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Homocystein - Übersicht
Prim.Dr. Meinhard Haltmayer
    
NAME:
Homo-: aus dem Griechischen; Bedeutung: gleich, gleichartig. Homocystein: ein der Aminosäure Cystein ähnlicher Stoff.
   
INFO:
Was ist Homocystein?
Chemisch gesehen gehört Homocystein zu der Gruppe der sog. Aminosäuren. Im Körper wird Homocystein aus Methionin, einer anderen Aminosäure gebildet, die mit der Nahrung zugeführt wird. Methionin ist vor allem in Fleisch, Wurst und Milchprodukten.

Chemische Formel von Homocystein, einer schwefelhaltigen Aminosäure

Homocystein wird normalerweise schnell wieder abgebaut, wobei Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B12 (Cobalamin) und Folsäure benötigt werden.

Grobes Schema zum Abbau des Homocysteins. Vitamine sind notwendig.

   
Die wesentliche Aufgabe des Homocysteins liegt bei der Herstellung anderer Aminosäuren, die für den Aufbau von Eiweißen nötig sind.

Warum ist der Homocysteinspiegel so wichtig?
Homocystein konnte als eigenständiger Risikofaktor für atherosklerotische oder thromboembolische Ereignisse (periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit [Herzenge, Herzinfarkt], verengende Veränderung der Halsschlagader) identifiziert werden. Bei einer Reihe von weiteren Erkrankungen wie Altersdemenz, Entwicklung von Neuralrohrdefekten (Spina bifida) des Kindes Mutterleib und Blutarmut (Anämie) wurde ein Zusammenhang mit erhöhten Homocysteinspiegeln festgestellt.

Sind hohe Homocysteinspiegel Ursache oder Folge der Erkrankungen?
Untersuchungen zeigen das Vorliegen von erhöhten Homocysteinspiegeln bei Patienten mit Gefäß-Verschlusskrankheiten. Unbekannt ist jedoch, ob Homocystein diese Veränderungen tatsächlich verursacht oder ob sich erhöhte Homocysteinspiegel erst im Rahmen der Gefäßerkrankungen entwickeln.

Vitamine senken den Homocysteinspiegel
Durch Einnahme von Vitaminpräparaten der Gruppe B (Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B 6) kann der Homocysteinspiegel meist problemlos gesenkt werden.
Mit ersten Ergebnissen von prospektiven (vorausschauenden) Studien, die eindeutig den vorteilhaften Langzeiteffekt der Vitaminzufuhr und damit der Senkung des Homocysteinspiegels beweisen sollen, ist in Kürze zu rechnen.
Nach einer Untersuchung, die man in den USA durchgeführt hat, könnten, vorausgesetzt Homocystein ist der tatsächliche Risikofaktor, jährlich 50.000 Todesfälle durch koronare Herzkrankheit mit Nahrungsumstellung und Folsäureergänzung vermieden werden.

Folsäure in der Nahrung
Bei ausgewogener Ernährung nimmt der Westeuropäer etwa 300 µg Folsäure auf. Diese Menge entspricht nur der Hälfte dessen, was zu einer Homocysteinsenkung mindestens notwendig wäre (nämlich 600-800 µg). 300 µg sind auch zu wenig, um mögliche Neuralrohrdefekte beim ungeborenen Kind zu verhindern. Deshalb fordern einige amerikanische Autoren bereits jetzt eine höhere Lebensmittelanreicherung mit Folsäure (in den USA ist eine Anreicherung bereits gesetzlich vorgeschrieben) und erhoffen sich davon beträchtliche krankheitsverhütende Wirkungen auf die Bevölkerung.

Sollten sich die Erwartungen bestätigen, würde das für eine große Anzahl von Patienten die Möglichkeit einer einfachen und effektiven Beeinflussbarkeit ihrer Gefäßerkrankung bedeuten.


  Getreideprodukte und grünes Gemüse enthalten am meisten Folsäure.

Obwohl manche Lebensmittel relativ viel Folsäure enthalten, reicht die mit der Nahrung aufgenommene Menge meist nicht aus, um den Homocysteinspiegel zu senken. Das liegt auch daran, dass nur ein Teil der in der Nahrung enthaltenen Folsäure aufgenommen wird und es darüberhinaus Verluste bei der Speisenzubereitung gibt.

Wann ist eine Untersuchung des Homocysteinspiegels nach den derzeitigen Erkenntnissen sinnvoll?
Bei Patienten mit frühzeitiger Atherosklerose ("Verkalkung") der Herz-, Gehirn-, Bein- und Halsgefäße, bei Patienten mit Zustand nach Herzinfarkt oder Schlaganfall und bei Patienten mit unklaren thromboembolischen Ereignissen (Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel). Auch zur Abklärung eines Vitamin B12-, B6- oder Folsäuremangels kann eine Homocysteinbestimmung beitragen. Manche halten eine Bestimmung im Rahmen einer Gesundenuntersuchung als für sinnvoll.

