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Blutgruppenbestimmung AB0/Rhesus - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
 
INFO:
Was soll man sich unter einer Blutgruppe vorstellen?
Die Blutgruppe wird durch bestimmte Moleküle (Glykoproteine, Glykolipide) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen definiert. Hat jemand Blutgruppe A, dann hat er andere Moleküle als jemand, der Blutgruppe B hat. Hat jemand AB, dann hat er beide Molekülarten. Hat jemand 0, dann hat er keines der beiden Moleküle.
Der Rhesusfaktor D beschreibt wieder ein anderes Molekül, das man haben kann (Rhesus-positiv = D) oder auch nicht (Rhesus-negativ = dd).
Ein Blutgruppenmerkmal kommt auf einem roten Blutkörperchen nicht einmal sonder zig- bis hunderttausende Male vor (z.B.: das A-Merkmal ca. 1000000 mal, Rhesus D ca. 20000 mal pro rotem Blutkörperchen).

Was versteht man unter "der Blutgruppe"?
Unter Blutgruppe versteht man meist die Eigenschaften im AB0-System und den Rhesusfaktor D. So unterscheidet man die Blutgruppen A, B, AB, und 0, sowie Rhesusfaktor positiv oder negativ. Manchmal gibt man noch ein anderes Merkmal an, den sog. Kell-Faktor. Es gibt noch eine Vielzahl anderer Merkmale auf den roten Blutkörperchen, diese haben aber eine geringere Bedeutung.

Wo liegt die größte Bedeutung der Blutgruppe?
Die größte Bedeutung haben die Blutgruppenmerkmale bei der Bluttransfusion. Blutgruppenmerkmale wirken als Antigene und gegen Merkmale, die man selbst nicht hat, hat man Antikörper oder kann Antikörper bilden. Und dadurch verträgt man nicht jedes Blut, wenn man es transfundiert bekommt:

  • Jeder Mensch mit Blutgruppe 0 hat Antikörper gegen die Blutgruppen A und B, und verträgt solches Blut daher auch nicht.
  • Jemand mit A hat Antikörper gegen B, jemand mit B hat Antikörper gegen A.
  • Menschen mit AB haben normalerweise keine Antikörper gegen A oder B.

Beim Rhesusfaktor ist es etwas anders:  normalerweise hat auch ein Rhesus-negativer Mensch keine Antikörper gegen das Merkmal Rhesus D (=positiv). Er kann aber sehr wohl Antikörper dagegen bilden. Z.B. wenn er einmal Rhesus-positives Blut bekommen hat oder wenn eine Frau ein Rhesus-positives Kind bekommen hat.
Für die Transfusion verwendet man daher Blut, dessen AB0-Gruppe und Rhesusfaktor mit denen des Empfängers übereinstimmen.
Auch gegen das Merkmal K (Kell) hat man normalerweise keine Antikörper, kann aber nach Transfusion Kell-positiven Blutes oder bei Kell-positiver Schwangerschaft Antikörper entwickeln. Deswegen bestimmt man bei der Blutgruppe neben AB0 und Rhesus auch meist noch den Kell-Faktor. Wenn möglich, vermeidet man die Transfusion Kell-positiven Blutes bei bestimmten Kell-negativen Patienten (z.B. Mädchen oder Frauen im gebärfähigen Alter).

Man darf kein Blut transfundieren, gegen das der Empfänger Antikörper hat!
Werden einem Menschen rote Blutkörperchen transfundiert, gegen die er Antikörper hat, kann es zu Transfusionsreaktionen kommen, die in schweren Fällen sogar zum Tod des Patienten führen können. Daher ist eine korrekte Blutgruppenbestimmung des Spenders und des Empfängers von größter Wichtigkeit. Zusätzlich muss die Verträglichkeit des Spenderblutes mit Hilfe der sog. Kreuzprobe überprüft.

   
BESTIMMUNG:
Ursprünglich verwendete man menschliche Blutflüssigkeit (Serum) zur Bestimmung der Blutgruppe. Serum der Blutgruppe 0 verklumpt Blut der Gruppen A, B und AB, Serum der Gruppe A verklumpt B und AB, Serum der Gruppe B verklumpt A und AB. Die Verklumpung ist mit bloßem Auge sichtbar. Heute verwendet man anstelle der menschlichen Seren im Labor hergestellte Produkte.
  

