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Berufliche UV-Belastung im Bereich der Land- und Forstwirtschaft
:
Gefahren und Vorsorgemaßnahmen
Univ.-Prof. Dr. med. univ. Harald Maier

UV-Belastung bei der Arbeit im Freien

Die Rationalisierung des Arbeitsprozesses hat zu einer kontinuierlichen Abnahme der in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Bevölkerung geführt. Trotzdem haben Mechanisierung und Automatisierung wenig an der Verbundenheit der bäuerlichen Bevölkerung mit ihrer Umwelt geändert. Nach wie vor obliegt der Bauernschaft die Bewahrung und Nutzbarmachung des wertvollsten materiellen Guts der menschlichen Gesellschaft, der Kulturlandschaft. Die Erfüllung dieser Aufgabe setzt einen regelmäßigen und langzeitigen Aufenthalt im Freien voraus. Ob es sich um Aussaat oder Ernte handelt, stets sind es die Schönwetterperioden, die am intensivsten für die Arbeit in der Landwirtschaft genützt werden.
Dabei ist man der UV-Strahlung ausgesetzt. Und während die Pflanzen ultraviolette (UV) Strahlung zum Wachstum benötigen, ist die UV Strahlung für Menschen (und Tiere) ein wichtiger Schadfaktor.

 

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Was ist UV Strahlung?

Die UV Strahlung ist ein Teil der elektromagnetischen Strahlung, die von der Sonne ausgesandt wird. Bevor die ultraviolette Strahlung auf die Erdoberfläche trifft, wird sie durch die Atmosphäre in charakteristischer Weise gefiltert:

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Die kurzwellige UVC Strahlung wird von der Ozonschicht zu 100 %, die mittelwellige UVB Strahlung zu 95 % gefiltert. Nur die langwellige UVA Strahlung erreicht praktisch ungefiltert die Oberfläche. Darum ist die Ozonschicht von so großer Bedeutung für die Gesundheit des Menschen. Verdünnungen dieser Schicht ("Ozonloch"), sei es durch natürliche Ereignisse (z.B. Vulkanausbrüche) oder durch die Umweltverschmutzung (z.B. Fluorkohlenwasserstoffe), führen zu einer verstärkten Durchlässigkeit der Atmosphäre für die schädlichere UVB Strahlung. Auch andere atmosphärische Erscheinungen (z.B. Wolken) beeinflussen die Intensität der auf die Erdoberfläche auftreffenden ultravioletten Strahlung.
 

Die UV-Strahlung

Das Spektrum des für den Menschen sichtbaren Lichts reicht von rot bis violett. Elektromagnetische Strahlung mit noch kleinerer Wellenlänge als violett (kleiner als 400 nanometer [nm]) ist nicht sichtbar. Sie wird als Ultraviolettstrahlung bezeichnet und in 3 Bereiche unterteilt:
  1. UVA Strahlung (315-400nm)
    Führt auch zur Hautalterung und kann in hohen Dosen zu Sonnenbränden führen. Im Tierversuch krebserrregend. Dringt durch Fensterglas.
  2. UVB-Strahlung (280-315nm)
    Hauptverantwortlich für die Entstehung des Sonnenbrandes, der Hautalterung und für die Entstehung von Hautkrebs. Durchdringt Fensterglas nicht, wohl aber Wasser.
  3. UVC-Strahlung (100-280nm)
    UVC Strahlung der Sonne wird praktisch vollständig durch die Ozonschicht abgefiltert.

Spektrum des sichtbaren Lichts und des UV-Bereichs

 

Einfluss von Tageszeit, geografischer Breite und Höhenlage

Darüber hinaus hängt die Intensität der UV Strahlung von der Tageszeit, der Jahreszeit, der geografischen Breite und der Höhe über dem Meeresspiegel ab. In der Zeit zwischen 11.00 und 15.00 Uhr ist die UVB Einstrahlung am höchsten. Aus diesem Grund sollte man sich während dieser Zeit nicht ungeschützt der Sonne aussetzen. Global gesehen ist die Strahlungsintensität am Äquator am größten. Je weiter daher ein Ort vom Äquator entfernt ist (Zunahme der geografischen Breite) , desto geringer wird die Strahlungsintensität. Für den alpinen Raum ist die Höhe über dem Meeresspiegel von großer Bedeutung. Je höher ein Ort (Bergbauernregionen) liegt, umso größer ist der eingestrahlte UVB Anteil. Die schwersten Sonnenbrände entwickeln sich daher auch nach einem Aufenthalt am Gletscher.

