Was sind Crithidien?
Crithidien sind mikroskopisch kleine Geißeltierchen, also Einzeller (bestehen nur aus
einer einzigen Zelle).
Wozu verwendet man die Crithidien?
Man verwendet Crithidien, um ganz bestimmte Antikörper im Blut nachzuweisen, die sich
gegen die Erbsubstanz (DNS=DNA) des Menschen richten. Genauer gesagt, sind das
Antikörper, die sich gegen die doppelsträngige DNA richten (die DNA in unseren Zellen
ist normalerweise doppelsträngig). Diese Antikörper werden kurz dsDNA-Antikörper
genannt. Crithidien dienen also dem Nachweis von dsDNA-Antikörpern.
Wie funktioniert der Nachweis von
dsDNA-Antikörpern?
Die Crithidien kann man kaufen und zwar "fertig" präpariert auf kleinen
Glasscheiben (Objektträgern). Jetzt gibt man Blutflüssigkeit des Patienten darauf. Hat
der Patient dsDNA-Antikörper im Blut, werden sich diese auf die Crithidien setzen.
Dies braucht man jetzt nur mehr mit einer speziellen grün-fluoreszierenden
Nachweisreaktion sichtbar zu machen und kann dann im Mikroskop beurteilen, ob dsDNA im
Blut vorhanden waren. Dann leuchten die Crithidien nämlich an einer bestimmten Stelle
auf.
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Positiver Crithidien-Test
Die drei Geißeltierchen zeigen hell aufleuchtende Punkte im Inneren. Zeichen dafür, dass
in der Blutflüssigkeit des Patienten dsDNS-Antikörper vorhanden waren.
Durchführung des Tests: Die Blutflüssigkeit des Patienten wird auf ein
Crithidien-Präparat aufgebracht. Sind dsDNA-Antikörper in der Blutflüssigkeit, werden
sich diese auf die Crithidien setzen. In einem 2. Schritt macht man die Antikörper durch
eine grüne Fluoreszenzmarkierung sichtbar und kann dann im Mikroskop das typische Muster
sehen. |
Warum ist der Nachweis von
dsDNA-Antikörpern wichtig?
Es gibt eine manchmal recht schwer verlaufende Autoimmunkrankheit, den sog. Systemischen
Lupus Erythematodes (SLE). Dieser betrifft vorwiegend jüngere Frauen und wie der
Namensteil "systemisch" andeutet, kann der ganze Körper betroffen sein. Die
Beschwerden sind daher sehr vielfältig: spiegelgleiche Rötung beider Gesichtshäften
(auch Schmetterlingsrötung genannt), Sonnenlichtunverträglichkeit, Gelenksbeschwerden,
Nierenschäden u.v.a.
Die Diagnose dieser Erkrankung ist nicht immer leicht. Da hilft es, dass über 70% aller
SLE-Kranken dsDNA-Antikörper im Blut haben. SLE-Kranke mit Befall der Nieren haben sogar
zu über 95% dsDNA-Antikörper. Für die Erkennung, Bestätigung oder Ausschluss der
Erkrankung ist daher der Nachweis von dsDNA-Antikörpern sehr wichtig.
Gibt es auch Fälle von Systemischem
Lupus Erythematodes (SLE) ohne dsDNA-Antikörper?
Ja, aber bei aktiver Erkrankung nur in etwa 25% der Fälle.
Ist beim SLE auch die Niere betroffen, findet man sogar nur bei weniger als 5% der Fälle
keinen Antikörper. Findet man in so einem Fall keine dsDNA-Antikörper, so muss man
gründlich abklären, ob nicht doch eine andere Erkrankung vorliegt.
Im ruhenden Stadium des SLE findet man häufiger keine dsDNA-Antikörper (in ca. 60% der
Fälle).
Gibt es auch dsDNA-Antikörper bei
anderen Erkrankungen?
Ja, bei verschiedenen anderen Autoimmunerkrankungen und bei Infektionskrankheiten können
dsDNA-Antikörper im Blut auftreten. Dabei hat man aber meist so wenig oder so schwach
wirksame Antikörper, dass man sie mit dem Crithidien-Test nicht findet sondern nur mit
anderen, empfindlicheren Tests. Näheres siehe unter CRITHIDIEN-TEST
POSITIV.
Gibt es auch dsDNA-Antikörper bei
Gesunden?
Ja, aber selten.
Und manche der Gesunden mit dsDNA-Antikörpern entwickeln nach einiger Zeit tatsächlich
einen SLE (nach einigen Jahren).
Vor- und Nachteile des
Crithidien-Tests
(wird von verschiedenen Experten etwas unterschiedlich beurteilt)
Vorteile:
- Spezifisch, d.h., wenn er positiv ist, liegen mit
großer Sicherheit dsDNA-Antikörper vor, die für einen Systemischen Lupus Erythematodes
(SLE) sprechen.
Nachteile:
- Nicht sehr empfindlich
D.h., wenn der Crithidien-Test negativ ist, könnten dennoch dsDNA-Antikörper im Blut
sein. Aber zu wenig oder zu schwache Antikörper, um sie mit dem Crithidien-Test zu
finden. So findet man bei SLE mit dem Crithidien-Test nur in etwa 60% der Fälle
dsDNA-Antikörper, während man sie mit anderen Tests eindeutig nachweisen kann.
- Antikörperkonzentration schlecht bestimmbar
Man kann mit dem Test zwar erkennen, ob, aber nur schwer, wie viel Antikörper im Blut
sind. Das ist aber wichtig, um die Aktivität des SLE zu beurteilen. Steigende
Konzentrationen von dsDNA-Antikörpern können eine Verschlimmerung der Erkrankung
ankündigen. Das lässt sich mit anderen Tests für dsDNA-Antikörper besser abschätzen.
Einsatz des Tests
Es ist von Labor zu Labor etwas unterschiedlich, wie der Crithidien-Test tatsächlich
eingesetzt wird. In manchen Labors wird er immer bei Verdacht auf SLE angewandt, in
anderen nur um Fälle zu lösen, bei denen andere Tests kein eindeutiges Ergebnis
brachten.
Zur Beobachtung der Erkrankung oder zur Beurteilung der Aktivität ist der Test jedenfalls
ungeeignet.
Welche anderen Tests für
dsDNA-Antikörper gibt es?
Erkennen kann man dsDNA-Antikörper bereits bei der "normalen" Immunfluoreszenz
Untersuchung. Dabei gibt man Blutflüssigkeit des Patienten auf Zellpräparate
und überprüft im Mikroskop, ob sich aus der Blutflüssigkeit irgendein Antikörper auf
die Zellen gesetzt hat. Hat jemand dsDNA-Antikörper, wird sich dieser auf die Zellkerne
und Chromosomen der Zellen setzen. Wenn man Erfahrung hat, kann man aus dem Muster, das
man sieht, schon vermuten, welcher Antikörper vorliegt. Beweisen kann man aber nicht,
dass es sich um einen dsDNA-Antikörper handelt.
Beweisen kann man das Vorliegen von dsDNA mit speziellen Immuntests, bei denen man dsDNA
mit der Blutflüssigkeit des Patienten mischt und dann mit verschiedenen Methoden
überprüft, ob sich an diese dsDNA Antikörper aus der Blutflüssigkeit gebunden haben.
Zu diesen Tests gehört der Farr-Test und ein ELISA-Test.
Da man für den Farr-Test radioaktives Material einsetzen muss, ist der ELISA-Test weiter
verbreitet.
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