Blutgruppenbestimmung AB0 mit Testseren

Verklumpung im mittleren und rechten Feld bei Gruppe B Blut der Gruppe B wurde mit Anti-A, Anti B und Anti-AB Serum zusammengebracht und verrührt. Eine Verklumpung erfolgte mit dem Anti-B und dem Anti-AB Serum (mittleres und rechtes Feld). 

Blutgruppenbestimmung Rhesusfaktor mit Testseren

Verklumpung bei Rhesusnachweis meist schwächer Man verwendet Anti D (Rhesus Hauptmerkmal), Anti CDE (umfasst auch die Nebenmerkmale C und E) und Kontrollserum (sollte nie verklumpen, wenn doch, sind alle anderen Verklumpungen fragwürdig). Der Rhesus-positive reagiert meist mit Anti-D und Anti-CDE Serum (linkes und mittleres Feld).

   
Da Verklumpungen manchmal auch aus anderen Gründen auftreten können, muss zur Absicherung der Blutgruppenbestimmung immer auch eine sog. Serumgegenprobe durchgeführt werden. Dabei wird das Serum der Patienten mit Testblutkörperchen der Gruppen A1, A2, B und 0 zusammengebracht. Serum der Blutgruppe AB verklumpt keine Testblutkörperchen, Serum der Gruppe A nur B und Serum der Gruppe B nur A1 und A2, Serum der Gruppe 0 alle außer 0.
  

Blutgruppenbestimmung Teil 2: Serumgegenprobe

Bei der Serumgegenprobe noch schwächere Verklumpung Serum der Gruppe B wurde mit A, B- und 0 Testblutkörperchen zusammengebracht und verrührt. Eine (zarte) Verklumpung erfolgte mit den A-Blutkörperchen (linkes Feld). 

 

Neuere Techniken
Heute verwendet man im Blutgruppenlabor vor allem die sog. Gelzentrifugationstechniken. In kleinen Röhrchen ist ein Gel, an das die Testseren gebunden sind. Man gibt das zu testende Blut in das Röhrchen und zentrifugiert (schleudert) es. Wenn die Testseren mit den roten Blutkörperchen nicht reagieren, werden diese beim Zentrifugieren zu Boden sinken. Wenn die Testseren reagieren, werden die Blutkörperchen zurückgehalten und bleiben oben.

Blutgruppenbestimmung AB0 und Rhesus mit Gelzentrifugationsmethode

Blutgruppe B bestimmt mit Gelzentrifugationsmethode

Hier sind 6 Röhrchen auf einer Plastik-Karte zusammengefasst. In jedem Röhrchen sind Testseren. Nach Zugabe von Blut in die trichterförmige Öffnung wurde zentrifugiert. Die roten Blutkörperchen haben mit den Testseren gegen B, AB, D und CDE reagiert und sind daher beim Zentrifugieren nicht zu Boden gesunken. Mit Testseren gegen A und mit dem Kontrollserum erfolgte keine Reaktion. Die Blutgruppe ist B-positiv.
Auch für die Serumgegenprobe gibt es vorgefertigte Karten.
Genauere Info zu den Techniken siehe Kapitel Transfusionsmedizin.
   
REFERENZBEREICH:
keiner
   
ERGEBNIS:
In Mitteleuropa haben etwa 45% aller Menschen Blutgruppe A, 40% Blutgruppe 0, 10% Blutgruppe B und 5% Blutgruppe AB.
Etwa 85% aller Mitteleuropäer sind Rhesus-positiv, 15% Rhesus-negativ. Die seltenste Blutgruppe ist also AB-negativ. Anmerkung: d.h. aber nicht, dass für diese Blutgruppe im Notfall kein Blut vorhanden ist, denn einerseits haben größere Blutbanken auch meist genug AB-negatives Blut und andererseits haben AB-Menschen den Vorteil Universalempfänger zu sein.


A2
Es gibt verschiedene Varianten der Blutgruppe A. Die häufigste ist A1. A2 ist die zweithäufigste Untergruppe, nur wird sie meist nicht untersucht: etwa 20% der Menschen mit den Blutgruppen A oder AB haben genauer betrachtet eigentlich A2 bzw. A2B. Für die Transfusion hat das aber außer in Spezialfällen keine Bedeutung.

