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Kryoglobuline - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Kryos: griechisch Frost, Kälte. Globuline: bestimmte Eiweißkörper
   
INFO:
Was sind Kryoglobuline?
Kryoglobuline sind abnorme Eiweißkörper des Blutes, die bei niedrigen Temperaturen unlöslich werden und dann "ausfallen":  Die Eiweißkörper des Blutes sind normalerweise auch bei niedrigen Temperaturen in der Blutflüssigkeit gelöst (und daher nicht sichtbar). Stellt man aber die Blutflüssigkeit eines Patienten mit Kryoglobulinen in den Kühlschrank, entsteht nach 1 bis 2 Tagen ein weißlicher Bodensatz, der sich wieder auflöst, wenn man das Serum wieder erwärmt).

Wodurch entstehen Kryoglobuline?
Bevor man diese Frage beantwortet, muss erwähnt sein, dass man drei Typen von Kryoglobulinen (Typ I, II und III) unterscheidet, die unterschiedliche Ursachen haben.

a) Kryoglobuline Typ I (ca. 15% aller Kryoglobulin-Fälle)

  • bei bösartigen Erkrankungen der Blutzellen und zwar bei Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs; lymphatische Leukämien; auch der sog. Morbus Waldenström gehört hier dazu) und beim Multiplem Myelom (Plasmozytom).

Bei diesen Erkrankungen können die Zellen einen abnormen Eiweißstoff produzieren, der in der Kälte unlöslich ist und daher verklumpt - das Kryoglobulin.

b) Kryoglobuline Typ II (ca. 60% aller Kryoglobulin-Fälle)

  • Meist ohne erkennbare Ursache. Neuere Untersuchungen konnten aber zeigen, dass bei diesen Fällen meist eine Hepatitis C (infektiöse Leberentzündung vom Typ C) vorliegt. Hepatitis C dürfte also die häufigste Ursache von Kryoglobulinen des Typs II sein.
  • bei Bindegewebserkrankungen oder anderen Autoimmunerkrankungen (Lupus erythematodes, Sklerodermie, seltener "Rheuma",..)
  • bei Lebererkrankungen
  • bei langandauernden Infektionserkrankungen
  • bei manchen Fällen von Morbus Waldenström

c) Kryoglobuline Typ III (ca. 25% aller Kryoglobulin-Fälle)

  • bei Bindegewebserkrankungen oder anderen Autoimmunerkrankungen (Lupus erythematodes, Sklerodermie, seltener "Rheuma",..)
  • bei Infektionserkrankungen

Welche Beschwerden/Krankheiten können Kryoglobuline machen?

Besonders bei Typ I: Blässe und danach Blau-Violett-Färbung sowie Schmerzen der Finger (Raynaud-Phänomen), Blau-Violett-Färbung (Akrozyanose) oder Absterben von Gewebe an kälteexponierten Stellen: Nasenspitze, Ohren, Zehenspitzen, Fingerspitzen.

Beginnendes Absterben von Gewebe an den Fingerspitzen
Absterben von Gewebe an den Fingerspitzen

Besonders bei Typ II und III: Hautblutungen (Purpura), Allgemeine Schwäche, Gelenksschmerzen, Nierenentzündungen (Glomerulonephritis), Nervenschäden mit Missempfindungen und/oder Schwäche und andere. Aber auch die bei Typ I genannten Symptome kommen vor.

Hautblutungen wegen Kryoglobulinen
Purpura

Wann sucht man nach Kryoglobulinen?
Einerseits bei Vorliegen der gerade aufgezählten Beschwerden, die durch Kryoglobuline verursacht sein können, und andererseits bei Erkrankungen, bei denen Kryoglobuline auftreten können. Also z.B bei Hautblutungen (Purpura), Schwäche, Gelenksschmerzen, Gelenksentzündung, Nierenentzündung (Glomerulonephritis), Raynaud-Phänomen, Lebererkrankungen, Autoimmunerkrankungen.

Wie weist man Kryoglobuline nach?
Nach der Blutabnahme müssen die Röhrchen auf 37°C gehalten werden, am besten sollten sie schon vor der Abnahme vorgewärmt werden. Man trennt dann die Blutflüssigkeit (das Serum) ab, gibt sie in den Kühlschrank und überprüft nach 2 bis 3 Tagen, ob sich ein weißlicher Bodensatz gebildet hat. Löst sich dieser beim Wiedererwärmen wieder auf, war es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kryoglobulin. Eine sehr einfache Untersuchung also. Um die verschiedenen Typen zu unterschieden, muss man aber noch Spezialanalysen anschließen.

Was kann man gegen Kryoglobuline tun?
Soweit möglich muss man die Grundkrankheit bekämpfen, Spezialverfahren zur Entfernung des Kryoglobulins aus der Blutflüssigkeit wurden versucht.

   
REFERENZ-
BEREICH:

Normalerweise findet man mit den üblichen Nachweisverfahren keine Kryoglobuline im Blut. Der Normalbefund wäre daher "Kryoglobuline negativ" oder "nicht vorhanden".

   
ERHÖHUNG:
Siehe unter "Wodurch entstehen Kryoglobuline" weiter oben.
   

 

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Letzte Änderung 2003-09-08

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