Grafik

SCREENINGTESTS (SUCHTESTS):
SINN UND PROBLEMATIK


Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
Wegen der Problematik von Screeningtests sei ihnen ein kleiner, eigener Abschnitt gewidmet.

 

Aufzählung Was ist ein Screeningtest?
Aufzählung Welche Eigenschaften sollte ein Screeningtest haben?
Aufzählung Worin liegt die Problematik von Screeningtests?

Was ist ein Screeningtest? Zum Seitenanfang
Ein Screeningtest ist eigentlich nichts besonderes. Es ist ein ganz normaler Labortest, den man zur Suche meist nach einer bestimmten Erkrankung bei einer größeren Personengruppe einsetzt. Er wird auch als Suchtest oder Siebtest bezeichnet.
Jeder Test könnte prinzipiell als Screeningtest eingesetzt werden, aber nicht jeder hat die richtigen Qualitäten, um ein guter Screeningtest zu sein.

Welche Eigenschaften sollte ein guter Screeningtest haben? Zum Seitenanfang
Von der labormedizinischen Seite sollte ein Screeningtest eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen. Das heißt, er sollte so empfindlich sein, dass er alle Kranken erkennt und trotzdem Gesunde nicht fälschlicherweise als krank einstuft.
Abgesehen von diesen diagnostischen Eigenschaften sollte ein Screeningtest einfach durchzuführen, für den Patienten nicht belastend und natürlich auch möglichst billig sein.

Worin liegt die Problematik von Screeningtests? Zum Seitenanfang
1. Kein Test ist perfekt
Wie oben beschrieben, soll ein Screeningtest alle Kranken erkennen, ohne auch nur einen Gesunden als krank einzustufen. Meist lassen sich nicht beide Forderungen gleichzeitig erfüllen und so muss man einen Kompromiss zwischen der Empfindlichkeit eines Tests und seiner Spezifität eingehen. Daraus folgt, dass
  • praktisch jeder Screeningtest falsch positive Resultate hat
    (D.h., wenn man positiv ist muss man noch lange nicht krank sein. Ein Bestätigungstest ist notwendig)
  • praktisch jeder Screeningtest auch falsch negative Resultate hat
    (D.h, auch wenn man negativ ist, gibt es keine 100%ige Sicherheit).

Bei der Entwicklung und Anwendung von Screeningtests kann man diese Testeigenschaften beeinflussen. Je nach Einsatzgebiet muss man sich entscheiden, ob man einen Test möchte, der möglichst keinen Krankheitsfall übersieht oder einen, der möglichst niemanden zu unrecht als krank bestimmt.

Diese Ausführungen erscheinen zwar selbstverständlich, trotzdem muss man bewusst machen, dass bei Screeningtests oft falsch positive Resultate in Kauf genommen werden und man sich daher bei einem positiven Ergebnis im Screeningtest nicht unnötig beunruhigen sollte.

2. Es werden Tests als Screeningtests verwendet, die sich dazu überhaupt nicht eignen
Dies findet insbesondere bei den sog. Tumormarkern statt. Diese werden oft völlig ungeachtet ihrer Eignung als Screeningtests missbraucht.
Das unwiderstehliche an diesen Tests scheint ihr Name zu sein. Natürlich suggeriert der Name Tumormarker, dass man damit Tumoren suchen und finden könnte. Das ist das eine Problem. Das zweite ist, dass dies für manche Tumormarker auch stimmt. Manche eignen sich tatsächlich als Screeningtests (das PSA für das Prostatakarzinom zum Beispiel). Andere eignen sich aber nicht als Screeningtests und werden dennoch als solche verwendet. Die Folge sind falsch positive Befunde, die oft aufwendige Folgeuntersuchungen nach sich ziehen und den Patienten unnötigerweise belasten.
Für die meisten Tumormarker gibt es ganz bestimmte Einsatzmöglichkeiten, eine unreflektierte Anwendung als Screeningtests ist abzulehnen.


Wichtige Hinweise: Die Website kann Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen nehmen wir gerne an, individuelle Anfragen können leider nicht beantwortet werden. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Die in med4you dargestellten Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch approbierte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med4you kann und darf nicht zur Diagnosestellung oder zum Durchführen von Behandlungen verwendet werden. Bitte Nutzungsvereinbarungen lesen. Reproduktionen gleich welcher Art, die über die private Nutzung hinausgehen, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Impressum.
 

E-Mail: med4you@gmx.at

Letzte Änderung 2004-08-09

Zum Seitenanfang