Was sind AMA?
AMA sind Autoantikörper, die sich gegen bestimmte Bestandteile der Zellen, und zwar gegen
die Mitochondrien richten. Die Mitochondrien werden auch als die Kraftwerke der Zellen
bezeichnet, weil in ihnen die Energiegewinnung stattfindet.
Was sind Autoantikörper?
Normale Antikörper sind dazu da, um Viren, Bakterien oder andere Infektionserreger
beseitigen zu helfen. Aus letztlich noch ungeklärten Gründen produzieren unsere
Abwehrzellen aber manchmal Antikörper, die sich gegen uns selbst richten. Man nennt
solche Antikörper Autoantikörper (griechisch autos: selbst).
Krankheiten, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, nennt man Autoimmunkrankheiten.
Man findet Autoantikörper im Blut bei verschiedensten Autoimmunkrankheiten
("Rheuma", Systemischer Lupus Erythematodes, Schilddrüsenentzündungen...).
Manche Autoantikörper sind die Ursache der Erkrankung, bei der man sie findet, manche
sind nur Begleiterscheinung. Bei vielen, so auch bei den AMA, ist das nicht wirklich klar.
Wann werden AMA
bestimmt?
Wenn die Beschwerden und Befunde des Patienten den Verdacht auf eine
primär biliäre Zirrhose lenken.
Bestimmung von AMA im Blut |
Die Blutflüssigkeit des Patienten wird auf verschiedenen
Organschnitte (Beispiel unten: Magen-Präparat einer Ratte) aufgebracht. Sind AMA in der
Blutflüssigkeit, werden sich diese auf die Zellen des Präparats setzen. In einem 2.
Schritt macht man die Antikörper durch eine grüne Fluoreszenzmarkierung sichtbar und
kann dann im Mikroskop das typische Muster sehen. |
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Was sagt ein AMA Wert aus?
- AMA negativ
Findet man keine AMA, ist der AMA Befund also negativ, dann ist eine primär biliäre
Zirrhose sehr unwahrscheinlich, weil man bei bei ca. 95 % aller Fälle AMA nachweisen
kann.
- AMA positiv
Hat man andere Lebererkrankungen, insbesondere eine autoimmune Hepatitis ausgeschlossen
und passen auch die übrigen Befunde, dann spricht ein positiver AMA schon sehr deutlich
für das Vorliegen einer primär biliären Zirrhose.
Es gibt verschiedene AMA Untergruppen
Es zeigte sich, dass sich verschiedene AMA gegen verschiedene Bestandteile oder Strukturen
der Mitochondrien richten. Man hat die verschiedenen AMA dementsprechend in Untergruppen
eingeteilt (AMA M1 bis M9).
Wie unterscheidet man die
verschiedenen AMA Untergruppen?
Schon in der Immunfluoreszenz (Beispielbild oben) unterscheiden sich die Bilder etwas, je
nachdem, welcher AMA Typ vorliegt. Man braucht aber oft auch spezielle immunologische
Testverfahren, um die verschiedenen Typen zu unterscheiden.
Welche Bedeutung haben die
AMA-Untergruppen?
Durch die Bestimmung der Untergruppen kann man eine Vorhersage über den Krankheitsverlauf
treffen:
- Findet man nur M2, spricht das für einen relativ günstigen
Krankheitsverlauf.
- Findet man neben M2 auch M4 (55 % der Fälle), spricht das für
einen ungünstigeren Krankheitsverlauf.
- Auch das Vorkommen von M8 in Kombination mit M2 sagt einen
schlechteren Krankheitsverlauf vorher.
- M9 kommt auch allein (also ohne M2) vor. Das alleinige Auftreten von
M9 spricht für einen günstigeren Krankheitsverlauf.
Einschub: die primär biliäre Zirrhose (PBC)
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Was ist die PBC?
Bei der PBC kommt es zu einer Entzündung um die kleinen Gallenwege in der Leber.
Die Entzündung zerstört diese Gallenwege. Das führt zur Aufstauung der Galle und
letztlich zur narbigen Zerstörung der Leber (Leberzirrhose).
Die PBC betrifft überwiegend Frauen im mittleren LebensalterWas verursacht eine PBC?
Die PBC ist höchstwahrscheinlich eine Autoimmunerkrankung, also eine Erkrankung
bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Warum es zu dieser
Erkrankung kommt, weiß man aber nicht (wie bei den meisten Autoimmunerkrankungen).
Welche Zeichen hat die PBC?
Am Anfang steht häufig Juckreiz, aber auch Allgemeinsymptome wie Müdigkeit und
Gelenkschmerzen kommen vor. Es müssen anfangs aber auch gar keine Beschwerden vorhanden
sein. Die Krankheit wird dann zufällig durch eine Laboruntersuchung erkannt.
Später kann die wegen der verstopften Gallengänge gestörte Fettverdauung zu
Verdauungsbeschwerden und Fettstühlen führen. Auch Cholesterinablagerungen unter der
Haut (sog. Xanthelasmen) können auftreten, Gelbsucht und dunklere Hauttönung.
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Xanthelasma
Cholesterinablagerungen
unter der Haut kommen bei
primär biliärer Zirrhose vor. |
Bei nicht wenigen Patienten kommt noch ein sog.
Sjögren-Syndrom dazu (trockene, entzündete Augen, trockener Mund).
Wie diagnostiziert (erkennt) man eine PBC?
Die besonders typischen Laborbefunde sind eine stark erhöhte Alkalische
Phosphatase und gamma-GT bei nur geringer Erhöhung der Leber-Transaminasen (GOT, GPT bzw.
AST und ALT). Auch ein hohes IgM ist typisch. Bilirubin und Cholesterin werden auch
erhöht sein, zumindest bei fortgeschritteneren Fällen. Durch den Nachweis von AMA ist
die PBC dann praktisch bewiesen. Oft wird ein Ausschluss anderer Lebererkankungen durch
eine Ultraschalluntersuchung, Röntgenuntersuchung der Gallenwege (ERCP) und manchmal auch
eine Lebergewebsprobe notwendig sein.
Wie verläuft die PBC?
Unterschiedlich: Sie kann ein Jahrzehnt oder sogar länger unverändert bleiben,
kann aber auch in 5-10 Jahren zum Leberversagen führen.
Wie kann man die PBC behandeln?
Manche Medikamente (Ursodiol - Ursofalk®) können den Juckreiz und andere Beschwerden
lindern und das Leberversagen hinauszögern. Hemmstoffe des Immunsystems helfen meist
wenig. Vitamine und Calcium werden gegeben. In fortgeschrittenen Stadien zeigt die
Lebertransplantation bei PBC relativ gute Erfolge.
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