Was ist Harnzucker?
Im Harn kommen, besonders nach Verzehr von pflanzlicher Nahrung, sehr viele Zuckerarten
vor. Unter Harnzucker versteht man aber nur die Glucose, die im Harn auftritt. Glucose ist
der zentrale Energieträger des Stoffwechsels.
Wie kommt Glucose in den Harn?
Im Blut ist relativ viel Glucose (=Blutzucker). In der Niere wird das Blut gefiltert.
Dabei kommt Glucose durch die Filter der Niere erst einmal in den Harn. Während der
abfiltrierte Harn dann durch die kleinen Nierenröhrchen fließt, holt die Niere die
Glucose aber wieder fast vollständig zurück ins Blut. Im Harn ist daher normaler Weise
nur sehr wenig Glucose.
Ist aber im Blut sehr viel Glucose, dann schafft es die Niere nicht mehr, alles
zurückzuholen. Dann bleibt Glucose im Harn und wird ausgeschieden.
Bis zu einem Blutzuckerspiegel von 160-180 mg/dl (= 8.9 - 10.0 mmol/l) schafft
es die Niere meist, die gesamte Glucose wieder in das Blut zurückzuführen. Steigt der
Blutzuckerspiegel noch höher an, schafft sie es nicht mehr. Man nennt diese Grenze auch
die Nierenschwelle der Glucose.
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Harnzuckermessung mit Teststreifenmethode
Streifen in den Harn tauchen. Ist Glucose im Harn, verursacht diese eine
Verfärbung des Testfeldes (nach 1-2 Min). Das Beispiel unten zeigt eine positive Reaktion
(positiv heißt: Harnzucker war nachweisbar). Die Intensität der Grünfarbung lässt die
Menge des Harnzuckers abschätzen. |
Warum misst man Glucose im Harn?
- Bei jeder Harnuntersuchung routinemäßig
- Überwachung (Eigenkontrolle) der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Erkennung spezieller Nierenschäden
- Schwangerschaftsüberwachung
Bedeutet Glucose im Harn, dass man
zuckerkrank ist?
Nicht unbedingt, aber es besteht dann ein dringender Verdacht. Die Glucose des Blutes (der
Blutzucker) gelangt ja, wie erwähnt, erst dann in den Harn, wenn sie im Blut ziemlich
hoch liegt (etwa ab 160-180 mg/dl bzw. 8.9 - 10.0 mmol/l). So hohe Spiegel
sollten bei Gesunden auch nach Mahlzeiten kaum vorkommen.
Daher: bei jedem positiven Harnzuckerbefund muss mit entsprechenden Tests auf
Zuckerkrankheit untersucht werden. Dazu gehören vor allem die Blutzuckerbestimmung und der Zuckerbelastungstest. Die Ergebnisse dieser Tests
entscheiden, ob eine Zuckerkrankheit vorliegt.
Findet man keine Glucose im Harn, kann
man dann eine Zuckerkrankheit ausschließen?
Das kann man leider auch nicht sagen. Zwar ist beim Typ 1 Diabetes ("Juveniler
Diabetes") praktisch immer Harnzucker nachweisbar, beim Typ 2 Diabetes
("Erwachsenen-Diabetes") aber nicht. Besonders der ältere Diabetiker hat oft
eine erhöhte Nierenschwelle für Glucose und scheidet sie nicht schon bei einem
Blutzucker von 180 mg/dl, sondern erst bei höheren Werten im Harn aus. Der
Harnzucker ist also zur Diagnose der Zuckerkrankheit nicht geeignet. Bei Verdacht auf
Diabetes müssen, auch wenn man keine Glucose im Harn findet, Blutuntersuchungen
durchgeführt werden (vor allem die Blutzuckerbestimmung
und der Zuckerbelastungstest).
Glucose im Harn in der
Schwangerschaft?
In der Schwangerschaft sagt der Harnzucker noch weniger. Die Nierenschwelle ist in der
Schwangerschaft meist erniedrigt. Das heißt, auch bei relativ niedrigen Blutzuckerwerten
wird schon Glucose im Harn ausgeschieden. Dennoch: bei jedem positiven Harnzuckerbefund
müssen entsprechende Blutuntersuchung den Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes
abklären.
Kommt Glucose nur bei Zuckerkrankheit
im Harn vor?
Nein, auch Erkrankungen der Niere können zu einer Erniedrigung der Nierenschwelle
führen. Wenn die Zellen, die die Glucose ins Blut zurückholen sollten, geschädigt sind,
dann erscheint Glucose schon bei normalen Blutzuckerspiegeln im Harn.
Ursache können Erbkrankheiten, Vergiftungen aber auch andere Nierenschäden sein.
Auch als scheinbar harmlose, erbliche Besonderheit kommt Glucose im Harn vor.
Typische Befunde dieser Glucosurien sind also: Hohe Glucosespiegel im Harn, aber im
Gegensatz zur Zuckerkrankheit normale Blutzuckerspiegel und normale Ergebnisse im
Zuckerbelastungstest.
Harnzuckermessung zur Selbstkontrolle
bei Zuckerkrankheit
In dieser Anwendung hat die Harnzuckermessung seit der Erhältlichkeit einfacher Methoden
zur Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels an Bedeutung verloren. Vorteile der
Harnzuckermessung sind eine Aussage über die Blutzuckerspiegel der letzten Stunden,
während die Blutzuckermessung nur eine Momentaufnahme ist, und die schmerz- und
problemlose Durchführung.
Nachteilig ist aber, dass der Harnzucker nur ein grober Anzeiger des Blutzuckerspiegels
ist (alles unter der Nierenschwelle bleibt unbemerkt). Auch bleiben zu niedrige
Blutzuckerspiegel bei der Hanzuckerbestimmung unbemerkt. |