 

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Gefahr Sonne oder modische Bräune

Die Gefahren, die von der Sonne ausgehen, sind den Menschen schon seit Jahrtausenden bewusst. So leitet sich die Bezeichnung, die man chronischen Sonnenschäden der Haut gab, von den Berufen ab, die sich lange und regelmäßig im Freien aufhalten müssen ("Landmann- oder Seemannshaut"). Bildliche Darstellungen von der Antike bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zeigen, dass die Menschen sich durch das Tragen von Kopfbedeckungen und Kleidern vor den negativen Auswirkungen der Sonne zu schützen wussten. Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts fand eine dramatische Änderung der Einstellung der Sonne gegenüber statt. Im Rahmen der Freikörperkultur befreiten sich deren Anhänger von den "beengenden" Kleidern und sonnten sich ungeschützt. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich auch ein neues Schönheitsideal, das gut gebräunte Haut mit den Attributen jung, attraktiv und gesund verband. Derzeit setzen sich hellhäutige Menschen aus den hochentwickelten Industriestaaten auf der Suche nach der ersehnten Hautbräune in ihrer Freizeit in erschreckend hohem Maße der Sonnenstrahlung aus und überbrücken die sonnenarme Jahreszeit durch den Besuch von Solarien. Akute und chronische, durch UV Strahlung hervorgerufene Gesundheitsschäden nehmen daher in diesen Ländern in dramatischer Weise zu. Experten prognostizieren für die kommenden Jahrzehnte sogar epidemischen Ausmaße der Sonnenschäden der Haut, die neben dem persönlichen Leid, eine Belastung des Gesundheitsbudgets mit sich bringen werden.

 

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Über das berufliche UV Risiko ist wenig bekannt

Während die gewollte UV Bestrahlung in der Freizeit wissenschaftlich bereits sehr gut untersucht ist, steht die Untersuchung der berufsbedingten UV Belastung der arbeitenden Bevölkerung erst am Anfang. Besonders schlecht ist es dabei um die Berufe aus der Land- und Forstwirtschaft bestellt. So liegen aus dem zentraleuropäischen Raum überhaupt keine Daten vor. Dabei zeigte sich in Studien aus den USA und Kanada, dass eine bessere Information der Bauernschaft über die Gefahren der Sonnenstrahlung zu einer erhöhten Bereitschaft führen, persönliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

 

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Welche Schäden verursacht die UV Strahlung?

Die ultraviolette Strahlung kann Bausteine des Lebens (Erbsubstanz, Eiweisskörper, Fette) verändern und auf diese Weise Krankheiten verursachen. Zahllose Daten aus verschiedensten Untersuchungen beweisen, dass die UV Strahlung der bedeutendste Umweltschadfaktor ist, der auf den Menschen einwirkt. Die ultraviolette Strahlung schwächt die Abwehrkraft der Haut, führt zu vorzeitiger Hautalterung und kann Hautkrebs auslösen. Bei der bäuerlichen Bevölkerung liegt das Risiko für alle diese Schäden deutlich über dem Risiko der nicht-bäuerlichen Bevölkerung. Besonders hoch ist das Lippenkrebsrisiko. Nur das Melanom, der bösartige Krebs der Pigmentzellen, zeigt ein anderes Verhalten. Hier ist das Risiko der Bevölkerung, die nicht regelmäßig im Freien arbeitet, höher als das der Bauernschaft. Man erklärt diesen Umstand durch die schweren Sonnenbrände, die sich diese Personen bei ihrem Bestreben, so rasch als möglich braun zu werden, zuziehen. In der bäuerlichen Bevölkerung kommt in erster Linie eine weniger bösartige Variante des Melanoms an langfristig der Sonne ausgesetzten Hautstellen vor.

 

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Zusätzliche Risiken in der Land- und Forstwirtschaft

Das Zusammenwirken bestimmter chemischer Substanzen (Pestizide, Fungizide, Herbizide, Futterzusätze), die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, mit UV Strahlung kann zu krankhaften Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (phototoxische/photoallergische Reaktionen) führen. Diese machen sich als juckende/brennende Hautausschläge an den sonnenbeschienenen Hautarealen bemerkbar und verschlimmern sich bei jedem neuen Kontakt. Auch Medikamente, die wegen anderen Erkrankungen eingenommen werden (z.B. Antibiotika, Entwässerungsmittel), können die Haut des Patienten lichtempfindlich machen und zu einer verstärkten Sonnenbrandreaktion führen. In beiden Fällen muss das Medikament unbedingt abgesetzt werden.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass sich die bäuerliche Bevölkerung, verglichen mit anderen Bevölkerungsschichten, nach wie vor seltener und später dazu entschließt ärztliche Hilfe und regelmäßige Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen.

 

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Wie schützt man vor den Gefahren der Sonne?

Die beste Art der Risikominimierung ist ein konsequent durchgeführter Sonnenschutz. Die Tätigkeit in der Landwirtschaft bedarf aber sehr gezielter Schutzmaßnahmen. Eine Verlegung der Arbeitszeit auf den Vormittag oder späten Nachmittag ist im bäuerlichen Alltag kaum möglich. Auch die Einbringung der Ernte kann im Wesentlichen nur bei Schönwetter erfolgen und bekanntlich ist natürlicher Schatten durch Bäume auf dem Feld kaum zu finden.