Die Atherosklerose ("Gefäßverkalkung") mit Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ist eine der Haupttodesursachen in den westlichen Industrienationen. Welche Rolle spielt Homocystein bei der Entwicklung dieser Erkrankungen?
Die Hauptrisikofaktoren sind nach wie vor fettreiche Ernährung, Hypercholesterinämie, Rauchen und Bluthochdruck. Kürzlich wurde Homocystein als zusätzlicher Risikofaktor identifiziert.
Den Anfang machten Untersuchungen bei Kindern mit einer ererbten Stoffwechselerkrankung, die mit extrem erhöhten Homocysteinspiegeln einhergeht. Diese Patienten zeigen oft frühzeitige Gefäßverschlusserkrankungen. In jüngster Zeit konzentrierte sich die Forschung auf nur leicht erhöhte Homocysteinspiegel, die mittlerweile als Risikofaktoren für die Entwicklung von Gefäß-Verschlusserkrankungen gelten.

Wieviele Patienten mit Atherosklerose ("Gefäßverkalkung") weisen erhöhte Homocysteinspiegel auf?
In einer großen europäischen Studie wurde das obere Fünftel einer gesunden Kontrollgruppe als erhöhte Homocysteinwerte definiert. Es konnte gezeigt werden, dass etwa 30 bis 40 % der Patienten mit Atherosklerose erhöhte Homocysteinspiegel aufwiesen.

Liegt die Hyperhomocysteinämie bei einigen Patienten auch als alleiniger Risikofaktor vor?
Die Hyperhomocysteinämie ist ein eigenständiger Risikofaktor, verstärkt aber auch die Wirkung von anderen Risikofaktoren. Ob Homocystein allerdings ein ursächlicher Risikofaktor oder nur ein Indikator für unbekannte Risikofaktoren ist, ist - wie oben erwähnt - noch unsicher.

Welche Umstände führen zu einer Erhöhung der Homocysteinspiegel?
Die Hauptursache ist ein Mangel an Folsäure, Vitamin B12 und vielleicht auch Vitamin B6 in der Nahrung (wenig Gemüse) bei gleichzeitig methioninreicher (fleischreicher) Ernährung. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren wie Nierenkrankheiten, Schilddrüsenunterfunktion, Alkohol und bestimmte Medikamente. Zusätzlich gibt es auch genetisch bedingte Ursachen.

Wie können erhöhte Homocysteinspiegel behandelt werden?
Sehr einfach, mit zusätzlicher Zufuhr des jeweils mangelnden Vitamins. Durch Folsäureeinnahme konnten erhöhte Homocysteinspiegel um 30 % gesenkt werden. Die anderen Vitamine
(Vitamin B12 und B6) haben lediglich einen geringen Effekt.

Ist eine Vitamingabe bei erhöhtem Homocysteinspiegel notwendig, oder können die Patienten auch spezielle Nahrungsmittel zu sich nehmen, um die Homocysteinspiegel zu reduzieren?
Bei erhöhten Homocysteinkonzentrationen ist der Gehalt in der Nahrung nicht hoch genug, um die Homocysteinspiegel zu normalisieren. In diesen Fällen sollte eine medikamentöse Zufuhr der Vitamine vorgenommen werden.

Was kann man tun, um einen erhöhten Homocysteinspiegel zu verhindern?
Die beste Vorbeugung ist der Verzehr von Nahrungsmitteln, die reich an Folsäure und Vitamin B12 sind. Hierunter fallen Getreideprodukte, grünes Gemüse und Früchte. In den USA sind viele Frühstücksgetreideprodukte mit Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6 angereichert. Ursprünglich sollten durch diese Anreicherungen vor allem Fehlbildungen des ungeborenen Kindes - z.B Neuralrohrdefekte - verhindert werden.

Wie ist der Normalwert von Homocystein?
Angegeben wird die Konzentration von Homocystein in Mikromol per Liter (µmol/l). Homocystein kann mit verschiedensten Methoden gemessen werden. Die Ergebnisse sind aber sehr gut untereinander vergleichbar, sodass die Art der Messung keinen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat. Die gesunde Bevölkerung hat Homocysteinwerte zwischen 6 und 12 µmol/l, die allerdings mit zunehmendem Alter ansteigen. Um das Risiko zu minimieren, sollte man die Werte unter 10 µmol/l senken, besonders nach einem Herzinfarkt, da nach einer neueren Studie die Lebenserwartung in diesem Bereich am höchsten war.

   
ZIEL-
BEREICH:
Zielbereich* Einheit
kleiner als 10 µmol/l
*Dies ist kein Referenz- oder Normalbereich
sondern ein Bereich, in dem das Krankheitsrisiko
geringer ist.
   
ERHÖHUNG:
=Hyperhomo-
cysteinämie
Mangel an Folsäure, Vitamin B12 und vielleicht auch Vitamin B6 in der Nahrung (wenig Gemüse) bei gleichzeitig methioninreicher (fleischreicher) Ernährung
Nierenkrankheiten
Schilddrüsenunterfunktion
Alkohol
Bestimmte Medikamente (z.B. manche Epilepsiemedikamente)
Ausgeprägtere Erhöhungen kommen bei erblich bedingten Erkrankungen des Stoffwechsels vor (>100 µmol/l)
   

 

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Letzte Änderung 2002-04-02

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