Retikulozyten
- Übersicht
Univ.Prof.Dr.med.
Wolfgang Hübl |
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Retikulum lat. für Netz. Färbt man die Retikulozyten mit
bestimmten Farbstoffen, dann findet man netzähnliche Strukturen. Synonym: Proerythrozyten
(eher ungebräuchlich) |
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Retikulozyten sind junge, "frische" rote Blutkörperchen,
die gerade aus dem Knochenmark gekommen sind. Nach 1 bis 2 Tagen werden sie zu ganz
normalen roten Blutkörperchen, sie verlieren dann die netzige Struktur. |
Die Bestimmung der Retikulozyten ist vor allem bei
Blutarmut (Anämie) von Bedeutung. Sind dabei die Retikulozyten hoch, spricht dies für
Verluste der roten Blutkörperchen bei intakter Neubildung (z.B. nach Blutungen oder bei
Auflösung der Blutkörperchen [Hämolyse]).
Ist die Blutarmut aber auf eine Blutbildungsstörung zurückzuführen, sind die
Retikulozytenzahlen niedrig oder normal (Eisenmangelblutarmut, Knochenmarkserkrankung).
Mit der Retikulozytenmessung lässt sich auch sehr gut kontrollieren, ob z.B. eine
Eisentherapie bei Eisenmangel oder eine Vitamintherapie bei Vitaminmangel Erfolg hat. In
diesem Fall kommt es nämlich nach wenigen Tagen zu einem starken Anstieg, weil das
Knochenmark ja das bekommen hat, was ihm zur Blutproduktion gefehlt hat. |
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Bereich
relativ |
Einheit |
Bereich
absolut |
Einheit |
Männer |
8-25 |
Promille |
18000-158000 |
Zellen/µl |
Frauen |
8-40 |
Promille |
18000-158000 |
Zellen/µl |
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Prinzip: zu Erhöhungen kommt es bei verstärkter
Blutneubildung |
Hämolyse (Oft ein Autoimmunphänomen bei dem unsere Abwehr die
eigenen roten Blutkörperchen auflöst. Hämolyse kann aber noch viele andere Ursachen
haben. Stärkere Hämolyse führt zu einer Blutarmut. Um dies auszugleichen bildet das
Knochenmark vermehrt rote Blutkörperchen und schüttet dabei viele junge Formen aus.) |
Nach Blutungen (auch dann muss Blut beschleunigt nachgebildet
werden) |
Erfolgreiche Behandlung von Eisenmangelblutarmut oder
Vitaminmangelblutarmut. In Einzelfällen kann es auch die ausgewogene Ernährung nach
Aufnahme ins Krankenhaus sein, die zu einer verstärkten Blutneubildung führt. |
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Prinzip: zu Erniedrigungen kommt es bei
verminderter Blutneubildung. Aussagekräftig ist aber auch ein normaler Wert trotz
Blutarmut. Dies weist auf eine Bildungsstörung hin und schließt z.B. eine Hämolyse als
Blutarmutsursache aus. |
Aplastische Anämie (letztlich ungeklärte Erkrankung des
blutbildenden Systems mit Blutarmut) |
Leukämien, Eiweißmangelernährung, Eisenmangel, Vitaminmangel,
Blutarmut bei chronischen Erkrankungen (Entzündungen, Infektionen, Tumoren), chronisches
Nierenversagen |
Die Absolutzahl kann auch bei hormonellen Störungen vermindert
sein: Nebennierenrindenunterfunktion, Hirnanhangsdrüsenvorderlappenunterfunktion,
Hodenunterfunktion, Schilddrüsenunterfunktion. |
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