  • Der persönliche Sonnenschutz beginnt bei der richtigen Einstufung der persönlichen Sonnenempfindlichkeit. Je hellhäutiger ein Mensch ist, umso vorsichtiger muss er mit der UV Strahlung umgehen. Menschen, die dem empfindlichsten Hauttyp I (rotblondes Haar, blaue Augen, Sommersprossen) angehören, sollten daher besonders sorgsam sein.
  • Eine bedeutende Schutzwirkung kommt den Sicherheitsdächern der modernen Landmaschinen zu. Sie bewahren nicht nur vor Verletzungen beim Überrollen des Fahrzeugs sondern spenden auch Schatten. Die Schutzverglasung filtert UVB, vorausgesetzt die Kabinenfenster werden während des Einsatzes nicht hochgeschwenkt.
  • Das Tragen von breitkrempigen Hüten und fest gewebten Kleidern aus Naturfasern sollte wieder verstärkt ins Bewusstsein der bäuerlichen Bevölkerung gerückt werden, denn mehr und mehr gerät diese wichtige Maßnahme des UV Schutzes bei den Jungbauern in Vergessenheit.
  • Jene Hautareale, die man nicht durch Kleider schützen kann (Gesicht, Nacken, Hände, Unterschenkel bei Frauen), müssen durch hochwertige Sonnenschutzmittel geschützt werden.
    Bei der Auswahl des geeigneten Sonnenschutzmittels sollte auf folgende Qualitätsmerkmale geachtet werden: Breitspektrumschutz (UVA und UVB Schutz), hoher Sonnenschutzfaktor (SPF größer als 15) und Photostabilität. Der Konsument sollte sich beim Kauf von geschultem Verkaufspersonal beraten lassen, denn der Preis des Produkts sagt nichts über dessen Qualität aus. Genauso wichtig wie die richtige Produktwahl ist seine korrekte Anwendung. Das Sonnenschutzmittel sollte 20 Minuten vor der Ausfahrt aufs Feld in ausreichender Menge aufgetragen und die Anwendung regelmäßig (ca. alle 1 ½ Stunden ) wiederholt werden. Bekanntlich wird die Sonnenschutzmittelschicht durch Schwitzen und Wischen verdünnt und gewährleistet dann keinen ausreichenden Schutz mehr.
  • Auf Nase, Ohren, Lippen und Hände darf auf keinen Fall vergessen werden, da diese Areale bevorzugte Stellen für das Auftreten von Hautkrebs sind. Zusätzlich zu den Sonnenschutzcremen ist die Anwendung eines vor UV Strahlung schützenden Lippenstiftes sinnvoll.
  • Wenig bekannt ist die Bedeutung von Sonnenbrillen als Teil eines umfassenden Sonnenschutzes. Aus medizinischer Sicht sollten Brillen mit hochwertigen Gläsern ehestbaldig Einzug in den bäuerlichen Alltag halten. Sie bewahren vor Überblendung und schützen vor der vorzeitigen Entwicklung einer Augenlinsentrübung (Grauer Star).

 

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Auch Angehörige (Kinder!!) sind zu schützen!

Es versteht sich von selbst, dass UV Schutz nicht nur von der arbeitenden bäuerlichen Bevölkerung, sondern auch von deren Angehörigen betrieben werden sollte. Die kindliche Haut ist besonders empfindlich und Sonnenbrände in der Kindheit können zu schweren Hautschäden im späteren Leben führen.

 

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Schlussfolgerung

Meine persönliche Erfahrung und die einschlägige wissenschaftliche Literatur zeigen, dass auf dem Gebiet der UV Vorsorge in der bäuerlichen Bevölkerung bei allen Beteiligten ein großer Nachholbedarf besteht. Es muss das Verständnis erweckt werden, dass der sorgsame Umgang mit der Sonnenstrahlung und gezielte Vorsorgemaßnahmen die wichtigsten Faktoren für die Verminderung des Risikos durch UV Strahlung sind.

 

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Sonnenschutz auf einen Blick
 
  • Richtiges Einschätzen der persönlichen Sonnenempfindlichkeit
  • Schatten durch Schutzdächer von Landmaschinen
  • Dicht gewebte Bekleidung aus Naturfasern
  • Sonnenhut
  • Sonnenbrille
  • Hochwertige Sonnenschutzmittel
  • Sonnenschutzlippenstifte !!!
  • Sonnenschutzmittel und -lippenstifte 20 Minuten vorher auftragen, Auftragen regelmäßig wiederholen, dick auftragen
  • Nase, Ohren, Hände nicht vergessen
  • Kinder besonders schützen !!!

 

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Letzte Änderung 2004-03-18

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