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Solarien: Nutzen und Gefahren

Univ.-Prof. Dr.med. Harald Maier

Bräune liegt im Trend

Nach dem Ende des I. Weltkrieges kam es in der hellhäutigen Bevölkerung der westlichen Welt zu einem Wandel im Umgang mit der Sonnenstrahlung und in Folge dessen zu einer Veränderung des Schönheitsideals. Während im 19. Jahrhundert ein heller Teint Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer sozial gehobenen Klasse war, steht dunkle Hautfarbe seit der Mitte des 20. Jahrhunderts für jung, attraktiv, dynamisch und erfolgreich. Neben der verstärkten Bräunung durch die Sonnenstrahlen (outdoor tanning) gehört der zunehmende Besuch künstlicher Bräunungseinrichtungen (indoor tanning) zu den Merkmalen der Freizeitkultur des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.

 

 

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Bräune kostet uns alle Geld

Hinter diesem Trend zur Bräune stehen auch große wirtschaftliche Interessen (Solarienhersteller und –betreiber). Nach vorsichtigen Schätzungen werden durch diesen Zweig der Freizeitwirtschaft weltweit eine Milliarde Dollar umgesetzt (Hurt, Freeman in Swerdlow, Weinstock, 1998). Den wirtschaftlichen Interessen der Bräunungsindustrie stehen aber die Interessen der Volkswirtschaft gegenüber, weil durch die Folgen des sorglosen Umgangs mit ultravioletter (UV) Strahlung mit großen finanziellen Belastungen zu rechnen ist. Internationale und nationale Fachverbände warnen davor, dass die langfristig entstehenden Sonnenschäden der Haut in den kommenden Jahrzehnten ein enormes Ausmaß erreichen werden (Lavker, 1995). Die laufend zunehmende Zahl an Bräunungseinrichtungen beweist, dass der Gipfel dieses Trends noch nicht erreicht ist. In Österreich gibt es ca. 60 gewerbliche Anbieter von Solarien pro 100.000 Einwohner, in Wien ca. 190 Einrichtungen (Schauberger et al, 1992).

 

 

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Solarienbetrieb muss reglementiert sein

Aus volksgesundheitlichen Überlegungen heraus, ist daher eine strenge Reglementierung der Solarienwirtschaft wünschenswert. Ein Rückzug des Staates aus diesem Bereich der Volksgesundheit würde aus medizinischer Sicht einen bedeutenden Rückschritt darstellen.
Was fehlende Überwachung der Bräunungsindustrie zur Folge haben kann, führt eine argentinische Studie vor Augen (Chouela et al, 1999). Bei einer verdeckten Umfrage in 52 Solarien zeigte sich, dass bei 35% der Betriebe niemand wusste, welche Strahlung die verwendeten Geräte erzeugen, schriftliches Informationsmaterial gab es nur in 7%, in nur 15% wurden die als Kunden getarnten Ärzte auf ein mögliches Gesundheitsrisiko hingewiesen und in 13% wurde ihnen mitgeteilt, dass man gefahrlos 3 bis 7 mal pro Tag ein Solarium besuchen könne und in 40 % wurde es den Besuchern freigestellt, wie oft pro Woche sie das Solarium benützen dürfen.
In Österreich unterliegt der Betrieb von Solarien gesetzlichen Rahmenbedingungen (Solarienverordnung, Gewerbeordnung, Akkreditierungsgesetz) und Normen. Während die Verordnungen Gesetzescharakter haben und ihre Einhaltung von der Verwaltungsbehörde überprüft werden kann, steht die Einhaltung der Normen einem Betrieb frei. An der Erarbeitung der Normen wirkten auch Vertreter der österreichischen Solarienwirtschaft mit. Durch diese Normen soll dem Wildwuchs in den eigenen Reihen besser entgegentreten werden. So entstand ein für alle Teile befriedigendes Regelwerk.

Verordnungen: Solarienverordnung, BGBl.147/1995; Gewerbeordnung, BGBl. 194/1994; Akkreditierungsgesetz, BGBl. 468/1992)
Normen: ÖVE/ÖNORM EN 60335-2-27; ÖNORM DIN 5050-1; Vornorm ÖNORM S 1132 inkl. Beiblatt 1; ÖNORM S 1131; ÖNORM Regel 191131.

 

 

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Was ist ein Solarium?

Unter einem Solarium versteht man eine Räumlichkeit, in der UV-Bestrahlungsgeräte für kosmetische Zwecke untergebracht sind. UV-Bestrahlungsgeräte sind Hautbestrahlungsgeräte, die UV Strahlung für nicht-medizinische Zwecke abstrahlen. Das Ziel der kosmetischen UV Strahlung ist die Erzielung einer Hautbräunung. Heimsonnen sind UV-Geräte, die im privaten, d.h. nicht gewerblichen Rahmen eingesetzt werden. Insgesamt werden 4 UV-(Geräte)Typen unterschieden, die Strahlung unterschiedlicher Qualität und Intensität abstrahlen.