Du (Dweak)
Das Rhesusmerkmal D (Rhesus positiv) kommt manchmal aus verschiedenen Gründen in abgeschwächter Form vor. Es wird dann als Du oder Dweak (=Dschwach) bezeichnet. Für die Transfusion stellen solche Patienten gewissermaßen ein Mittelding zwischen Rhesus positiv und Rhesus negativ dar: wenn sie Blut bekommen, gibt man ihnen Rhesus negatives Blut; wenn sie Blut spenden, gilt ihr Blut als Rhesus positiv.

Universalspender
Blutgruppe 0 wird manchmal als Universalspender bezeichnet, was für Notfälle auch zutrifft. Ist blutgruppengleiches Blut vorhanden, ist dieses in jedem Fall vorzuziehen.

Universalempfänger
Menschen der Blutgruppe AB können im Notfall auch mit der Blutgruppe A, B oder auch 0 transfundiert werden. Ist blutgruppengleiches Blut vorhanden, ist dieses in jedem Fall vorzuziehen.

Erbgang AB0
Die Blutgruppenmerkmale A und B sind kodominant, während 0 stumm ist. Hat jemand Blutgruppe 0 ist er genetisch 00. Hat jemand Blutgruppe A, kann er genetisch A0 oder AA sein. Hat jemand Blutgruppe B, kann er genetisch B0 oder BB sein. Bei Blutgruppe AB ist auch der Genotyp AB.

Daraus folgt:

Elternteil 1 Elternteil 2 Mögliche Gruppen des Kindes*
0 0 0
A 0 A, 0
B 0 B, 0
AB 0 A, B
0 A A, 0
A A A, 0
B A A, B, 0, AB
AB A A, B, AB
0 B B, 0
A B A, B, 0, AB
B B B, 0
AB B A, B, AB
0 AB A, B
A AB A, B, AB
B AB A, B, AB
AB AB A, B, AB

*Selten aber manchmal doch stehen falsche Blutgruppen in den Blutgruppenausweisen, Mutter-Kind-Pässen oder ähnlichen Dokumenten. Auch gibt es seltene Blutgruppenvarianten, z.B. solche, die wie AB aussehen, in Wirklichkeit aber nicht AB sind (sog. cis-AB). Bevor man also Verdächtigungen erwägt, sollte man die Befunde mit einer genetischen Untersuchung absichern. Außerdem kann nach Spezialbehandlungen (Knochenmarkstransplantation) die Blutgruppe eines Menschen wechseln.

 

Erbgang Rhesus

  • Sind beide Elternteile Rhesus-negativ, ist auch das Kind Rhesus-negativ.
  • Ist ein Elternteil negativ und der andere positiv, dann wird (je nach Genotyp des positiven Teils) jedes oder statistisch betrachtet jedes 2. Kind Rhesus positiv.
  • Sind beide Elternteile Rhesus-positiv wird (je nach Genotyp der Eltern) jedes oder 3 von 4 Kindern Rhesus-positiv.

 

Rhesusinkompatibilität, Morbus haemolyticus neonatorum
Ist eine Rhesus-negative Mutter mit einem Rhesus-positiven Kind schwanger, kann sie Antikörper gegen die Rhesus-positiven Blutkörperchen des Kindes bilden. Meist schadet das erst dem zweiten Rhesus-positiven Kind. Diese Krankheit nennt man auch Morbus haemolyticus neonatorum. Durch rechtzeitige sog. Rhesusprophylaxe kann man diese Probleme heute vermeiden, sofern die vorgeschlagenen Schwangerschaftsuntersuchungen eingehalten werden.
Ist das Kind Rhesus-negativ, die Mutter aber Rhesus-positiv oder haben beide den gleichen Rhesusfaktor, gibt es keine Probleme.

 

AB0-Inkompatibilität (=AB0-"Nicht-Übereinstimmung")
Äußerst selten kann es zu meist geringen Problemen kommen, wenn die Mutter Blutgruppe 0 hat, das Kind aber nicht.

 

   

 

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Letzte Änderung 2005-04-10

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