser Gruppe auch "Erwachsenendiabetes des jungen Menschen" genannt (engl. "maturity-onset diabetes of the young", kurz "MODY").

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Jede Erkrankung, bei der größere Anteile der Bauchspeicheldrüse geschädigt werden, kann die C-Peptid- und Insulinausschüttung vermindern und einen Diabetes mellitus verursachen.
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
  • Tumor (Karzinom) der Bauchspeicheldrüse
  • Entfernung der Bauchspeicheldrüse (Operation)
  • Verletzung der Bauchspeicheldrüse
  • Schädigung der Bauchspeicheldrüse bei Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)
  • Schädigung der Bauchspeicheldrüse bei Cystischer Fibrose (Mucoviscidose; Erbschaden mit abnorm zäher Schleimbildung in verschiedenen Drüsen)

 

Medikamente und Gifte (selten)
Bestimmte Medikamente können die Ausschüttung von C-Peptid und Insulin behindern, manche Medikamente und Gifte können die C-Peptid- und Insulin-produzierenden Zellen zerstören.
Eine Medikamenten-verursachte Zerstörung der Zellen ist bei Anwendung des Parasitenmittels Pentamidin (Lomidine) vorgekommen.

 

Virusinfektionen (selten)
Fallweise konnte man Diabetes-Fälle mit Zerstörung der C-Peptid- und Insulin-produzierenden Zellen auf Virusinfektionen zurückführen.
(z.B. angeborene Rötelnerkrankung bei Röteln der Mutter in der Schwangerschaft, Coxsackie-Virusinfektion, Zytomegalievirusinfektion)

 

Andere seltene Erbkrankheiten, die einen C-Peptidmangel, Insulinmangel und Diabetes zeigen können
Dazu gehören Krankheiten, die schon im Kindes- oder Jugendalter zu Tage treten. Meist sind schwere Missbildungen damit verbunden.
Erwähnt sei das das Wolfram-Syndrom (= DIDMOAD-Syndrom), bei dem die Insulin-produzierenden Zellen fehlen.

 

Hormon-produzierende Tumoren (selten)
Es gibt Tumoren, die Hormone produzieren, die die C-Peptid- und Insulinausschüttung hemmen. Dazu gehört das sehr seltene Somatostatinom, ein Tumor der meist in der Bauchspeicheldrüse oder im Dünndarm vorkommt und Zuckerkrankheit und Durchfälle verursacht. Er produziert das Hormon Somatostatin.

Auch bei Aldosteron-produzierenden Tumoren der Nebennierenrinde wurde eine Hemmung der Insulinausschüttung beobachtet.
   

 

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Letzte Änderung 2005-05-16

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