 

 

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Geräte vom Typ 4 sind besonders problematisch

Eine medizinisch unbefriedigende Situation ergibt sich durch die Verwendung von UV-Bestrahlungsgeräten UV-Typ 4 in Solarien.

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Der Betrieb dieser Geräte, die einen hohen UVB Anteil aufweisen, wurde durch eine unklare Formulierung einer europäischen Norm ermöglicht. Dadurch ging die ursprüngliche Absicht verloren, diese Geräte nur für medizinische Zwecke und nur unter ärztlicher Aufsicht zum Einsatz zu bringen. Für die Solarienbetreiber ist dieser Gerätetyp von großem wirtschaftlichem Vorteil, da die Bestrahlung von mehr Kunden pro Zeiteinheit ermöglicht wird. Auf Basis eines Gutachtens (Maier, Schauberger, 1999) wurde in der Vornorm ÖNORM S 1132 nur ein reduzierter UV-(Geräte)Typ 4 zugelassen: die von den Geräten UV-Typ 4 abgegebenen UV Strahlen dürfen an Art und Intensität höchstens dem Sonnenlicht entsprechen.

Die UV-Strahlung

Das Spektrum des für den Menschen sichtbaren Lichts reicht von rot bis violett. Elektromagnetische Strahlung mit noch kleinerer Wellenlänge als violett (kleiner als 400 nanometer [nm]) ist nicht sichtbar. Sie wird als Ultraviolettstrahlung bezeichnet und in 3 Bereiche unterteilt:
  1. UVA Strahlung (315-400nm)
    Führt auch zur Hautalterung und kann in hohen Dosen zu Sonnenbränden führen. Im Tierversuch krebserrregend. Dringt durch Fensterglas.
  2. UVB-Strahlung (280-315nm)
    Hauptverantwortlich für die Entstehung des Sonnenbrandes, der Hautalterung und für die Entstehung von Hautkrebs. Durchdringt Fensterglas nicht, wohl aber Wasser.
  3. UVC-Strahlung (100-280nm)
    UVC Strahlung der Sonne wird praktisch vollständig durch die Ozonschicht abgefiltert.

Spektrum des sichtbaren Lichts und des UV-Bereichs

 

 

Warum ist der hohe UVB Anteil gefährlich?

Die medizinischen Vorbehalte gegen UV-(Geräte) des Typs 4 bestehen wegen des hohen Anteils an UVB Strahlen, der ein höheres Gesundheitsrisiko mit sich bringt. UVB ist ca. 1000 mal so stark biologisch wirksam wie UVA . Die höhere Wirksamkeit von UVB besteht für (fast) alle UV bedingten Hautschädigungen: Hautbräunung (Pigmentierung), Hautrötung (Erythem) und Hautkrebs (nicht-melanozytäre Hauttumore).

 

 

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Solarienbesucher haben öfter Melanome

Ein anderer bösartiger, meist in der Haut entstehender Tumor ist das Melanom, dass sich aus den Pigmentzellen der Haut entwickelt. Es gibt zahlreiche theoretische Überlegungen, sowie experimentelle und epidemiologische Daten, die wahrscheinlich machen, dass Melanome durch UV Bestrahlung zumindest mitverursacht werden. Von den Studien, die dem Zusammenhang zwischen Melanom und Solarienbesuch untersuchen, sollen zwei Arbeiten als Beispiele genannt werden. So zeigte sich in einer Studie, dass bei Personen, die Bräunungseinrichtungen besuchten, das Melanomrisiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe um das 2,9-fache erhöht war (Swerdlow et al, 1988). In einer anderen Untersuchung stellte sich heraus, dass Personen, die vor Vollendung ihres 30. Lebensjahrs mehr als 10 mal pro Jahr ein Solarium besucht hatten, um 7,7 mal häufiger ein Melanom entwickelten, als Personen einer Vergleichsgruppe (Westerdahl et al, 1994).

 

 

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Auch normales Sonnenbaden bringt Gefahr

Im Zusammenhang mit den Langzeitschäden der UV Strahlung darf allerdings nicht vergessen werden, dass die meisten Solarienbesucher auch häufiger sonnenbaden als Solarienvermeider. Dies führt ebenfalls zu einer deutlichen Zunahme des Hautkrebsrisikos (Diffey, 1987). In einer kürzlich erschienen Studie wurde gezeigt, dass der Anteil der Solarienbesucher unter Hautkrebspatienten (Basaliom, Plattenepithelkarzinom) signifikant höher war als in einer gesunden Vergleichsgruppe (Karagas et al, 2002). Aber auch in dieser Arbeit setzten sich die Krebspatienten häufiger der natürlichen Sonnenbestrahlung aus und schätzten ihre persönliche Sonnenempfindlichkeit als viel geringer ein, als sie es tatsächlich war. Daher fand sich in der Gruppe der Hautkrebspatienten eine deutlich größere Zahl von schweren Sonnenbränden pro Person.

 

 

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UV-Strahlung verursacht auch eine vorzeitige Alterung

Die vorzeitige Hautalterung ist eine weitere Folge der UV Strahlung. Man kann annehmen, dass 90% der Hautalterung auf UV Strahlung und nur 10% auf natürliche Alterungsvorgänge zurückzuführen ist. Wenn regelmäßige Solarienbesucher schon das Krebsrisiko verdrängen oder in Kauf nehmen, sollte ihnen wenigstens die vorzeitige Hautalterung, die kein Risiko sondern unausweichliche Folge häufiger UV-Bestrahlung ist, zu denken geben.

 

 

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Der Nutzen von Solarien

Der Nutzen von Solarien beschränkt sich auf eine Vorbereitung der Haut auf einen Sonnenurlaub. Durch Solarienvorbestrahlung kann ein beschränkter Eigenschutz (Pigmentierung, Hautverdickung) erzielt werden, der aber nicht überschätzt werden darf. Die Haut eines gut vorgebräunten Europäers (Hautfototyp 3 und 4) entwickelt einen Eigenschutz, der einem Sonnenschutzfaktor 4 bis 6 entspricht. Dieser Schutz ist aber viel zu gering, um sich sorglos an einem südlichen Urlaubsort der Sonne auszusetzen. Sehr empfindliche Menschen (Hautfototyp 1), die am ehesten von einer Abhärtung profitieren würden, bräunen bekanntlich nie. Ihnen wird auch in den neuen Solariennormen von einem Solarienbesuch dringend abgeraten. Hautkrankheiten dürfen in Solarien nicht behandelt werden. Die Behandlung von Hautkrankheiten durch UV-Strahlung muss mit UV-Therapiegeräten durchgeführt werden und muss von einem Arzt überwacht werden.
 

Photobiologische Hauttypen der Europäer
Hauttyp I II III IV
Haut hell hell hellbraun braun
Haare rötlich bis rotblond blond bis hellbraun dunkelblond bis braun dunkelbraun
Augen blau, grün blau, grau, braun braun braun
Sonnenbrand immer immer selten nie
Bräunung nie wenig gut immer

 

 

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Literatur

CIE. A reference action spectrum for ultraviolet induced erythema in human skin. Cie Research Note. CIE Journal 1987; 6: 17-22.

Chouela E, et al. Sunbed use in Buenos Aires, Argentinia. Photoderm Photoimmunol Photomed 1999; 100-3.

De Gruijl, et al. Wavelength dependence of skin cancer induction by ultraviolet radiation of albino hairless mice. Cancer Res 1993; 53: 53-60.

Diffey BL. Analysis of the risk of skin cancer from sunlight and solaria in subjects living in Northern Europe. Photodermatol 1987; 4: 118-26.

Hurt P, Freedman R. Welcome to sun industries: Exploring the profit potential of the sun. Sun Magazine;4:5.

Karagas MR, et al. Use of tanning devices and risk of basal cell ans squamous cell skin cancer. J Natl Cancer Inst 2002; 94: 224-6.

Lavker RM. Cutaneous aging: Chronologic versus photoaging. In: Gilchrest BA. Photodamage. 1st edn 1995; Oxford: Blackwell Science:123-35.

Maier H, Schauberger G. Gesundheitliche Verträglichkeit von Solarien. Photobiologische und strahlenphysikalische Aspekte von Solarien. 1. Auflage 1999; Wien: Arbeitskreis Sonne.

Schauberger G, et al. Verbreitung und Nutzung von Solarien in Österreich. Aktuelle Dermatologie 1992; 18: 303-8.

Swerdlow, et al. Fluorescent lights, ultraviolet lamps, and risk of cutaneous melanoma. Br Med J 1988; 297: 647-50.

Swerdlow AJ, Weinstock MA. Do tanning lamps cause melanoma? An epidemiologic assessment. J Am Acad Dermatol 1998; 38:89-98.

Westerdahl J, et al. Use of sunbeds or sunlamps and malignant melanoma in Southern Sweden. Am J Epidemiol 1994; 140: 691-9.

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Letzte Änderung 2002-10-14

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